Nach einem Jahr Wahlkampf und Rekordausgaben von rund zwei Milliarden US-Dollar haben heute die Wähler das Wort.

Nach einem Jahr Wahlkampf und Rekordausgaben von rund zwei Milliarden US-Dollar haben heute die Wähler das Wort. Die letzten Umfragen deuten darauf hin, dass die Amerikaner nach all den Kosten, Drama und einem der hässlichsten Wahlkämpfe seit Gedenken den Status Quo in Washington bestätigen werden. Obama bleibt im Weißen Haus, die Demokraten kontrollieren weiterhin den US-Senat und die Republikaner das Repräsentantenhaus. Willkommen zu vier weiteren Jahren an Lähmung in Washington.

So steht es in den letzen Umfragen im Rennen um das Weiße Haus:

US-Präsident Barack Obama liegt national in dem von Real Clear Politics ermittelten Durchschnitt der relevanten Erhebungen mit 48,8 Prozent um 0,7 Punkte vor Romney der auf 48,1 Prozent kommt. Mit Ausnahme des konservativen Instituts Rassmussen und Gallup, die Romney mit einem Punkt vorn sehen, führt Obama in den Umfragen mit mehr als 2.000 Teilnehmern. PEW, die Washington Post und YouGov haben Obama zwischen zwei und drei Punkten vorn.

Wichtiger als der nationale Aufwärtstrend für Obama sind die Ergebnisse in den acht Swing-States. North Carolina ist der einzige Bundesstaat in dem Romney in dem von Pollster.Com ermittelten Durchschnittswert mit zwei Punkten einen klaren Vorsprung hält. In Florida führt er mit hauchdünnen 0,3 Punkten. Überall sonst liegt Obama vorn. Von einer Nasenlänge in Colorado (+0,9) über eine klare Führung in New Hampshire (+2,3) bis hin zu einer komfortablen Führung in Ohio (+3.5). Die RCP-Mittelwerte sind nur marginal verschieden. Auch hier führt Romney nur in zwei Bundesstaaten.

Der Statistik-Experte der New York Times Nate Silver, dessen unbestechliche Methodik in der Vergangenheit zu akkuraten Prognosen geführt hat, sieht Obamas Chance die Wahlen zu gewinnen bei 92 Prozent.

Die Buchmacher sehen Obama ebenfalls vorn. Bei Intratrade wetten 67,2 Prozent auf seinen Sieg. Betfair sieht Obama bei 76,6 Prozent

Während der Präsident und sein Team Selbstbewusstsein und Siegeszuversicht ausstrahlen, hoffen Romney und seine Strategen auf systematische Fehler in den Umfragen und auf Wähler, die sich in letzter Minute “en masse” für den Herausforderer entscheiden. Bisher deutet wenig darauf in dem empirischen Material hin. In einem knappen Rennen sind solche Verschiebungen aber immer möglich.

Das andere Argument für den Republikaner ist, dass mit Ausnahme von 2004 die bis zum Schluss Unentschiedenen in der Regel sich mit deutlicher Mehrheit gegen den Amtsinhaber entscheiden. Wahlforscher sehen in ihren Daten zurzeit jedoch nichts, das auf ein solches Szenario hindeutete.

Schwer abzuschätzen ist darüber hinaus der Einfluss der Frühwahlen. In Bundesstaaten wie Colorado, Ohio, Florida und North Carolina haben bis zur Hälfte der Wähler bereits ihre Stimme abgegeben. Unklar bleibt auch, ob die Probleme bei der Stimmabgabe, wie endlose Schlangen in Wahllokalen mit hohem Anteil an demokratischen Wählern Bürger abgeschreckt haben.

Eine weitere Unbekannte ist der Einfluss von Hurrikan “Sandy”. Die Umfragen signalisieren, dass Obama sich mit seinem Einsatz einen Gefallen getan hat. Rund sieben von zehn Amerikanern loben seine Reaktion auf den Sturm. Vor allem bei den Unabhängigen Wählern hat der Präsident gepunktet.

Fazit: Obama geht mit einem leichten Vorteil in den Wahltag. Ob er am Ende des Tages immer noch Präsident ist, bleibt jedermanns Wette. Der “Spinmeister” stellt sich auf die Seite der übergroßen Mehrheit an US-Analysten, Meinungsforschern und Kommentatoren, die von einem Sieg des Amtsinhaber ausgehen.

Es kann aber auch anders kommen. Das schöne in der Demokratie ist, dass am Ende die Wähler entscheiden. Ihr Verdikt wird nun mit Spannung erwartet.