Barack Obama mit seiner Familie: Frau Michelle (links) und die Töchter Malia Ann (rechts) und Sasha. Foto: Spang

Obama 2.0 präsentiert sich nüchterner, ernster und kämpferischer als der Barack Obama von vor vier Jahren.  

Obama 2.0 präsentiert sich nüchterner, ernster und kämpferischer als der Barack Obama von vor vier Jahren. In Charlotte trat er als Präsident vor den Parteitag, nicht bloß als Kandidat. Die großen Visionen treten hinter den konkreten Problemen zurück. Obama weiß, dass viele Amerikaner sich mehr von dem “Yes-We-Can”-Präsidenten erhofft hatten. Gemessen an der Größe des vom sinem Vorgänger hinterlassenen Scherbenhaufens zu viel.

Deshalb musste der erste schwarze Präsident im Weißen Haus Erwartungsdiät betreiben. „Sie haben mich nicht gewählt, damit ich Ihnen sage, was sie hören wollen. Sie haben mich gewählt, um die Wahrheit zu hören,“ erinnert Obama seine Landsleute. „Die Wahrheit ist, es wird länger als ein paar Jahre dauern, die Herausforderungen zu lösen, die sich über Jahrzehnte aufgebaut haben.“ Mit gerade einmal 96.000 neuen Jobs im August, lieferte die jüngste Arbeitslosenstatistik an diesem Freitag den Beleg dafür.

Die Verteidigung seiner Leistungsbilanz hatte Obama Ex-Präsident Bill Clinton überlassen, der tags zuvor in einer brillanten Rede meinte, kein Präsident hätte es geschafft, das vorgefundene Chaos in einer Amtszeit zu beseitigen. Der erste schwarze Präsidenten im Weißen Haus richtete den Blick nach vorn. „Unsere Probleme können gelöst werden. Unsere Herausforderungen können bestanden werden. Der Pfad, den wir anbieten, mag schwieriger sein, führt aber zu einem besseren Ziel.“

Obama bleibt weit davon entfernt, große neue Ziele für eine zweite Amtszeit anzukündigen

Ein rundherum ungewöhnliches Versprechen für einen Wahlkämpfer. Noch dazu für einen wie Obama, der vor vier Jahren viele seiner Anhänger träumen ließ. Der verwandelte Obama bietet nun eine Politik der kleinen Schritte an. Er verspricht den Schuldenberg um vier Billionen US-Dollar abzubauen, neue Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe zu fördern, den College-Besuch wieder bezahlbar zu machen, in Energieunabhängigkeit, eine moderne Infrastruktur und eine saubere Umwelt zu investieren. Außenpolitisch werde er dafür sorgen, die richtigen Prioritäten zu setzen. Er erinnerte an das Ende des Irak-Kriegs, den bevorstehenden Rückzug aus Afghanistan und den erfolgreichen Schlag gegen Osama-bin-Laden.

So weit, so gut. Obama bleibt aber weit davon entfernt, große neue Ziele für eine zweite Amtszeit anzukündigen. Das überlässt er Mitt Romney, der bisher noch nicht verraten hat, wie er mit weiteren Steuersenkungen und einer massiven Aufstockung der Rüstungsausgaben sparen will. Wohin diese Aritmetik führt, haben die Bush-Jahre gezeigt.

Obama hielt mehr eine “State-of-the-Union”-Ansprache als eine Wahlkampfrede. Verglichen mit der Bill Clintons oder der von First Lady Michelle blieb der Präsident hinter den Erwartungen zurück. Einige Kommentatoren fanden sie fad. Der Mann kann es den Medien nur schwer recht machen. Entscheidet er sich für mehr Prosa, wird die Poesie vermisst. Wird er zu blumig, muss er sich vorhalten lassen, zu wenig konkret zu sein.

Die Rede gehörte nicht zu den besten, die er gehalten hat, erfüllte aber ihren Zweck: Eine klare Alternative aufzuzeigen. Darauf lief die gesamte Choreografie des Parteitags der Demokraten hinaus, der insgesamt ein enormes Maß an Begeisterung ud Energie verspüren ließ. Obama hat die Alternative klar zugespitz: Mit ihm vorwärts oder volle Kraft zurück mit Retro-Kandidat Romney.