Bei der dritten und letzten Präsidentschaftsdebatte an der Lynn University in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida soll es diesmal ausschließlich um die Außenpolitik gehen. Foto: Spang

Heute haben Barack Obama und Mitt Romney das letzte Mal vor den Wahlen die Chance, ein zweistelliges Millionen-Publikum zu erreichen  

Heute haben Barack Obama und Mitt Romney das letzte Mal vor den Wahlen die Chance, ein zweistelliges Millionen-Publikum zu erreichen. Bei der dritten und letzten Präsidentschaftsdebatte an der Lynn University in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida soll es diesmal ausschließlich um die Außenpolitik gehen. Eigentlich eine klare Sache für Obama, sollte man meinen. Der Präsident hat den Krieg in Irak beendet, den Rückzug aus Afghanistan eingeleitet und allen voran Osama bin-Laden zur Strecke gebracht. Nebenbei schalteten die Amerikaner mit ihrem Drohnen-Krieg fast die gesamt Führungsriege der El-Kaida aus.

Erstmals hat ein Demokrat in der Außen- und Sicherheitspolitik die Nase vor einem Republikaner. Aber nicht mehr so deutlich wie noch vor der ersten Debatte als Obama mit 15 Prozent Abstand bei diesen Themen führte. Romney gelang es den Vorsprung auf vier Punkte abzuschmelzen und steigt trotz seiner zahllosen außenpolitischen Patzer als ebenbürtiger Partner in den Ring.

Die Politologin Susan MacManus meinte in einem exklusiven Interview mit dem Spinmeister in Boca Raton, sie rechne damit, dass sich die Kandidaten nicht daran halten werden, nur über Außenpolitik zu sprechen. “Sie werden versuchen Brücken zu schlagen, um Jobs und Handelspolitik zu thematisieren.” Nachdem Romney klar die erste Debatte gewonnen hat und Obama weniger deutlich die zweite Debatte entschied, werde dieses Aufeinandertreffen erneut mit großer Spannung erwartet. “Manchmal ist der letzte Eindruck der, der hängen bleibt.”

Florida wird ganz besonders genau hinschauen, was die Kandidaten zu sagen haben. Hier stehen die Wahlen wieder einmal auf des Messers Schneide. Und hier gibt es drei Schlüsselgruppen, die den Ausgang am 6. November in die eine oder andere Richtung beeinflussen können.

Der Casino-Milliardär aus Las Vegas und Likud-Sponsor Sheldon Adleson pumpt Millionen in den Sonnenstaat, um Obama ein paar Prozentpunkte bei den jüdischen Wählern wegzunehmen. Obwohl die jüdische Gemeinde nur halb so viele Wahlberechtigte hat wie die Latinos gehen die rund 640.000 Juden in absoluten Zahlen gleichstark wählen. Falls es den Republikanern gelingt, genügend Juden abspenstig zu machen, könnte dies reichen, die Waage in die eine oder andere Richtung zu neigen. Von den Eindrücken vor Ort bleibt allerdings zweifelhaft, ob Sheldon und Romney Erfolg haben werden.

Umgekehrt hofft Obama, ein paar Stimmen von der jünger werdenden kubanischen Gemeinde rüberziehen zu können. Insbesondere unter den Neuankömmlingen der letzten 20 Jahre sind die Lockerungen im Reiseverkehr und die Erlaubnis Geld zu deren Familien zu schicken populär. “Ich glaube, dass viele anders wählen, als sie öffentlich sagen”, beobachtet Neli Santamarina, die an der Calle Ocho in Miami mit dem “Tinta y Cafe” einen beliebten Treffpunkt für Reformer unterhält. “Die alte Garde dominiert noch immer, verliert aber an Einfluss.”

Schließlich weiß niemand, wie sich bei der schwarzen Gemeinde von Florida die Änderungen der Wahlgesetze auswirken. Der republikanische Gouverneur hat mit seiner Mehrheit im Staatshaus dafür gesorgt, dass der letzte Tag der Frühwahlen am Samstag vor dem letzten Sonntag vor den Wahlen liegt. Ein gezielter Schlag gegen die Tradition der schwarzen Kirchen, arme Wählern an diesem Tag zu den Wahllokalen zu fahren. “Souls to the Polls” muss deshalb einen Sonntag vorher stattfinden. Das könnte Obama wertvolle Prozente kosten.

Politologin MacManus glaubt, am Ende werde es in Florida darauf ankommen, wer tatsächlich zur Wahl geht. Die Mobilisierung durch die Wahlkampagnen sei entscheidend. Ob es noch unentschiedene Wähler gibt? “Vielleicht noch zwei oder drei Prozent."