Obama muss den Blick nach vorn werfen, wie einst Bill Clinton, der 1996 den farblosen Bob Dole als Agenten der Vergangenheit porträtierte. Foto: Spang

Der Countdown zum Obama-Parteitag in Charlotte läuft. Der Spinmeister hat sich auf dem Parteitagsgelände umgesehen.  

Der Countdown zum Obama-Parteitag in Charlotte läuft. Der Spinmeister hat sich bereits auf dem Parteitagsgelände umgesehen. Die Demokraten okkupieren fast die gesamte Innenstadt der Banken-Meteropole im Süden der USA. Die Polizei hat die Time Warner Arena und den Convention Center weiträumig abgesperrt.

Die Verkehrssituation verspricht die Logistik vor Ort zusätzlich zu erschweren. Parkplätze in der Nähe von Uptown Charlotte kosten bis zu 30 US-Dollar. Und fahren müssen viele der 35.000 Delegierten, Journalisten und Gäste in jedem Fall, da es in der Nähe des Parteitags nicht genügend Hotels gibt.

Die Kosten für ein Motel-Zimmer, das sonst für 40 Dollar die Nacht vermietet wird, steigen selbst in eine halbe Autostunde von hier entfernt locker auf 320 Dollar und mehr pro Nacht.

In Charlotte tritt ein an den Realitäten in Washington gereifter Präsident auf die Bühne

Der Präsident wird am Donnerstag im “Bank of America”-Stadium sprechen. Mit Spannung erwartet wird die Rede von First Lady Michelle Obama, die in der Eröffnungsnacht am Dienstag vor allem an die Amerikanerinnen appellieren wird. Die Grundsatzrede hält Julian Castro, ein aufsteigender Stern am Himmel der Demokratischen Partei mit Latino-Hintergrund. Team Obama hofft, mit dem charismatischen Bürgermeister aus dem texanischen San Antonio den Vorteil des Präsidenten bei den hispanischen Wählern ausbauen zu können. Erstmals wird die „Convention“ im Livestream Online simultan auf Spanisch übertragen.

In Charlotte tritt ein an den Realitäten in Washington gereifter Präsident auf die Bühne. In den vier Jahren, seit er antrat, die Supermacht zu verändern, hat er vieles erreicht. Aber nicht genug, die Arbeitslosigkeit unter die Achtprozent-Marke zu drücken, die ausufernden Staatsschulden in den Griff zu bekommen und den zusammengebrochenen Immobilienmarkt, von dem die Krise ausging, nachhaltig wiederzubeleben.

Obama muss den Blick nach vorn werfen, wie einst Bill Clinton, der 1996 den farblosen Bob Dole als Agenten der Vergangenheit porträtierte. Die Republikaner und ihr Kandidat Mitt Romney lieferten Obama mit ihrem Parteitag in Tampa eine Steilvorlage für eine ähnliche Strategie. „Sie hätten das auch gut in einem Schwarz-Weiß-Fernseher verfolgen können“, scherzte der Präsident beim Auftakt seiner viertägigen „Road to Charlotte“-Reise vor 10.000 Anhängern in Des Moines, Iowa.

Es dürfte deshalb kein Zufall sein, dass der beliebte Ex-Präsident der Hauptredner am Mittwochabend sein wird. Er soll die Wähler daran erinnern, dass die Politik der Demokraten den Amerikanern ein goldenes Jahrzehnt beschert hatte. Und Obama nur vier weitere Jahre braucht, dasselbe Ziel zu erreichen.