Der Pool des neuen Murgtal-Sky-Spas im Hotel Sackmann wird von Blockheizkraftwerken versorgt. Foto: /www.alps-in-motion.com/Philippe Steinmayr

Steigende Kosten treffen Hotels mit großen Spabereichen hart. Eine Reduzierung des Angebots kommt für sie nicht infrage, da sie sonst Gäste verlieren könnten.

Wegen explodierender Energiekosten schließen manche Kommunen die Saunen in städtischen Bädern, regulieren die Wassertemperaturen nach unten oder erhöhen die Eintrittspreise. Wie aber stellen sich Wellnesshotels im Südwesten auf die Krise ein? Hannes Bareiss, Juniorchef des gleichnamigen Fünf-Sterne-Superior-Hotels in Baiersbronn, sagt, dass man aktuell noch komplett abhängig vom Erdgas sei. Man habe zwar zwei Blockheizkraftwerke, die 50 Prozent des Wärme- und Strombedarfs deckten, aber mit Gas betrieben würden. „In dieser Unsicherheit sehen wir uns gezwungen, auf Alternativen umzustellen“, sagt Bareiss. Das wird vorerst Öl sein, auch wenn man Erdgas logistisch und umwelttechnisch lange Zeit als beste Versorgungsmöglichkeit gesehen habe.

„Unser hoher Energiebedarf lässt sich mit Pellets oder Solarpaneelen einfach nicht decken“, sagt Hannes Bareiss, der aus seinem Urlaubsresort keine Industrieanlage machen kann. Nächstes Jahr rechnet er mit einer Kostensteigerung beim Erdgas von bis zu 600 Prozent und auch beim Strom um ein Vielfaches. Übergangsweise erhebt man von den Gästen eine Energiepauschale von neun Euro pro Person und Nacht auf die festgeschriebenen Preise. Für nächstes Jahr will man die steigenden Kosten einpreisen. Dann rechnet Bareiss mit deutlich mehr als zehn Prozent fürs Zimmer.

Verantwortung für 400 Mitarbeiter

„Viele sagen, im Luxusbereich könnte man am ehesten etwas wegsparen“, weiß Hannes Bareiss, der im Haus „alles auf den Prüfstand“ stelle, um nicht als verschwenderisch zu gelten. Und er macht sich auch Sorgen über die „dramatische Entwicklung in unserer Industrienation, in der es so viele Menschen gibt, die zu wenig haben“. Schlussendlich trage er aber die Verantwortung für 400 Mitarbeiter in einer von Krisen ohnehin gebeutelten Branche und müsse sein Produkt verkaufen.

Laut einer Mitgliederbefragung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Baden-Württemberg sehen sich zwei Drittel der teilnehmenden Betriebe aufgrund der massiven Kostensteigerungen in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. „Wenn Verbraucher sparen müssen, leiden Konsumbranchen wie das Gastgewerbe in aller Regel besonders stark“, sagt der Landesverbandssprecher Daniel Ohl.

Im Dehoga weiß man aber auch, dass viele Betriebe in den vergangenen Jahren schon erheblich in Energieeffizienz investiert haben. Zum Beispiel die Familie Sackmann in ihrem Vier-Sterne-Superior-Hotel, das ebenfalls in der Genusshochburg Baiersbronn liegt. Im Zuge der Hotelerweiterung 2020 mit neuen Zimmern, Restaurant- und Wellnessbereich hat man drei Blockheizkraftwerke angeschafft, die mit Flüssiggas betrieben werden. Sie versorgen auch die Schwimmbäder. Ohne Öl für die Heizungsanlage komme man dennoch nicht aus. Zudem bereiten Seniorchef Jörg Sackmann die Strompreise Sorgen. Von der Politik wünscht er sich „klare Ansagen, wie man das deckeln kann“, zumal er fürchtet, „dass die ganze Wirtschaft irgendwann nicht mehr läuft“.

Vier-Sterne-Hotel setzt auf Flüssiggas

Im Vier-Sterne-Hotel Höri am Bodensee hat man bereits seit dem Jahr 2016 zwei Blockheizkraftwerke und baut auf Flüssiggas – auf Propangas, das laut Inhaber Siegfried Schaffer zu 80 Prozent in Deutschland hergestellt wird. „Wir haben alles gut im Griff“, sagt er. Wenn er aber den Winter über den Wellnessbereich nicht laufen lassen dürfte, „kann ich gleich das ganze Hotel zusperren“. Auch eine Anpassung der Öffnungszeiten oder Temperaturen komme für ihn wie für viele Hotelbetreiber kaum infrage. „Seit Beginn der Pandemie hat man den Menschen viel Lebensqualität weggenommen, das kann man nun nicht noch einmal machen“, sagt Schaffer.

„Der Gast hat eine Erwartung, die müssen wir auch erfüllen“, sagt Benedikt Bodamer, kaufmännischer Geschäftsführer des Öschberghofs. „Wenn wir den Spabereich zumachen, verlieren wir einen Teil unseres USP.“ Dieses Alleinstellungsmerkmal bedeutet für das Fünf-Sterne-Superior-Resort in Donaueschingen neben den kulinarischen Angeboten: im Sommer Golf, im Winter Wellness. Eigentlich verfolge man „eine nachhaltige Strategie, um CO2- frei zu werden“, so Bodamer. Nun aber müsse man übergangsweise wieder auf fossile Energieträger umrüsten. Die Kosten seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schon jetzt mehr als auf das Doppelte gestiegen. Hinzu kämen extreme Lieferschwierigkeiten bei dringend benötigten Materialien. Auch im Öschberghof drossele man den Verbrauch, wo man nur könne, hat aber kein Verständnis für Ansagen wie die des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, der Ende August in einem Interview sagte: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Gasverbrauch im Freizeitbereich während des Winters angesichts der extrem hohen Energiepreise einfach weitergeht.“ Das wäre „grob unsolidarisch“.

Branche ist verunsichert

Wie groß die Verunsicherung in der Branche zwischen vermeintlich verzichtbarem Luxus und Überlebenskampf angesichts explodierender Kosten ist, zeigt auch, dass sich derzeit nicht alle der von uns angefragten Hotels öffentlich zu dem Thema äußern wollen. Was sagt der Dehoga dazu? „Die Erfahrungen aus der Zeit der Corona-Einschränkungen zeigen, dass Angebotseinschränkungen im Wellness- und Bäderbereich in solchen Betrieben sofort zu zahlreichen Stornierungen und massiven Buchungsrückgängen führen“, so Daniel Ohl.

Die Vorschläge der Gaskommission hält der Dehoga für nicht ausreichend, sondern fordert eine „Abschlagszahlung auf Basis eines Monats in der Winterheizperiode“. Ebenso „einen Gaspreisdeckel, der bereits ab Beginn der Winterheizperiode greift“. Damit spricht er zwar für die Hotellerie und Gastronomie, aber eigentlich betrifft dies viele Branchen und auch alle privaten Haushalte, die vom Erdgas abhängig sind.