Ministerin Katrin Altpeter ist Fürsprecherin für die Tagespflege. Foto: Hans-Dieter Wolz

Sozialministerin Katrin Altpeter glaubt, dass die Tagespflege von Senioren einen Aufschwung nimmt. Sie rät der Sozialstation Kernen, das Angebot einzuführen. Neben dem Neubau bleibt weniger Platz für Flüchtlingsunterbringung.

Kernen - Seit einiger Zeit überlegen die Gemeinderäte und die Gemeindeverwaltung Kernens, ob sie das Angebot der Sozialstation ausweiten und 20 Plätze für eine Tagespflege einrichten sollen. Dies könnte in der Seestraße entstehen, wo anstelle des dortigen Bolzplatzes die Sozialstation mit den Tagespflegeplätzen und mit einem zweigruppigen Kindergarten im Obergeschoss gebaut werden könnte.

Weniger Plätze im Asyl, kleinerer Bolzplatz

Das wäre eine Kehrtwende: Für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen ist das Grundstück im Gespräch. Ein Neubau von Wohnungen zusätzlich zur Tagespflegestation wäre nur eingeschränkt möglich, da auch ein kleines Spielfeld von 24 auf 12 Meter, leicht umzäunt, neudeutsch ein Soccer-Court, übrig bleiben soll. Die Belegung mit Asylbewerbern soll einschließlich der Bewohner des vorhandenen Obdachlosen-Wohnheims auf 40 bis 50 Menschen begrenzt werden. Ein Mangel an Kindergartenplätzen besteht derzeit noch nicht. Der Kindergarten ist als Ersatz für die Räume im ehemaligen Kämmereipavillon hinter dem Rathaus, seit Jahrzehnten marode und zum Abriss bestimmt, gedacht. Zu bedenken ist aber: Die Anwohner wollen den Bolzplatz erhalten.

Gemeinderat Kernen scheut noch vor dem Risiko zurück

Wer einen pflegebedürftigen Angehörigen, Vater, Mutter oder andere Verwandte, tageweise in einer guten Einrichtung betreut weiß, könnte das neue Angebot einer Tagespflege als eine große Entlastung wertschätzen. „Wir hätten uns gefreut, wenn wir den alten Menschen zwei oder drei Tage hätten in andere Hände geben können“, sagte Altenberger über eigene Pflegeerfahrungen.

Die Gemeinderäte Kernen zögern allerdings wegen des finanziellen Risikos der häufig zumindest kurzzeitig nicht ausgelasteten Einrichtung. „Es ist ein Wagnis, wir hätten gerne Sicherheit, dass das ein Zukunftsmodell ist“, mit diesem Wunsch hatte Bürgermeister Stefan Altenberger im Sozialministerium um einen kompetenten Gesprächspartner gebeten. Überraschend willigte die Ministerin selbst ein. „Das ist hammermäßig“, sagte der Schultes erfreut. Kernen liege für sie im Gegensatz zu ihren Mitarbeitern ja praktisch auf dem Heimweg, spielte die Ministerin das Ereignis am Donnerstagabend herunter.

„Sozialbereich ist nicht geschaffen, um Geld zu verdienen“

Der Besuch im Bürgerhaus dürfte ein Gewinn gewesen sein: Die Politikerin aus Waiblingen kennt die politischen Vorgaben genauso wie die Praxis. Sie hat selbst eine Ausbildung als Altenpflegerin hinter sich und leitete von 1996 bis 1998 den Ambulanten Pflegedienst der Arbeiterwohlfahrt in Backnang. In Kernen riet Katrin Altpeter mit Nachdruck, trotz bestehender Risiken den Einstieg des Eigenbetriebs Sozialstation in die Tagespflege zu wagen. „Der Sozialbereich ist nicht dafür geschaffen, damit Geld zu verdienen“, sagte die Ministerin zu Fragen nach der „Wirtschaftlichkeit“ der Einrichtung. Die von Altenberger verlangte schwarze Null „kann man erreichen, die Investition allerdings zunächst nicht erwirtschaften.“

Ministerin Altpeter rechnet mit Aufschwung für Tagespflege

Neue Regelungen in der Pflegeversicherung werden, so sagt die Sozialministerin voraus, der bisher „vor sich hindümpelnden Tagespflege“ einen Aufschwung bescheren. So könnten seit einiger Zeit Pflegesachleistungen und Tagespflege, sowie Tagespflege und Pflegegeld auch so kombiniert werden, dass pflegende Angehörige nicht auf Geld verzichten müssen.

Die Landesregierung wiederum fördert Projekte mit neuen Gedanken. Dazu wollte die Ministerin auch die Idee eines gemeinsamen Gebäudes für die pflegebedürftigen Senioren und die Kinderbetreuung zählen: „Neu hier ist der generationenübergreifende Ansatz.“ Die Kreisverwaltung hat den Bedarf an 20 Plätzen bestätigt. Die Ministerin kann allerdings nicht dafür sorgen, dass der Kernener Antrag in dem bereits überzeichneten Programm ausgewählt wird. „Das entzieht sich dem politischen Einfluss. Es ist allerdings nicht so, dass eine Förderung völlig aus der Welt ist“, sagte sie vorsichtig.

Für demnächst ist eine Bürger-Informationsveranstaltung angekündigt.