Gabriele Reich-Gutjahr (FDP) informiert sich bei Rolf Kaltenberger über das Kaufhaus in der Kreuznacher Straße. Foto:  

Die Verantwortlichen des Kaufhauses sind zufrieden: Die umgestalteten Räume kommen bei den Kunden gut an. Außerdem arbeiten hier seit der Wiedereröffnung behinderte und Menschen ohne Behinderung zusammen.

Bad Cannstatt - Durchweg zufrieden ist Rolf Kaltenberger mit der Wiedereröffnung des Kaufhauses in der Kreuznacher Straße. „Es kommen mehr Kunden als früher und nahezu allen gefällt es jetzt besser.“ Kaltenberger ist beim Sozialunternehmen Neue Arbeit für die Leitung des Kaufhauses zuständig. Mit dessen Wiedereröffnung im März dieses Jahres hat sich einiges verändert. Das Second-Hand-Sozialkaufhaus ist seitdem ein Inklusionsbetrieb. Außerdem wurde umgebaut. Dafür wurde eigens ein Ladenlokalausstatter hinzugezogen. „Die Räume wirken jetzt heller und besser sortiert“, sagt Kaltenberger.

Produkte sind bunt gemischt

Die Produkte in den Regalen sind bunt gemischt. Es gibt vieles für den Alttag wie Hosen, Besteck, Bettwäsche oder Kaffeemaschinen. Darüber hinaus findet sich aber auch das ein oder andere Schmuckstück: Aufwendig verzierte Teller, ein gedrechselter Tisch oder Gemälde, sogar ein kleines Akkordeon stehen zum Verkauf. „Vor allem die Nachfrage an Schuhen ist hoch“ sagt Kaltenberger. Außerdem stehen Kleidung, Haushaltswaren und Elektrogeräte hoch im Kurs. Verschenkt wird allerdings nichts. Den Verantwortlichen im Kaufhaus ist es wichtig, dass der Wert der Artikel wahrgenommen wird. Kunden mit geringem Einkommen erhalten zusätzliche Vergünstigungen, etwa durch eine Bonuscard.

Ins Sortiment gelangen die angebotenen Waren über Spenden – häufig im Rahmen von Haushaltsauflösungen oder auch durch gemeinsame Aktionen mit benachbarten Kirchengemeinden. Doch um Ramsch handelt es sich dabei keineswegs. „Bevor ein Kleidungsstück bei uns an der Stange hängt, wird es etwa acht Mal überprüft“, sagt Kreuznacher. Dafür sind sowohl die Mitarbeiter als auch Ehrenamtliche im Einsatz. Die Tätigkeiten variieren dabei in ihrer Schwierigkeit von einfachen Arbeiten wie dem Sortieren von Männer- und Frauenkleidung bis hin zum Auszeichnen der Preise. So können Menschen mit und ohne Behinderung entsprechend ihrer Fähigkeiten zusammenarbeiten. Die FDP-Landtagsabgeordnete Gabriele Reich-Gutjahr betont die Notwendigkeit des inklusiven Betriebs: Viele einfache Tätigkeiten seien in Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten weggefallen.

Ausbildungsbetrieb

Im Kaufhaus wird außerdem ausgebildet: Derzeit sind drei Stellen zur Verkäuferin oder Einzelhandelskauffrau besetzt. Dazu wurde ein spezielles Teilzeit-Ausbildungs-Programm auf die Beine gestellt, das zum Beispiel Alleinerziehenden eine Ausbildung erleichtert. Da sich in den vergangenen sechs Wochen im wiedereröffneten Kaufhaus alles eingespielt hat, steht bald eine neue Herausforderung an. Im Herbst soll ein Warenwirtschaftssystem eingeführt werden. Das hat auch Vorteile für die Kunden: Denn wenn genau erfasst wird, wie viele Artikel im Lager vorhanden sind, können Schnäppchenaktionen durchgeführt werden. Außerdem ist geplant, Lesungen oder kleine Konzerte zu veranstalten.