Sarah Lang, Sarah Sutter und Carolin Jahode (von links) Foto: Susanne Müller-Baji

Im Bereich des Immanuel-Grözinger-Hauses sollen bald zahlreiche neue Wohnungen gebaut werden. Studenten der TH Stuttgart haben erörtert, wie sich das auf das nachbarschaftliche Zusammenleben auswirken und wie ein gemeinsames Miteinander aussehen könnte.

Rot - An der Böckinger Straße in Rot soll bald eine umfangreiche Neubebauung entstehen, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Männerwohnheim Immanuel-Grözinger-Haus. Der genaue Umfang erscheint noch unklar, die Rede ist von „zirka 300 Wohneinheiten“. Um Spannungen vorzubeugen, haben Studierende der Technischen Hochschule Stuttgart für eine Ausschreibung der Internationalen Bau-Ausstellung 2027 erörtert, was die nachbarschaftlichen Gefüge in Rot ausmacht. Kürzlich luden sie im Café TaS des Wohnheims zum gemütlichen Beisammensein ein, um Ideen für ein besseres Miteinander zu sammeln.

Fürs IGH ist das Bauprojekt ein zweischneidiges Schwert

Für das von der Evangelischen Gesellschaft (eva) betriebene Immanuel-Grözinger-Haus und seine Bewohner ist das geplante Quartier ein zweischneidiges Schwert: „Einerseits bleibt uns nur ein Viertel unserer Gartenfläche“, sagt Arbeitsanleiter Markus Vordermeier, „andererseits können wir als Projekt der Wohnungslosenhilfe ja kaum etwas dagegen sagen, wenn neue Wohnungen entstehen sollen“. Er sieht den Veränderungen aber optimistisch entgegen: Man erhalte gärtnerische Ausgleichsflächen an der Bahnstrecke, es könne also weitergehen. Und: „Wer herzieht, sucht ja den Kontakt zu seiner neuen Umgebung, vielleicht entsteht da was Gutes.“

Damit das so ist, war im Juli das Projekt mit einer Feier im Café TaS des Immanuel-Grözinger-Hauses angelaufen, das schon jetzt als Begegnungsraum mit den Nachbarn fungiert. Danach hatten die Studenten gemeinsam mit Bewohnern des Männerwohnheims vier so genannte „Kioske“ oder auch „Stadtmöbel“ gezimmert: Fahrbare Stationen, die den Zusammenhalt stärken sollen: Der „Infokiosk“ ist quasi ein mobiles Schwarzes Brett, das Garten-Modell enthält Fächer, in denen man etwa Gemüse aus dem eva-Garten zur Mitnahme anbieten kann. Ein weiterer Kiosk lädt zum Plausch oder zu Brettspielen ein, und der Sport-Kiosk enthält etwa ein Badminton-Set, mit dem der öffentliche Raum zur Spielfläche wird.

Einen Tag lang sei man mit den Kiosken auch durch die Nachbarschaft gezogen und habe Anwohner nach ihren Wünschen für ein gutes nachbarschaftliches Miteinander befragt, erzählt Carolin Lahode, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin das Projekt zusammen mit Sarah Sutter und Sarah Lang betreut. Jetzt schloss eine erweiterte Befragung mittels Fragebögen an, die man im Quartier verteilt habe. Auch im Zuge des Treffens konnten die Gäste ihre Vision für ihr Wohnumfeld aufzeigen.

Nachbarn besser kennenlernen

Freilich gibt es einen Knackpunkt, die örtliche Beschränkung auf die Böckinger Straße. Dabei ist auch in der Fleiner Straße eine Neubebauung geplant, allerdings von einem anderen Träger. Und auch hier läuft ein Projekt im Rahmen von IBA 27. Ob ein so kleinzelliger Ansatz wirklich Sinn macht? Da war man in Rot doch schon mal einen Schritt weiter, als man im Rahmen der „Sozialen Stadt“ vor einigen Jahren zahlreiche Begegnungsangebote anschob, und das uneingeschränkt.

Marius Wahl und Ferdinand Banaditsch, beide Studenten der Architektur, haben jedenfalls bei ihren Befragungen viel Offenheit bei den Rotern ausgemacht und den klaren Wunsch, ihre Nachbarn besser kennenzulernen. Das ist etwas, was auch Markus Vordermeier ausdrücklich unterstreicht, auch nach der Problematik Trinken im öffentlichen Raum befragt: Wichtig sei, das man sich kenne, dann könne man auch Probleme leichter und vor allem gemeinsam lösen. Das Café TaS und auch der eva-Garten hätten in den vergangenen Jahren bereits sehr viel Positives bewirkt, und beide Angebote verstünden sich auch weiterhin als nachbarschaftlicher Treffpunkt in Rot. Es sei aber an den Stadtplanern und Architekten gelegen, darüber hinaus weitere Begegnungsräume zu schaffen.