In diesem Neubau finden ab Juni sieben bislang wohnungslose Menschen ein neues Zuhause. Foto: Kerstin Dannath

Der Verein Heimstatt Esslingen hat in Ostfildern ein Gebäude mit sieben barrierefreien Wohnungen erstellt. Ab Juni sollen sie bezogen werden. Die zentrale Lage bietet eine Menge Vorteile.

Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, erst recht für Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Seit fast 40 Jahren versucht der Verein Heimstatt Esslingen hier gegenzusteuern. Nun ist der Verein auf den Fildern erstmals selbst zum Bauherrn geworden – für knapp zwei Millionen Euro entstanden nach knapp zweijähriger Planungs- und Bauphase im Ostfilderner Stadtteil Nellingen sieben kleine, barrierefreie Appartements für wohnungslose Menschen.

 

Seit 2016 habe der Verein nach einem geeigneten und vor allen Dingen bezahlbarem Grundstück auf der Filderebene gesucht, sagte Heimstatt-Geschäftsführerin Janina Baaken. Sie bezeichnete das zentral gelegene Grundstück, auf dem zuvor das Martin-Luther-Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Nellingen-Parksiedlung-Scharnhauser Park stand, als Glücksfall.

Heimstatt konnte sich das Grundstück sichern

Das Grundstück an den meistbietenden Investor abzugeben, sei nicht infrage gekommen, erklärte Manfred Bretschneider, der Vorsitzende des Kirchengemeinderats: „Das hätte unser soziales Profil nicht zugelassen.“ Mit Heimstatt wurde man schnell einig, obwohl man unterm Strich nichts verdient habe, so Bretschneider weiter. Der Verein übernahm die Kosten für den Abbruch des Gemeindehauses und bekam dafür von der Kirchengemeinde das Erbbaurecht für den Grundstücksteil, auf dem nun das Wohnhaus gebaut wurde.

Gesamtkosten von knapp zwei Millionen Euro

Rund 900 000 Euro der Gesamtkosten von knapp zwei Millionen Euro muss der Verein selbst finanzieren. Zuschüsse gab es vom Land (400 000 Euro), der Aktion Mensch (380 000 Euro) und der Stadt Ostfildern (80 000 Euro). Das Diakonische Werk Württemberg unterstützte mit einem Darlehen in Höhe von 165 000 Euro. „Alle Menschen müssen wohnen und der Wohnraum muss bezahlbar sein“, sagte Staatssekretärin Andrea Lindlohr (Grüne) vom baden-württembergischen Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen bei der Einweihung.

Barrierefreie Wohnungen bleiben eine Seltenheit

Auch, dass die sieben jeweils rund 30 Quadratmeter großen Ein-Zimmer-Appartements mit Küchenzeile und Bad barrierefrei sind und vier der Wohnungen rollstuhlgerecht seien, fand Lindlohrs großen Beifall. Tatsächlich sind laut dem Statistischen Bundesamt gerade mal zwei Prozent aller Wohnungen barrierefrei. Experten wie etwa Professorin Franziska Meinecke von der Hochschule Esslingen, die im Rahmen ihrer von der Bildungsstiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen finanzierten Stiftungsprofessur „Technik und Gesellschaft“ forscht, fordern deshalb schon lange den Bau von möglichst hindernisfreien Wohnräumen sowie bedarfsgerechte Hilfen.

Die Obdachlosenunterkunft in Ruit wurde im Jahr 2015 bezogen. Foto: Roberto Bulgrin

Eine Stadt könne „nur so stark wirken, wie sie mit den Schwächsten umgeht“, würdigte auch Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay das Engagement des Esslinger Vereins in seinem Grußwort. Der Verwaltungschef hob besonders die zentrale Lage des Hauses in der Riegelstraße hervor

Die zentrale Lage der Unterkunft wird gelobt

Ein Punkt, auf den sich auch zwei der künftigen Bewohner besonders freuen: Denn die kommunalen Notunterkünfte, in denen die beiden Männer seit Jahren untergebracht sind, liegen wenig zentral. Sowieso seien ihre neuen Wohnungen ein Meilenstein für sie, wie beide betonten. „Die meisten Menschen wohnen seit vielen Jahren in den Notunterkünften und kommen da nicht raus, da sie auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance haben“, bestätigte Heimstatt-Geschäftsführerin Baaken.

Die künftigen Bewohner kommen aus Leinfelden-Echterdingen, Esslingen und Denkendorf. Neben den sieben Wohnungen sind in dem Neubau auch Büroräume des Vereins untergebracht. Hier gibt es weitere Unterstützung für die Bewohner des Hauses, aber auch für externe Klienten.