Die Container beim Waldfriedhof werden in der neuen Debatte im Schelmenholz als Argument geführt. Foto: Gottfried Stoppel/Archiv

Winnenden muss sozialen Wohnbau anbieten, die katholische Kirchengemeinde bietet ihr im Schelmenholz ein Grundstück dazu an. Nun regt sich Widerstand gegen das Projekt und im Gemeinderat wird das Thema leidenschaftlich diskutiert.

Winnenden - An der Forchenwaldstraße im Stadtteil Schelmenholz will die Stadt Winnenden sozialen Wohnbau betreiben. Dieser ist in der Stadt Mangelware, die Verwaltung muss zudem dieses Jahr 200 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung beherbergen. Nun regt sich Widerstand im Schelmenholz. Eine Initiative hat sich gegründet, die gegen die Pläne neben dem Maximilian-Kolbe-Haus agitiert: Nach der Unterbringung von Flüchtlingen in Containern im Stadtteil werde dieser durch die Sozialwohnungen noch mehr belastet. Im Gemeinderat kam es am Dienstag zu einer zum Teil emotional geführten Debatte über das Thema, obwohl es zuerst vertagt worden war.

Stadträte fordern eine Skizze wie bei Bauvoranfragen

Ursprünglich war es um einen Erbbaurechtsvertrag mit der katholischen Kirchengemeinde gegangen, die der Stadt das Grundstück neben ihrem Gemeindezentrum für sozialen Wohnbau zu überaus günstigen Konditionen überlassen will (wir berichteten). 15 bis 20 Wohnungen sollen entstehen, in denen rund 50 Personen wohnen sollen. Wie viele Gebäude dort errichtet werden sollen, das war eigentlich nicht die Frage in der Sitzung des Gemeinderates. Doch um diese Planungen drehte sich ein Antrag der Freien Wähler, die nicht über den Vertrag reden wollten. „Wir wollen zuerst wissen, was da hin kommt“, sagte deren Fraktionssprecher Hans Ilg.

„Wir wollen eine möglichst frühzeitige Bürgerbeteiligung. In der Vergangenheit ist das nicht so gut gelaufen“, betonte Ilg. Er forderte die Stadtverwaltung auf, wie bei einer Bauvoranfrage eine Skizze der geplanten Gebäude zu erstellen, ohne schon in eine teure Planung einzusteigen. „Wir haben schon einige 100 000 Euro an Planungskosten komplett versenkt. Zum Beispiel am Kronenplatz.“

Robin Benz (FDP) befürwortete den Antrag der Freien Wähler nicht nur, er wollte das Thema weiter diskutieren. Allerdings war das zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, da zuerst über den Antrag abgestimmt werden musste. „Wir halten das von den Freien Wählern vorgeschlagene Vorgehen für vertretbar. Dadurch kann die Unruhe, die zurzeit im Schelmenholz herrscht, gemindert werden“, sagte er an dieser Stelle. Nachdem das Thema mit 13 zu 12 Stimmen vertagt worden war, brachte Benz es allerdings später unter dem Tagesordungspunkt Anfragen wieder ins Gespräch.

Initiative verteilt Flugblatt

Das Schelmenholz sei mittlerweile mit Sozialwohnungen mehr als andere Ortsteile belastet, so Benz. Nachdem die Container neben dem Waldfriedhof errichtet worden seien, sollten nun nochmals Sozialwohnungen an der Forchenwaldstraße gebaut werden. „Die Stadtteile sollten gleich belastet werden. Was glauben Sie, wie sich die Leute im Schelmenholz fühlen“, wandte er sich an das restliche Gremium. Von Erich Pfleiderer (Freie Wähler) bekam er darauf eine Antwort. „Als bei uns in Hertmannsweiler in unmittelbarer Nähe eine Erstaufnahme geplant wurde, habe ich auch erst mal geschluckt. Aber die Leute müssen irgendwo hin. Das ist unsere Pflicht“, machte Pfleiderer deutlich.

Tatsächlich ist sozialer Wohnraum in Winnenden mehr als knapp. Sämtliche Wohnungen, die der Stadt für Notfälle zur Verfügung stehen, sind belegt, die Warteliste ist lang. „Wir könnten alle Wohnungen belegen“, sagte der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth, als die Pläne an der Forchenwaldstraße im Januar vorgestellt wurden. Seitdem herrscht dort Unruhe in der Nachbarschaft.

Ein Flugblatt der Initiative macht vor Ort die Runde, das zwar auch den Gemeinderatsfraktionen zugeschickt wurde, jedoch nicht dem Rathaus. Ein Vorgehen, das nicht nur Holzwarth missfällt, wie von Stadträten zu hören war. Auch enthalte das Pamphlet Zahlen über zu erwartende Zuzüge, die übertrieben seien und dadurch grundlos Befürchtungen schürten.