Chefin Leni Breymaier ist mit einem Herausforderer konfrontiert. Foto: dpa

Die SPD-Landeschefin Leni Breymaier freut sich über die „ehrliche Kandidatur“ ihres Stellvertreters Castellucci. Der Fraktionschef Stoch begrüßt die Entscheidungsfindung.

Stuttgart - Der lange Zeit schwelende Richtungsstreit in der baden-württembergischen SPD bricht jetzt ganz offen aus: Der langjährige Landesvize Lars Castellucci will die seit zwei Jahren amtierende Landeschefin Leni Breymaier stürzen, wie er am Samstag in Stuttgart ankündigte. Daraufhin beschloss der Landesvorstand ein Mitgliedervotum kurz vor dem Landesparteitag, dem sich beide Bewerber stellen wollen. Endgültig gewählt wird dann am 24. November in Sindelfingen.

„Wir sind viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt“, rügte Castellucci die Amtsführung der Vorsitzenden gegenüber unserer Zeitung. „Meine Devise lautet: Raus aus den Hinterzimmern und hin zu den Leuten.“ Diese „sollen wieder das Gefühl haben, dass wir ihre Probleme lösen können“, mahnte der Abgeordnete aus dem Rhein-Neckar-Kreis. „Dazu müssen wir die Landespolitik in den Vordergrund stellen.“ Er wolle die Landes-SPD hinter einem gemeinsamen Zukunftsentwurf versammeln.

Von Spaltung will keiner reden

Eine Spaltung sieht er nicht. „Im Gegenteil“, sagte der 44-Jährige. „Ich bin Kandidat für die gesamte Landespartei.“ Im Bundestag sei er einer der wenigen Abgeordneten, die keinem Flügel angehören. Es solle um die besten Ideen gehen, „nicht darum, wem welches Etikett aufgeklebt wird“.

Breymaier zeigt sich erfreut über den Mitbewerber: „Das ist eine ehrliche Kandidatur und mir lieber als irgendwelche Heckenschützen, die nur schlechte Stimmung verbreiten“, sagt sie unserer Zeitung. „Jetzt haben wir die Möglichkeit, auf offener Bühne über den Weg der SPD Baden-Württemberg zu ringen.“ Breymaier glaubt, dass es ihr in den zwei Jahren „ganz gut gelungen“ sei, die drei „Kraftzentren“ Landesverband, Fraktion und Bundestagsgruppe beisammen zu halten. Es habe kaum öffentlichen Dissens gegeben. „Insofern habe ich da kein so schlechtes Gefühl.“ Aus dem Basisvotum könne sie gestärkt hervorgehen.

Der Fraktionschef beklagt die alten Ränkespiele

Die schlechten Umfragewerte für die Südwest-SPD seien „nicht erfreulich, doch ist die Landesvorsitzende nicht allein unterwegs“, wehrte sie sich gegen Vorwürfe des Herausforderers. Auch der Landesvorstand, die Fraktion und die Landesgruppe trügen Verantwortung für die SPD im Land. Sie wünsche sich, dass bei der anstehenden Auseinandersetzung „keine Personen beschädigt werden“. Den Erneuerungsprozess sieht sie nicht gestört. „Ich gehe davon aus, dass die Dinge weiterlaufen – egal, wer Landesvorsitzender ist.“

Fraktionschef Andreas Stoch begrüßt die Bewerbung von Castellucci: „Im Landesverband der SPD krankt es in den vergangenen Jahren vor allem daran, dass die Partei von Grüppchendenken und internen Ränkespielen beherrscht wird“, sagte er. Die Kandidatur könne „dazu beitragen, dies zu beenden, um sich dann mit voller Konzentration mit dem politischen Gegner zu beschäftigen und mit eigenen politischen Inhalten zu werben“, hofft Stoch.