Nur bei den Mitgliederzahlen befindet sich die SPD derzeit im Aufwind Foto: dpa

Die Bundes-SPD befindet sich in einem Umfragetief. Die Zahl der Mitglieder wächst aber, auch nach dem Ende des Schulz-Effekts, weiter. Das freut auch die Ortsvereine auf den Fildern, die teils um mehr als zehn Prozent gewachsen sind.

Filder - Die Sozialdemokraten haben – trotz des historischen Umfragetiefs, in dem sie sich gegenwärtig befinden – in gewisser Weise Grund zur Freude. Anders als in den vergangenen Jahren, als der Trend, vor Eintreten des Schulz-Effekts, bei den Mitgliederzahlen zumeist nach unten wies, stoßen derzeit immer neue Mitglieder zur SPD. Allein im Kreisverband Stuttgart gab es Mitte Februar 2200 Mitglieder – das sind rund 250 mehr als noch zum Jahresende 2017.

Das Gros der Mitglieder ist laut dem Kreisverbandsvorsitzendem Dejan Perc seit dem SPD-Parteitag beigetreten: „Das waren seither 240.“ Was ihn besonders freut: Die neuen Mitglieder kommen aus allen Altersgruppen, viele wollten sich für eine Erneuerung der Sozialdemokratie einbringen. Vor allem gebe es viele Mitglieder mittleren Alters, die bisher in der SPD eher schwach vertreten waren. „Das tut uns wirklich gut“, so Perc, der auch darauf hofft, dass diese Mitglieder der Partei länger erhalten bleiben.

SPD Degerloch ist seit September 2017 um sechs Mitglieder gewachsen

Die SPD Degerloch hat seit September 2017 sechs neue Mitglieder dazugewonnen, drei davon seit Jahresbeginn. „Ein Mitglied ist ganz gezielt der SPD beigetreten, um die Große Koalition zu verhindern“, weiß der Ortsvereinsvorsitzende Wilfried Seuberth und ergänzt: „Das ist aber natürlich kein Grund, um das Mitglied abzulehnen.“ Ende 2016 zählte der Degerlocher Ortsverein 68 Mitglieder, inzwischen sind es 75. Gezielte Austritte wegen der SPD-Pläne, eine neue Auflage der Großen Koalition (Groko) im Bund zu wagen, gab es seines Wissens nach nicht. Bei den Eintritten weiß er aber, dass sich die Neumitglieder „ganz aktiv bei der SPD einbringen wollen“.

Die aktuellen Groko-Pläne sind nicht der Hauptgrund für Parteibeitritte

Von einem deutlichen Zuwachs in ihrem Ortsverein kann auch Julia Möhrmann berichten, die Vorsitzende des Ortsvereins Sillenbuch-Heumaden-Riedenberg. 107 Mitglieder zählte der Ortsverein Mitte dieser Woche. Damit hat sich die Mitgliederzahl seit der Bundestagswahl um mehr als zehn Prozent erhöht. „Zehn Mitglieder sind seit der Bundestagswahl beigetreten“, teilt Julia Möhrmann mit, „acht davon in 2018“. Auch wenn Möhrmann noch nicht mit allen Neumitgliedern Kontakt hatte, so mutmaßt sie, dass weniger als die Hälfte der Eintritte in Folge der Groko-Pläne erfolgten. Auch die wenigen Austritte, die es zuletzt gab, hätten nichts mit den Plänen einer großen Koalition auf Bundesebene zu tun: „Ich weiß nur von einem einzigen Groko-motivierten Austritt“, so Möhrmann.

Schon der Schulz-Effekt brachte der SPD neue Mitglieder

Auch im SPD-Ortsverein Birkach-Plieningen gibt es Zuwachs. Dort sind seit der Bundestagswahl im September vergangenen Jahres laut dem Ortsvereinsvorsitzenden Joachim Schlette ein Dutzend Mitglieder neu eingetreten – neun davon nach den Koalitionsgesprächen. Schlette glaubt angesichts der Altersstruktur der Neumitglieder nicht, dass der Juso-Aufruf, der SPD beizutreten, um die Große Koalition abzulehnen, wenig mit dem Mitgliederzuwachs zu tun hat. „Mehr als zwei Drittel der Neumitglieder sind aus dem Juso-Alter heraus“, so der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Birkach-Plieningen. Die meisten der Neugenossen seien älter als 35 Jahre.

Viele jüngere Genossen

Ganz neu ist der Run auf die SPD für Joachim Schlette indes nicht. Bereits vor einem Jahr habe der Mitgliederzuwachs begonnen. Dieser habe mit dem damaligen Schulz-Effekt zu tun gehabt. Allein in der Folge der Wahl von Martin Schulz zum neuen Parteivorsitzenden „hatten wir damals acht, neun Neueintritte“, erinnert sich Schlette. Insgesamt stießen 2017 zwölf neue Mitglieder zum Ortsverein, der aktuell 88 Genossen zählt. Ende 2016 waren es nur 72. Was Schlette besonders freut, ist, dass „gerade 2017 viele junge Menschen unserer Partei beigetreten sind, den Demokratie lebt vom Engagement“.