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Isabel Fezer hat Brief am Montag abgegeben - Werner Wölfle von den Grünen will nachziehen.

Stuttgart - Die FDP-Politikerin Isabel Fezer (50) aus dem Kreis Konstanz und ihre Parteifreunde in Stuttgart wollen es wissen. Bei der Wahl des künftigen Stuttgarter Sozialbürgermeisters fordern sie tatsächlich die Grünen heraus, die seit der Gemeinderatswahl 2009 Anspruch auf einen zweiten Bürgermeisterposten in Stuttgart erheben und ihn mit Werner Wölfle (56) besetzen wollen.

Dass der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Rathaus und Landtagsabgeordnete Konkurrenz haben wird, steht seit Montag fest. Da hat Isabel Fezer im Vorzimmer von OB Wolfgang Schuster ihre Bewerbung abgegeben. "Es besteht eine Chance", sagt sie, nachdem sie die Stimmung für sich im Gemeinderat ausgelotet hat. Lediglich mit Wölfles Parteifreunden sprach Fezer nicht. Ansonsten sei sie überall auf Offenheit und Interesse gestoßen, auch bei der Fraktion SÖS/Linke, sagte Fezer. Daraufhin hat sie sich entschlossen. "Ich will das Ziel wirklich erreichen, möchte mich wieder an verantwortlicher und operativer Stelle in der Kommunalpolitik engagieren", sagte Fezer, die im Moment als Abteilungsleiterin für Europafragen in der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin arbeitet. Die Juristin war von 1996 bis 2004 in Radolfzell Bürgermeisterin für Soziales, Altenheime und Kindergärten. Dass Radolfzell mit rund 30000 Einwohnern in einer anderen Klasse spielt als Stuttgart mit gut 590000 Einwohnern, weiß Fezer auch. Themen und Arbeitsweisen der Sozialbürgermeister hält sie aber für vergleichbar.

Ob sie sich durchsetzen kann, ist trotzdem mehr als fraglich - obwohl bei der Wahl am 15. Juli im Gemeinderat das öko-soziale Lager um Wölfle ausnahmsweise nicht die Mehrheit stellen kann. Grund: Der Stadtrat Wölfle darf selbst nicht mitstimmen. Aber selbst aus FDP-Parteikreisen ist vereinzelt zu hören, Fezer habe bisher wenig Ideen für die angestrebte Tätigkeit entwickelt, sich eher dürftig vorbereitet. Dagegen gilt Wölfle als ein Kenner der Stuttgarter Sozialthemen, dem auch Gestaltungswille unterstellt wird.

Am Donnerstag will der Stimmenkönig der Gemeinderatswahl 2009 persönlich seine Bewerbung bei OB Schuster abgeben - und erklären, warum er antritt. Er möchte unter anderem einen Beitrag leisten, dass die Stadt mit dem demografischen Wandel zurechtkommt und der Wohnsitz und der Geldbeutel von Eltern nicht mehr so entscheidend sind für die Chancen von Kindern. Manche Äußerung von Wölfle in den vergangenen Monaten hat den OB und einige CDU-Stadträte gereizt. Gleichwohl rechnet er sich einen Erfolg aus, weil er mit vielen zusammenarbeite und weil die Grünen das Vorschlagsrecht hätten.

Beworben haben sich außer Fezer bereits zwei Stuttgarter, die nach Informationen aus dem Rathaus bisher aber in Politik und Gesellschaft nicht im Rampenlicht standen.