Drei Tage Sonne, Spaß und Musik - darauf hoffen viele Besucher des Southside-Festivals in Neuhausen ob Eck. Foto: Kästle

Gut 60. 000 Besucher werden in Neuhausen ob Eck erwartet. Nicht alles wird an große Glocke gehängt.

Neuhausen ob Eck/Scheeßel - 130. 000 Musikfans steht ein heißes Wochenende bevor: Das Southside Festival in Neuhausen ob Eck (60 .000 Besucher), Landkreis Tuttlingen, und das Schwesterfestival Hurricane in Scheeßel (70 .000 Besucher) im Norden der Republik warten von Freitag bis Sonntag mit mehr als 100 Bands auf. Headliner sind dabei unter anderem "Green Day" und "Linkin Park".

Einstellen müssen sich die Freunde der Rock-, Independent- und Alternative-Musik aber nicht nur auf Spitzentemperaturen und gnadenlos sengende Sonne. Der Veranstalter, die FKP Scorpio Konzertproduktionen GmbH aus Hamburg, hat gemeinsam mit der Polizei zudem die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. So werden nach Polizeiangaben deutlich mehr Beamte im Einsatz sein als im vergangenen Jahr.

"Alle Erkenntnisse der Gefahrenabwehr fließen fortlaufend in dieses Konzept ein", heißt es ein wenig geheimnisvoll. Doch die Vorsicht kommt nicht ohne Grund: An Pfingsten musste das Festival "Rock am Ring" wegen Terrorverdachts am ersten Abend unterbrochen und das Gelände evakuiert werden – der Auftritt der Brachialband Rammstein fiel in der Eifel aus.

Damit sich so etwas beim Southside nicht wiederholt, laufen verschiedene sichtbare und nicht sichtbare Vorkehrungen, sagt der Festival-Sprecher weiter – ohne Details zu nennen. Welche Maßnahmen die Veranstalter treffen, wollen sie nicht preisgeben.

Klare Ansage: kein Einlass mit Rucksäcken und Turnbeuteln

Der nachvollziehbare Grund: "Ein Baustein stellt auch die Geheimhaltung der getroffenen Vorkehrungen dar, um potenziellen Gewalttätern etwaige Planungen zu erschweren", heißt es bei FKP Scorpio. Schon vor einer ganzen Weile hatte Scorpio strengere Vorschriften für Besucher angekündigt. Rucksäcke oder Turnbeutel werden im Veranstaltungsbereich der Festivals beispielsweise nicht mehr erlaubt sein. Während auf den beiden Festivalgeländen unter Hochdruck sowie viel Schweiß die letzten Aufbauarbeiten laufen und der Countdown für die ersten Auftritte tickt, heißt es: Das Sicherheitskonzept steht.

"Southside 2017 kann beginnen", bestätigt das Polizeipräsidium Tuttlingen in einer Pressemitteilung. Das Konzept – an dem Veranstalter, Rettungsdienste, Feuerwehr und Behörden beteiligt sind – sei weiterentwickelt und an die aktuelle Sicherheitslage angepasst worden. "Sicherheit hat oberste Priorität", wird Einsatzleiter und Polizeirat Jörg Rommelfanger zitiert. Konkreter: Ein Mix aus offener Polizeipräsenz und verdeckten Maßnahmen soll die Sicherheit drastisch erhöhen. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund des Unwetters, das im vergangenen Jahr das Festival aus quasi heiterem Himmel heimgesucht hatte. Damals musste die Veranstaltung abgebrochen werden, das Gelände wurde geräumt.

Den größten Besucheransturm erwartet die Polizei im Laufe des Donnerstags. Der An- und Abreiseverkehr werde intensiv überwacht, erklärt die Polizei. Und mahnt: Alkohol am Steuer sei nach wie vor eine der häufigsten Unfallursachen. Deshalb die klare und führerscheinschonende Botschaft der Beamten: "Don’t drink and drive!" Unterstützt wird das Polizeipräsidium Tuttlingen während des restlos ausverkauften Festivals von Kräften des Präsidiums Einsatz und umliegenden Polizeidienststellen.

Aber auch der Veranstalter FKP Scorpio war in Sachen Sicherheit nicht untätig. "Wo geht’s nach Panama?" – diese einfache Frage soll das Southside sicherer machen. Das Konzept stammt aus England und klingt simpel. Wer sich in irgendeiner Form bedroht fühlt, stellt folgende Frage: "Wo geht’s nach Panama?".

Natürlich nicht an irgendjemanden, sondern an Personen, die den Weg nach Panama auch kennen. Zu erkennen sind diese an einem grün-violetten Armband mit dem Schriftzug "Panama". Die Festival-Mitarbeiter bringen den Hilfesuchenden dann in einen geschützte Bereich. Je nach Grund des Hilferufs stehen den Besuchern dort Polizeibeamte, Psychologen oder Ärzte zur Seite. Melden könne man auf diesem Weg alles, versichert der Veranstalter. Angefangen von sich anbahnenden Streitigkeiten über sexuelle Belästigungen bis hin zu verdächtigen Gegenständen.