Rund 50.000 begeisterte Musikfans haben am Wochenende beim Southside-Festival 85 Bands und Solokünstlern gelauscht und eine große Schlammparty gefeiert. Foto: elben

50.000 Fans kämpften gegen den Matsch - Wir haben die Bilder vom Southside-Festival!

Neuhausen ob Eck -  Die Wolken hängen tief. Das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck kann mit 50 000 Gästen mal wieder einen Besucherrekord verzeichnen. Der Dauerregen sorgt für sehr viel Matsch und drückt auf die Stimmung, doch Bands wie The Prodigy, die Beatsteaks und Deichkind heizen dem Publikum ein.

Es ist einer der ganz seltenen Momente. Zu behaupten, die Sonne würde scheinen, wäre etwas übertrieben. Sie blinzelt eher zwischen der grauen Wolkendecke durch. Phoenix-Frontmann Thomas Mars singt "Long Distance Call", die Fans jubeln. Wegen des schönen Songs - und auch wegen der Sonne.

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Sie zeigt sich nicht oft an diesem langen, kalten und nassen Wochenende auf dem ehemaligen Flughafengelände in Neuhausen ob Eck. Die Temperaturen bewegen sich im einstelligen Bereich. Wo einmal eine grüne Wiese war, ist nur noch eine einzige braune Schlammdecke zu sehen. Die Masse macht den Matsch. Wenn Zehntausende Menschen über eine durchnässte Fläche stiefeln, hilft kein Stroh mehr. Alles ist eins. Alles ist Matsch.

Leider ist das auch die Musik des Headliners am ersten Abend. Die Indierocker The Strokes stehen nach vielen Soloprojekten endlich wieder gemeinsam auf der Bühne. Und man hört, dass die Pause lang war. "I did it myself", nölt Sänger Julian Casablancas ins Mikrofon, vergisst ein paar Zeilen des Songs, schmeißt den Mikroständer weg und rotzt auf die Bühne. Leidenschaftslos spielen die New Yorker ihr Set mit Hits wie "New York City Cops" oder "Someday" herunter. Ihr Auftritt bleibt aber eines der wenigen Negativbeispiele unter den 85 Bands, die beim Southside-Festival in drei Tagen aufspielen.

Fans versinken bis zu den Waden im Morast

Man kann sich selbstverständlich darüber streiten, ob Massive Attack eine Festivalband ist. Man ist entzückt, dass das junge Trio namens The XX mit seinen minimalistischen Songs auf der großen Bühne so toll ankommt. Man freut sich, dass beim Konzert von Florence And The Machine die junge Kate Bush auf der Bühne zu stehen scheint. Der Kunststudentenpop von Vampire Weekend wird gefeiert. James Murphy spielt mit seinem LCD Soundsystem eines seiner letzten Konzerte, Deichkind lässt sich im Schlauchboot über die Köpfe der Fans tragen. Und die Band The Prodigy weiß, wie sie die Masse zum Tanzen animiert.

Fans versinken bis zu den Waden im Morast

Die spannenden Konzerte finden jedoch in den Zelten statt. Neu ist in diesem Jahr die vierte Bühne, mit der dem Trend der elektronischen Musik Tribut gezollt wird. Auf der sogenannten White Stage spielen Frittenbude, FM Belfast und Mr. Oizo auf. Und dennoch: Die Party war schon ausgelassener in Neuhausen ob Eck.

"Der Dauerregen drückt aufs Gemüt", sagt Dieter Bös vom Veranstalter Koko & DTK Entertainment, "da ist für das Publikum die Schmerzgrenze erreicht." So schlecht war das Wetter selten. Die Fans versinken bis zu den Waden im Morast. Das lässt eher an das legendäre Festival im britischen Glastonbury denken als ans sonnige Southside. Das Festival wird zum Schlammside und zu einem Ort der Tapferkeit und Kreativität. Die Festivalbesucher basteln sich aus Müllsäcken Regenjacken, wickeln sich Plastiktüten um die Gummistiefel. Manche tragen lustige Tierkostüme. Das größte Festival in Baden-Württemberg war mit 50000 Besuchern schon im Vorfeld ausverkauft. Damit ist die Obergrenze erreicht. "Man muss auch mal zufrieden sein. Das Southside ist ein beliebtes Festival", sagt Veranstalter Bös, "wir brauchen keine 60000." Das größte Plus: Beim Southside hat man trotz der Menschenmasse keine großen Wege zwischen den Bühnen zurückzulegen und immer das Gefühl, bei einer familiären, friedlichen Veranstaltung zu sein.

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Musikalisch gibt es dieses Jahr wenig Neues: Mando Diao, Billy Talent und Beatsteaks heißen die Headliner, auf die Verlass ist und mit denen man kein großes Risiko eingeht, weil sie den Massengeschmack treffen. Mando Diao wie auch die Beatsteaks haben keine neue Platte im Gepäck und treten beim Southside-Festival exklusiv auf.

Die legendäre Band The Specials steht beinahe 30 Jahre nach ihrer Trennung wieder auf der Bühne - immerhin eine kleine Sensation. Sie spielt beschwingt ihre 2-Tone-Ska-Hits wie etwa "Little Rich Girl", "Monkey Man" oder "Dawn Of A New Era". Manchmal scheint die Sonne eben auch musikalisch. Im Verborgenen.