Blutbad in einer Kirche im US-Bundesstaat South Carolina: Ein Mann erschießt neun Menschen. Foto: EPA

Der mutmaßliche Täter, der am Mittwochabend in einer von Afroamerikanern besuchten Kirche in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina das Feuer eröffnet und dabei neun Menschen erschossen haben soll, wurde festgenommen.

Charleston - Nach dem Blutbad in einer hauptsächlich von Schwarzen besuchten Kirche im US-Südstaat South Carolina mit neun Opfern ist der mutmaßliche Todesschütze gefasst worden. Der Zugriff erfolgte am Donnerstag in Shelby im nördlichen Nachbarstaat North Carolina, mehr als 300 Kilometer vom Tatort entfernt, wie der zuständige Polizeichef Gregory Mullen bekanntgab.

„Der Verdächtige wurde festgenommen“, teilte auch die Bundespolizei FBI mit. „Unser aufrichtiger Dank gilt der Öffentlichkeit und den Strafverfolgungspartnern“, schrieb die Behörde über den Kurznachrichtendienst Twitter. Die Behörden hatten den 21 Jahre alten Verdächtigen zuvor namentlich identifiziert und ein Foto von ihm veröffentlicht.

Blutige Überfälle und Amokläufe sind in den USA nicht gerade unbekannt. Aber neun Tote in einer Kirche - und alle Opfer schwarz, der Täter weiß! Amerika steht unter Schock. Die Frage, die sich das Land an diesem Donnerstagmorgen stellt, ist kurz und schmerzhaft: Warum?

Nach bisherigen Ermittlungen trug sich das Blutbad etwa wie folgt zu: Der Täter betritt kurz nach 20 Uhr abends die Afrikanisch-methodistische Episkopalkirche der Stadt, berichtet Mullen. Dort halten die Gemeindemitglieder gerade Bibelstunde. Der Täter habe sich zu ihnen gesetzt. Etwa eine Stunde habe er gewartet - und dann das Feuer eröffnet. "Der einzige Grund dafür, dass jemand in eine Kirche geht und Leute erschießt, ist Hass", sagt auch Bürgermeister Joe Riley. Eine Erklärung ist auch das nicht.

Überlebende als Zeugin am Leben gelassen?

Insgesamt sterben neun Kirchgänger - drei Männer und sechs Frauen. Höchst verwirrend und beunruhigend ist ein Detail. Eine Überlebende berichtet laut lokalen Medien, der Täter habe ihr gesagt, er lasse sie leben, damit sie alles erzählen kann, was in der Kirche passiert. "Das deutet auf Eitelkeit hin", schließen TV-Kommentatoren daraus. Polizeichef Mullen sagt, man wisse nicht, ob der Täter wild um sich geschossen oder seine Opfer bewusst ausgewählt habe. Acht der Opfer sterben am Tatort, eines im Krankenhaus.

Die Schreckensnachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Polizeiautos sperren die Zufahrt zur Kirche ab, Blaulicht durchzuckt die Nacht, Sirenengeheul ist zu hören. Im Nachthimmel über der weiß gestrichenen Kirche aus Backstein kreisen Polizeihubschrauber auf der Suche nach dem Täter.

Die Gemeinde reagiert mit Entsetzen: Die Menschen treffen sich noch in der Nacht, umarmen sich, beten. "Alles, was wir brauchen, ist Frieden", ruft ein aufgebrachter junger Mann. Ähnlich äußern sich der Polizeichef und der Bürgermeister. Es ist viel von "Zusammenhalten" und "Frieden" die Rede in diesen nächtlichen Schreckensstunden.

Doch auch die Angst geht um. Die Angst, dass die Lage eskalieren könnte. In den vergangenen Monaten waren an mehreren Orten in den USA Afroamerikaner von weißen Polizisten erschossen worden - vielfach kam es danach zu gewaltsamen Protesten. Steht Ähnliches nun auch in Charleston bevor?

"Wir müssen sicherstellen, dass der Täter seinen Preis für seine Taten zahlen muss", sagte Bürgermeister Riley. "So etwas darf nicht passieren. Die Leute müssen unbehelligt in die Kirche kommen können. Das muss sein", meint einer der Geistlichen vor der Kirche, die zum Tatort des jüngsten Blutbades in den USA geworden ist.