Die Vhs fühlt sich im Kübler-Areal (links) nicht mehr wohl. Ein Teil der Kurse wird künftig am Rotebühlplatz konzentriert. Foto: J. Brand

Die VHS will im Stadtbezirk bleiben, wenn auch mit verändertem Angebot, so sollen die Schulabschluss-Kurse beispielsweise sollen am Rotebühlplatz zentralisiert werden. Allerdings sind die VHS-Verantwortlichen mit den Räumen im Kübler-Areal nicht mehr zufrieden.

S-Ost - Der Stuttgarter Osten bangt um „seine“ Volkshochschule im Kübler-Areal an der Ostendstraße. Die Vhs will künftig alle Kurse zur Erlangung von Schulabschlüssen am Rotebühlplatz in der Stadtmitte konzentrieren, was allein am Standort im Osten 15 bis 20 Prozent des Kursangebotes ausmacht. Außerdem sind die Vhs-Verantwortlichen mit den Räumlichkeiten im Kübler-Areal nicht mehr zufrieden. Der Mietvertrag endet 2019. Zumindest eines der Argumente gegen das Kübler-Areal ist allerdings beispielsweise für den Bezirksbeirat nicht nachvollziehbar.

Neue Struktur im Konzept Vhs 2030

Der Aufsichtsrat der Vhs diskutiert seit 2014 über die Zukunft der öffentlichen Bildungseinrichtung. Ein Ergebnis ist das Konzept Vhs 2030, das die Volkshochschul-Direktorin Dagmar Mikasch-Köthner im Mai dem Verwaltungsausschuss des Gemeinderats vorgestellt hat. Es sieht eine Modernisierung des Treffpunkts Rotebühlplatz und einen Ausbau um weitere 4500 bis 5000 Quadratmeter möglichst in der Nähe des Rotebühlplatzes vor, um dort die Angebote zur sprachlichen, schulischen und beruflichen Qualifikation zu bündeln. Außerdem strebt man einen Standort mit 2500 bis 3000 Quadratmetern Fläche als Mittelzentrum in Bad Cannstatt an, das die Anlaufstelle für die Menschen aus den Neckarstadtbezirken sein soll. Weitere dezentrale Standorte seien in Vaihingen oder Möhringen denkbar, hieß es, ebenso einer für die nördlichen Stadtbezirke, also Zuffenhausen, Feuerbach, Weilimdorf und Stammheim. Vom Stuttgarter Osten war in dem Konzept nicht die Rede, was die Bezirksvorsteherin Tatjana Strohmaier schon damals hellhörig werden ließ. Deshalb hat sie die Vhs-Direktorin Mikasch-Köthner jetzt in den Bezirksbeirat eingeladen.

Diese konnte die Sorgen im Osten aber nur zum Teil zerstreuen. „Es ist für die Menschen wichtig, dass sie Bildungsanlaufstellen in den Stadtbezirken haben“, sagte Mikasch-Köthner vor dem Gremium. Sie betonte, dass die Angebote künftig stadtteilorientierter sein sollen, allerdings ohne die im Osten wichtigen Schulabschluss-Kurse. Im Vhs-Zentrum Ost gibt es zurzeit 145 Kursangebote mit 1050 Teilnehmern, die etwa 5500 Unterrichtseinheiten im Jahr besuchen. Die Kurse finden in den Räumen im Kübler-Areal, Ostendstraße 110, statt – und genau damit ist die Vhs-Chefin unzufrieden.

Kritik am baulichen Zustand der Räume

Laut Konzept werden „erwachsenengerecht ausgestattete und modernen Standards entsprechende Räume“ gefordert, „idealerweise in Nachbarschaft mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen, um sich als Bildungs- und Kulturzentrum mit Strahlkraft zu etablieren und Synergien zu nutzen“. Außerdem wird eine gute Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr verlangt.

Viele dieser Anforderungen sieht Mikasch-Köthner im Kübler-Areal nicht erfüllt. Die Räume seien in einem schlechten baulichen Zustand; die Erschließung über den Hinterhof gefällt ihr nicht; außerdem sei das Areal schlecht erreichbar. Man wolle zwar im Osten bleiben, strebe aber eine Strukturverbesserung im Programm und nach Möglichkeit eine räumliche Verbesserung an. Im Jahr 2019 läuft der Mietvertrag aus; es gebe aber die Möglichkeit zur Verlängerung. Perspektivisch würde die Vhs aber lieber beispielsweise auf dem noch zu bebauenden Depot-Areal eine neue Heimat finden.

Vor allem das Argument der schlechten Erreichbarkeit stieß im Bezirksbeirat auf Unverständnis. Direkt vor dem Kübler-Areal an der Ostendstraße befindet sich der kleine „Ost-Busbahnhof“, wo die Buslinien 40, 42 und 45 in alle Richtungen verkehren. Nur wenige Minuten zu Fuß entfernt ist die Stadtbahn-Haltestelle Ostendplatz der Linie U4. Der Bezirksbeirat Thomas Rudolph (CDU) sagte: „Viel besser mit dem ÖPNV erreichbar ist kaum ein anderes Areal.“ Ingrid Schwerdtfeger (Grüne) wies auf das kulturelle Umfeld im Kübler-Areal beispielsweise mit dem Kulturwerk oder dem Laboratorium hin. Auch die Stadtteilbücherei ist fußläufig nicht weit entfernt.

Der Bezirksbeirat nahm die Vorstellungen der Volkshochschule zwar zur Kenntnis, äußerte aber einstimmig den Wunsch, den bisherigen Standort beizubehalten und mehr Kooperationen mit den Kultureinrichtungen im Bezirk einzugehen.