Hautärzte warnen: Kinder sollten grundsätzlich nie ungeschützt der direkten Sonne ausgesetzt sein. Foto: imago/Cavan Images

Zu wenig Sonne fördert Vitamin-D-Mangel, zu viel davon kann Hautkrebs verursachen. Wie man ein gesundes Mittelmaß findet, und welche Sonnencreme beim Aufenthalt im Freien unerlässlich ist, erklären Hautärzte und die Stiftung Warentest.

Der letzte Sonnenbrand liegt nicht allzu weit zurück: Knapp die Hälfte der Bundesbürger erinnert sich zumindest daran, dass sie seit letztem Sommer mindestens einmal zu lange in der Sonne gewesen sind. Das ergab eine Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS). Dabei sind die Gefahren von zu viel UV-Licht den meisten durchaus bewusst: 96 Prozent der Befragten gaben an zu wissen, dass es krebserregend sein kann. Allerdings hat Sonnenlicht auch gute Seiten. Welche das sind, und wie viel Schutz wirklich notwendig ist, zeigt diese Übersicht.

Ist Sonne immer schädlich?

Selbst bei gesunden Menschen ist die Haut eigentlich immer damit beschäftigt, die Schäden durch die Sonne zu beseitigen. Allerdings braucht der Körper auch ein gewisses Maß an Sonne: So regen die UV-Strahlen die Produktion von Vitamin D in der Haut an. Das hat nicht nur eine positive Wirkung auf den Knochen- und Mineralhaushalt. Das sogenannte Sonnenvitamin ist auch an vielen wichtigen Prozessen des Immunsystems beteiligt, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).

Ebenso gibt es Anzeichen, dass UV-Licht das Risiko für Diabetes, einige Krebsarten und Infektionen senken könnte. Daher rät die DGE dazu, mehrfach täglich mit unbedecktem Gesicht und Händen ins Freie zu gehen. Die Länge des Aufenthalts hängt dabei hauptsächlich vom individuellen Hauttyp ab, ergänzt Ulrike Schief, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie am Klinikum Stuttgart. „Menschen mit heller Haut sollten sich in den Sommermonaten nur wenige Minuten der direkten Sonne aussetzen und die starke Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden.“

Je dunkler die Haut, desto mehr Sonnenminuten sind akzeptabel. Für Kinder dagegen gilt diese Regel nicht: „Diese sollten grundsätzlich nie ungeschützt der direkten Sonne ausgesetzt sein“, sagt die Oberärztin Schief.


Gibt es Hautkrebs nur bei Erwachsenen?

In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben in den Krankenhäusern in Deutschland die Behandlungen wegen Hautkrebs rasant zugenommen: 109 400 Menschen wurden 2022 mit der Diagnose Hautkrebs stationär behandelt. Das waren gut 75 Prozent mehr Fälle als noch im Jahr 2002, teilte das Statistischen Bundesamt (Destatis) erst vor wenigen Wochen mit. „Tatsächlich betrifft dies hauptsächlich Erwachsene“, sagt die Dermatologin Schief.

So liegt das durchschnittliche Erkrankungsalter bei dem sogenannten hellem oder weißem Hautkrebs zwischen 60 (Basalzellkarzinom) und 70 Jahren (Plattenepithelkarzinom). Der schwarze Hautkrebs, ein sogenanntes malignes Melanom, tritt bei Frauen im Durchschnitt mit 67 und bei Männern mit 60 Jahren auf. „Bei Kindern und Jugendlichen ist der schwarze Hautkrebs dagegen sehr selten“, sagt Schief. Hier lässt sich nur ein relativ kleiner Teil der Melanome allein durch Umweltfaktoren wie Sonneneinstrahlung erklären. „Vor allem genetische Ursachen spielen dabei eine Rolle.“

Während allerdings die Rolle von Melanom-Risikogenen bei Erwachsenen gut belegt ist, braucht es beim Melanom bei Kindern und Jugendlichen noch mehr Forschung. Derzeit ist ein großes internationales und interdisziplinäres Forschungsprojekt am Laufen, an dem sich auch eine Arbeitsgruppe des Uniklinikums Tübingen und der Universität Tübingen beteiligt.

Wie gut schützt Sonnencreme vor Hautkrebs?

In Studien wurde festgestellt, dass Sonnencremebenutzer häufiger Hautkrebs bekommen. Das liegt aber nicht am Sonnenschutz, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass Menschen, die sich einschmieren, öfter und länger in der Sonne bleiben als Menschen, die keine Creme benutzen. „Das zeigt, dass Sonnencreme allein nicht vor Hautkrebs schützt“, sagt die Hautärztin Schief. Ein Teil der UV-Strahlung gelangt immer noch auf die Haut und kann dort Schäden anrichten.

Hinzu kommt: Häufig wird Sonnencreme zu dünn aufgetragen. Und nicht jede Sonnencreme schützt gleich gut. So hat die Stiftung Warentest erneut festgestellt, dass selbst teure Produkte den auf der Packung angegebenen UVB-Sonnenschutzfaktor nicht einhalten. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „test“ (7/2024) fallen diesbezüglich gleich sechs der 20 geprüften Produkte durch: Die Lotion von Ladival, die Creme von M. Asam, die Million Dollar Sun Cream von Lush, das Sonnenspray von i+m Naturkosmetik Berlin sowie das vergleichsweise günstige Produkt Cien Sun Sonnenmilch von Lidl.

Ist Sonnencreme schädlich für den Körper?

Vor wenigen Monaten noch wurde vor Schadstoffen in Sonnenmilch gewarnt. Anlass war eine Untersuchung, nach der im Urin von Kita-Kindern und Erwachsenen Stoffwechsel-Abbauprodukte nachgewiesen worden sind, die unter anderem von Weichmachern gebildet werden, die wiederum aus Sonnencremes stammen könnten. Der kritische Stoff gilt als fortpflanzungs- und gesundheitsschädigend.

Auch im aktuellen Test der Stiftung Warentest gibt es vier Produkte, bei denen der Stoff nachgewiesen werden konnte: In den Mitteln von Newkee, Ladival, Müller und Kaufland. Allerdings betont Warentest, dass die ermittelten Konzentrationen nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung kein akutes Gesundheitsrisiko bergen.

Braucht gebräunte Haut einen geringeren Lichtschutzfaktor?

„Nein“, sagt die Dermatologin Schief. Auch gebräunte Haut schützt nicht vor DNA-Schäden, die durch Sonnenbrände entstehen. Das Risiko an Hautkrebs zu erkranken besteht trotzdem. „Daher ist es wichtig, stets einen Schutzfaktor von mindestens 30, besser 50 oder 50 plus zu nehmen.“

Der Faktor gibt an, um wie viele Male sich die Eigenschutzzeit der Haut verlängert. Ein Beispiel: Rötet sich die Haut ungeschützt etwa nach fünf Minuten in der Sonne, lässt sich diese Zeitspanne mit Lichtschutzfaktor 30 theoretisch um das 30-Fache ausdehnen – also auf 150 Minuten.

Allerdings sollte dieser Wert nie voll ausgeschöpft werden. Experten empfehlen, spätestens nach zwei Drittel der errechneten Sonnenzeit in den Schatten zu gehen. Ein weiterer gefährlicher Irrtum: Ein erneutes Nachcremen verlängert nicht die Schutzzeit.

Ist künstliches UV-Licht besser als Sonnenlicht?

Nein. „UV-Strahlung kann grundsätzlich Schäden verursachen – ob von künstlicher Quelle oder in natürlicher Form“, sagt Schief. Die Deutsche Krebsgesellschaft verweist dazu auf eine Studie, nach der Sonnenstudio-Nutzer verglichen mit Menschen, die niemals in einem Sonnenstudio gewesen sind, ein deutlich erhöhtes Risiko für das Maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) haben.

Daher sollten auch Besucher von Nagelstudios entsprechend Vorkehrungen treffen: Die ultraviolette Strahlung der Lampen, mit denen lackierte und modellierte Nägel gehärtet oder getrocknet werden, stehen in dem Verdacht, das Risiko für weißen Hautkrebs zu erhöhen. Um das persönliche Risiko so gering wie möglich zu halten, rät Schief, die Hände zuvor mit Sun-Blocker oder Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor einzucremen.

Welche Sonnencreme wird von Experten empfohlen?

Zuverlässige Sonnencremes müssen nicht viel kosten, heißt es von der Stiftung Warentest. Sie empfiehlt in ihrem aktuellen Test („test“, 7/2024) das Sun D’Or Sonnenspray für etwas mehr als zwei Euro pro 100 Milliliter und das Sunozon Sonnenspray von Rossmann (1,95 Euro/100 Milliliter). Grundsätzlich spielt es für die Schutzwirkung keine Rolle, ob es sich bei den Mitteln um Sonnenmilch, Lotions oder Gels handelt.

Allerdings sollte der Angabe „Wasserfest“ nicht viel Vertrauen geschenkt werden, raten die Tester. So dürfen Anbieter ein Sonnenschutzmittel schon dann als wasserfest bezeichnen, wenn es nach zweimal 20 Minuten baden noch die Hälfte des ursprünglich gemessenen Schutzes bietet. Daher gilt: Nach dem Schwimmen lieber noch mal eincremen.

Erste Hilfe bei Sonnenbrand

Sonnenbrand
Sind die körpereigenen Schutzmechanismen durch UV-Strahlung der Sonne überlastet, kommt es zu einer kompletten Schädigung der obersten Hautzellen. Es entsteht eine Entzündungsreaktion. Die Hautzellen setzen Botenstoffe frei, die zu den typischen Sonnenbrand-Symptomen führen. Die Haut wird warm, rötet sich, ist druckempfindlich, brennt, schmerzt und/oder juckt. Ist die Schädigung durch die Sonne sehr stark, können sich auch Blasen bilden.

Hilfe
Eine Maßnahme ist es, sauberes Leitungswasser über die betroffenen Stellen laufen lassen – oder diese mit einem feuchten Tuch zu kühlen. Sinnvoll können in Pflegeprodukten Pflanzenextrakte etwa aus der Ringelblume oder Kamille sein. Auch kann es helfen, Quark fingerdick auf die Haut zu streichen, zehn Minuten einwirken zu lassen und dann abzuwaschen. Bei starkem Sonnenbrand das Milchprodukt erst auf ein Tuch streichen und den Wickel dann auf die betroffene Stelle legen. Hilfreich sind auch Wickel mit abgekühltem Schwarztee.