Am Freitag, den 20. März, erlebt Deutschland eine partielle Sonnenfinsternis. Foto: dpa-Zentralbild

Die partielle Sonnenfinsternis am 20. März ist nicht nur ein beeindruckendes Himmelsschauspiel, das Spektakel birgt auch Risiken. Schwankungen im Stromnetz sind - je nach Wetterlage - während der Sofi nicht ausgeschlossen.

Stuttgart/Berlin - Pünktlich zum astronomischen Frühlingsanfang am 20. März können Menschen in Deutschland und anderen europäischen Ländern eine Sonnenfinsternis beobachten. Ein solches Naturspektakel könnte - je nach Wetterlage - auch zu Stromausfällen führen. Denn aus der Steckdose kommt immer mehr Strom aus Solarenergie.

In einigen Regionen - etwa auf den Färöer-Inseln im Nordatlantik - wird die Sonne am kommenden Freitag für kurze Zeit „ausgeknipst“: In einem etwa 400 Kilometer schmalen Streifen auf dem Nordatlantik wird es für etwas mehr als zwei Minuten komplett dunkel. Bei gutem Wetter sind bei einer solchen totalen Sonnenfinsternis die Sterne zu sehen. Reedereien schicken Kreuzfahrtschiffe in den Pfad des Mondschattens.

In Stuttgart wird es "leicht duster"

In Europa, Nordafrika, dem Mittleren Osten, dem westlichen Asien und auf Grönland ist das Ereignis als Teilfinsternis zu sehen, bei der die Sonnenscheibe unterschiedlich stark vom Mond bedeckt wird. „In Deutschland wird es dann leicht duster“, sagte Professor Hans-Ulrich Keller vom Planetarium Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist so, als wenn eine große Wolke über die Sonne kommt.“

Das Ereignis sollte auf keinen Fall ohne Schutz angeschaut werden - Augenschäden bis hin zur Blindheit drohen. Der Astronom rät zum Gebrauch von „Sofi-Brillen“, die im Fachhandel erhältlich sind, oder zum Besuch von Sternwarten. „Eine Sonnenbrille oder gerußte Gläser als Schutz reichen nicht.“ Denn dringt das Licht der Sonne ungehindert ins Auge, trifft es mit hoher Energie auf die Netzhaut.

Netzbetreiber stellen sich auf Schwankungen ein

Schwankungen im Stromnetz sind - je nach Wetterlage - während der Sonnenfinsternis nicht ausgeschlossen. „Wir sind vorbereitet“, betonte Boris Schucht, der Chef des nordostdeutschen Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, einer der vier Betreiber der Höchstspannungsleitungen in Deutschland. Bundesweit könnte demnach zu Beginn der Sonnenfinsternis die Solarstrom-Einspeisung um bis zu 12 Gigawatt sinken. Nach dem Himmelsschauspiel könnten dann bis zu 19,2 Gigawatt mehr Strom ins Netz drängen, weil die Solarzellen wieder liefern. Das entspricht der Leistung von mehr als einem Dutzend Atomkraftwerken.

Damit es zu keinen Blackouts kommt, haben die vier Betreiber der Höchstspannungsleitungen in Deutschland ihre Reserven erhöht, um mögliche Netzschwankungen zu kompensieren. Der Bundesverband Solarwirtschaft betont: „Nur bei wolkenlosem Himmel über Deutschland werden die Netzbetreiber an diesem Tag einen spürbar höheren Regelungsaufwand haben.“ Mehr Mitarbeiter als üblich werden die Netzstabilität überwachen. Sie sind durch die je nach Wetter schwankende Einspeisung von Solar- und Windenergie schon gestählt; der Ökostromanteil liegt bundesweit heute bei 26,2 Prozent.

Nächste totale Sofi in Europa am 12. August 2026

Die nächste Sonnenfinsternis gibt es schon am 13. September, allerdings trifft der Mondschatten dabei nicht die Erde, so dass sie nur als partielle Finsternis zu sehen ist - und selbst das lediglich von Afrika, der Antarktis und den südlichen Ozeanen aus. Die nächste totale Sonnenfinsternis findet am 9. März 2016 über Südostasien und dem Pazifik statt und ist ebenfalls von Deutschland aus nicht zu sehen. Die nächste Beobachtungschance für eine partielle Sonnenfinsternis in Deutschland gibt es am 25. Oktober 2022. Eine totale Sonnenfinsternis findet über Europa erst wieder am 12. August 2026 statt, über Deutschland erst am 3. September 2081.