Buddha-Statuen auf einem Thron zieren in Myanmar im allgemeinen Klöster, Tempel und manchmal auch Hausaltäre Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mit der Ausstellung „Myanmar – das goldene Land“ präsentiert das Lindenmuseum die Kultur eines Landes, das sich nach Jahrzehnten der Isolation der Modernisierung öffnet.

Stuttgart - Der Buddhismus hat seit dem dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung dem Land Myanmar seinen Stempel aufgedrückt. Indische Mönche brachten damals die älteste Form des Buddhismus, den Theravada-Buddhismus, in das Land, das später unter britischer Kolonialherrschaft als Burma bezeichnet wurde. Es erweckt dank vieler vergoldeter Pagoden und Buddha-Statuen in der Tat den Eindruck eines Goldlandes. „Circa ein Viertel des gesamten Einkommens des Landes und der Leute wird für Vergoldungen gespendet. Auf einem der Tempel sind die Blattgoldschichtungen mittlerweile tonnenschwer“, sagt Ines de Castro, Direktorin des Lindenmuseums. Von 18. Oktober bis 17. Mai zeigt das Museum in einer Sonderausstellung ausgewählte Schätze aus Myanmar.

Mit Georg Noack, Referent der Südostasien-Abteilung, hat das Völkerkundemuseum seit 2012 einen Myanmar-Experten. Er hat herausragende Stücke aus dem Bestand des Lindenmuseums zusammengestellt. Sie machen rund 60 Prozent der 200 Exponate aus. Ergänzt werden sie durch Leihgaben aus europäischen Museen. Direkt aus Myanmar stammen Gemälde zeitgenössischer Künstler.

In der Ausstellung zu sehen sind unter anderem Buddha-Statuen vom sechsten bis ins 20. Jahrhundert, Schmuck, Musikinstrumente, Textilien, Preziosen wie eine reich dekorierte Beteldose aus Silber, Textilien und Trachten der verschiedenen ethnischen Minderheiten. Bildtafeln und Dokumentarfilme über Tempelfeste oder Musikkonzerte runden die Ausstellung ab. Auch für Kinder gibt es ein Programm. Dabei lernen die Kleinen, wie traditionelle Kleidung angelegt wird oder was die unterschiedlichen Gesten der Buddhas bedeuten.

Die Ausstellung romantisiert nicht und beleuchtet auch die Gegenwartspolitik im von Militärs und Mönchen dominierten und von religiösen und ethnischen Konflikten zerrissenen Myanmar.

Im Zentrum der Schau steht ein Tempel mit einem Buddha auf einem Thron. Das Ensemble besteht aus Alabaster, Holz, Lack, Blattgold und Steinbesatz. Ähnliche Throne befinden sich in buddhistischen Klöstern und Tempeln, aber auch in größeren Hausschreinen. „Wenn man das Haus einer buddhistischen Familie betritt, kommt man in ein Empfangszimmer mit einem Hausschrein. Dort kommt die Familie zusammen und erweist dem Buddha die Ehre, betet aber nicht zu ihm, denn er ist ja im Nirwana erloschen“, sagt Georg Noack.

Fast jeder Mann in Myanmar war in seiner Kindheit kurze Zeit Mönch, um Verständnis für die Religion, Reife und Kultiviertheit zu erlangen. Beim Initiationsfest trägt der Junge ein mit Pailletten und Gold verziertes Seidenkostüm. Ein solches Gewand ist in der Schau zu sehen. Das Kind wird auf einem prächtig dekorierten Gefährt durch die Nachbarschaft geführt. Dann bringt man es ins Kloster, wo seine Haare geschoren und sein Prunkgewand gegen die schlichte Mönchsrobe getauscht wird. Damit wird der Lebensweg Buddhas vom reichen Prinzen Siddhartha zum asketischen Mönch nachgezeichnet.