Foto: factum/Bach

Das Theodor-Heuss-Haus feiert sein zehnjähriges Bestehen. In den Sommerferien gibt’s freien Eintritt und historische Spiele.

S-Nord - Das Haus, in das Theodor Heuss nach seiner Amtszeit zusammen mit seiner Frau Elly Heuss-Knapp 1959 zog, war bescheiden. Auch wenn es die Gegend am Rande des Killesbergs, nicht weit entfernt von der Anlage des Tennisclubs Weissenhof, sicherlich nicht war. Die Einrichtung war nicht so wie in den späten Fünfzigern sonst üblich: kein schwerer, biederer Stoff, keine dunklen wuchtigen Schränke standen in den Wohnräumen des Paares. Stattdessen: stilvolles, modernstes Inventar des Labels Deutscher Werkbund (DWB). Der DWB war ein Zusammenschluss von Architekten, Industriellen und Künstlern, der sich im Jahr 1907 gegründet hatte und dessen Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Theodor Heuss von 1918 bis 1933 war.

Seit nun zehn Jahren kann der Stil des ehemaligen Bundespräsidenten am Originalschauplatz besichtigt werden. Die Familie hat die Möbelstücke aufbewahrt und sich dazu bereit erklärt, diese für die Gedenkstätte in seinem letzten Wohnhaus zur Verfügung zu stellen. Die Wohnräume wurden originalgetreu rekonstruiert, rund 2500 Bücher säumen die Wände seines Arbeitszimmers, dazu zahlreiche Gemälde bekannter und befreundeter Künstler und von Theodor Heuss selbst, der selten ohne Block und Stift das Haus verließ.

Das Schlafzimmer ist nun ein Erinnerungsraum

Das einzige nicht wieder hergestellte Zimmer ist das Schlafzimmer, in dem Theodor Heuss 1963 seine letzten Stunden verbrachte. Obwohl auch das Mobiliar noch erhalten wäre. „Wir haben lange überlegt, was wir mit dem Schlafzimmer machen sollen“, sagt Gudrun Kruip. „Er hatte dort keinen schönen Tod.“ Gudrun Kruip arbeitet seit 1997 als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Stiftung Theodor-Heuss-Haus. Das Museum und die Rekonstruktion der Wohnräume hat sie mitentwickelt und initiiert.

Das Schlafzimmer hat man schließlich kahl gelassen. Es dient nun als eine Art Erinnerungsraum. Im Raum gibt es ausgewählte Exponate, wie zum Beispiel Tonaufnahmen, die seine wichtigsten Reden dokumentieren. Auch Nachrufe können angehört oder gleich selbst aufgenommen werden. „Häufig kommen ältere Menschen ins Haus, die persönliche Erfahrungen mit Theodor Heuss gemacht haben. Positive wie negative dokumentieren wir gerne auf Tonband, um es für die Nachwelt festzuhalten“, sagt Gudrun Kruip, denn Zeitzeugen gebe es nicht mehr viele und wahrscheinlich auch nicht mehr lange.

Im Gartengeschoss, wo sich sein zweites Büro befunden hat, ist heute die Dauerausstellung, die sein gesamtes Leben und die Begleitumstände abbildet. Während der gesamten Sommerferien, gibt es dort außerdem eine Sommeraktion. In der Cafeteria sind alte, historische Spiele ausgelegt, die drinnen wie draußen gespielt werden können, beispielsweise „Fang den Hut“ oder Mikado. Auch originale Zeitungen aus den 50er-Jahren können bei freien Getränken gelesen werden. Nicht nur während der Ferien sind Kinder häufige Gäste im Theodor-Heuss-Haus. „An Theodor Heuss kann man viele Themen fest machen. Die Weimarer Republik, der Nationalsozialismus, das Grundgesetz und die ganze Geschichte der BRD können spielerisch erarbeitet werden“, sagt Gudrun Kruip.