Die Ludwigsburger Fußgängerzone: Viele Händler beleben mit ihren Angeboten die City – und sind im Bund der Selbstständigen organisiert und vernetzt. Foto: factum/Archiv

Netzwerken, Geschäfte machen, sich gegenseitig unterstützen: Das sind die Ziele des Bunds der Selbstständigen Ludwigsburg. Der Vorläufer, der 1846 gegründete Gewerbe- und Handelsverein, gilt mit als ältester in Deutschland.

Ludwigsburg - Es ist das Jahr 1846. Die Zeit des Vormärz, eine Zeit, in der sich das bürgerliche Vereinsleben etabliert und sich mit dem Beginn der Industrialisierung große wirtschaftliche und soziale Veränderungen ankündigen. Es ist die Zeit, in der sich Vereine gründen und Gesellschaften zusammenschließen, um damit mehr zu bewegen und eine größere Lobby zu haben. Genau in dieser Zeit vor 171 Jahren, nämlich am 9. Januar 1846, gründeten Ludwigsburger Handelsleute und Handwerker den Gewerbe- und Handelsverein der Stadt. Er gilt als der älteste im Landkreis, als einer der ältesten in ganz Deutschland – und ist der Vorläufer des heutigen Bunds der Selbstständigen (BdS).

Eine Bank wurde eingerichtet

In jener Zeit, in der die Gleichbehandlung aller Menschen ein wichtiges Ziel war, verfolgten auch die Ludwigsburger Vereinsgründer ein ganz besonderes Anliegen, nämlich die Einrichtung einer Bank, deren Gründung auch schon bald vollzogen wurde. Zudem prämierte der Verein gute Schüler der gewerblichen Fortbildungsschule, er organisierte Kurse für gewerbliche Buchführung und Wechselrecht und empfahl seinen Mitgliedern die vom Stuttgarter Gewerbeverein entworfenen Lehrverträge. Nur ein Jahr nach seiner Gründung gehörten dem Verein bereits 175 ordentliche Mitglieder und zwei Ehrenmitglieder an, im Jahr 1932 richtete der Verein in Ludwigsburg den 70. Verbandstag des Verbandes Württembergischer Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen aus.

Handels- und Gewerbevereine als Basis

Während des Nationalsozialismus löste sich der Verein schließlich auf, es folgte eine lange Pause. Er wurde erst im Jahr 1969 unter dem Vorsitz von Manfred Schwinghammer wieder zum Leben erweckt. Zuvor allerdings, genau am Nachmittag des 15. Oktober 1950, trafen sich im Gasthof Zur Sonne-Post in Großbottwar die Vorstände und Ausschüsse der Gewerbe- und Handelsvereine des Landkreises Ludwigsburg unter dem Vorsitz des Schreinermeisters Wilhelm Obenland. Ihr Ziel: einen Verband der Handels- und Gewerbevereine ins Leben zu rufen. Zudem sollten neue Vereine gegründet und neue Mitglieder gewonnen werden. Als Name wurde die vorläufige Bezeichnung „Arbeitsgemeinschaft der Gewerbe- und Handelsvereine des Kreises Ludwigsburg“ bestimmt.

Jene Vereine und Verbände waren gewissermaßen die Eltern des heutigen BdS der Stadt Ludwigsburg und im Kreis Ludwigsburg. Seit dem Jahr 2000 ist der Finanzplaner Stephan Wolf der Vorsitzende des BdS-Stadtverbandes. „Zuvor war ich lange Mitglied und im Beirat. Mir ist das Anliegen der Selbstständigen sehr wichtig“, sagt Wolf. Traditionell gehören dem BdS viele Vertreter aus dem Handel und Handwerk, der Gastronomie, dem Gewerbe sowie der Klein- und Mittelindustrie an. „Und unser Kassierer stammt schon immer aus dem Bankenwesen“, erzählt Wolf.

BdS setzte sich für Wiedereinführung der 450-Euro-Jobs ein

Die Ziele des BdS seien es, die berufspolitischen Interessen der Selbstständigen vor Ort zu bündeln und diese sowohl in der Region, als auch auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene durchzusetzen. „Beispielsweise war der BdS damals maßgeblich daran beteiligt, dass die 450-Euro-Jobs im Bereich der geringfügigen Beschäftigung wieder eingeführt wurden“, betont Stephan Wolf.

Daneben betreibt der BdS, dessen Verbände insgesamt in Stadt-, Kreis-, Landes- und Bundesverbände gegliedert sind, Mitgliederpflege im lockeren Bereich. Bei jedem Treffen steht allerdings eines im Vordergrund: „Wir verbinden immer das Angenehme mit dem Nützlichen, die Kombination der Weiterbildung mit der Geselligkeit ist uns sehr wichtig.“ Nach einer Führung etwa durch das Ludwigsburger Schloss kann dies ein Vortrag des Extremsportlers Joey Kelly sein, auch die Rundgänge durch große Unternehmen stehen regelmäßig auf dem Veranstaltungsplan.

Neben der Interessenvertretung der Selbstständigen durch den BdS sieht Stephan Wolf allerdings noch weitere Vorteile einer Mitgliedschaft: „Mitglieder erhalten finanzielle Vorteile durch attraktive Rahmenverträge und Sonderkonditionen, etwa bei Versicherungen oder beim Fahrzeugkauf.“ Zudem sei den BdS-Leuten eines ganz wichtig, sowohl untereinander wie mit anderen Unternehmen: das Netzwerken und das Knüpfen von Kontakten. „In unserem Verband lernt man immer wieder neue Menschen kennen, man hilft sich aus, und man macht Geschäfte miteinander. Das Netzwerken ist bei uns das A und O.“