In den Zelten auf dem Edelmannshof kann man sich richtig gemütlich einrichten. Foto:  

Die SG Weinstadt veranstaltet auf dem Edelmannshof eine preisgekrönte Freizeit. Die wird seit mehr als 50 Jahren komplett ehrenamtlich gestemmt – und beim landesweiten Sportjugend-Förderpreis landete das Angebot auf dem ersten Platz.

Weinstadt - Das Schimpfen vor Besuchern gehört dazu. Mit breitem Grinsen im Gesicht, wohlgemerkt. „Hier gibt es nur kaltes Wasser!“, das ist der Dauerbrenner unter den Klagen der Kinder und Jugendlichen im Zeltlager Edelmannshof hoch über Rudersberg. Tatsächlich kennt die selbst gebaute Dusche nur eine Wassertemperatur. „Das ist halt nichts für Warmduscher“, sagte ein Knirps vor Jahren zu einem älteren Mädchen, das sich eben über den kalten Schwall gegenüber dem Besucher ausgelassen hatte. „Aber“, so hatte sie hinzugefügt, „wenn man es als erste rein schafft, ist das Wasser von der Sonne in der Leitung geheizt. Dann geht’s – aber nicht lang!“

Die Vorbereitungen beginnen bereits im Winter

Die Dusche ist nur eine der vielen Attraktionen, die über mehr als 50 Jahre hinweg auf die Teilnehmer warten. Seit 54 Jahren mittlerweile organisieren junge Betreuerinnen und Betreuer ehrenamtlich den zweiwöchigen Aufenthalt auf der Wiese direkt neben dem Edelmannshof. „Das erste Treffen findet meistens im Februar statt, danach jeden Monat“, sagt Nikola Giek, der dieses Jahr mit 17 weiteren Ehrenamtlichen 66 Kinder und Jugendliche betreut. „Es gibt verschiedene Vorbereitungsteams für verschiedene Aufgaben“, sagt Hellen Bühler. Während sich die einen etwa um T-Shirts kümmern, die für Teilnehmer und Betreuer unterschiedlich bedruckt werden, stellen andere das jährliche Zeltlager-Liederbuch zusammen und basteln die Exemplare. Und, und, und.

In der heißen Phase, also in den Tagen vor Beginn des Zeltlagers, wird dieses von den Betreuern und den „Altbetreuern“ aufgebaut. „Am Donnerstag vor Beginn geht ein Team die Lebensmittel für die zwei Wochen einkaufen – einen kompletten Bus voll“, sagt Nikola Giek. Gekocht wird über dem offenen Feuer, auch eine der Besonderheiten des Zeltlagers, das ursprünglich vom VfL Endersbach gegründet wurde und anfangs nur eine Woche zu Beginn der Sommerferien dauerte.

Die Altbetreuer statten dem Zeltlager immer einen Besuch ab

Später stieß noch ein Waiblinger Verein dazu, der Kinder eine weitere Woche lang auf den Edelmannshof brachte. Und schließlich dauerte das Zeltlager zwei Wochen lang und die Kinder kamen von überall her. „Wir hatten schon Gäste aus China. Die haben in den Ferien ihren Opa in Schmiden besucht und er hat sich gedacht, dass seine Enkel hier ganz gut Deutsch lernen“, sagt Hellen Bühler.

Aber auch die Betreuerinnen und Betreuer nehmen weite Wege auf sich, um mitmachen zu können. „Wir sind zwar alle ursprünglich aus Endersbach, aber durch Studium und Ausbildung etwas verstreut“, sagt Nikola Gieb. Dieses Jahr reisen drei aus Braunschweig, Weimar und sogar aus Lyon an. Unter den „Altbetreuern“ gebe es auch einige treue Seelen. „Die besuchen uns immer garantiert einmal.“

Preisgekrönte Attraktionen

Wettbewerb
Beim Lotto Sportjugendförderpreis kam das Zeltlager der SG Weinstadt auf den ersten Platz in der Region Stuttgart. „Die SG Weinstadt will gezielt das soziale Miteinander, die Kreativität und den bewussten Umgang mit dem eigenen Körper und der Natur in den Vordergrund rücken.“

Organisation
„Auch in der Organisation unterscheidet sich das Zeltlager von anderen seiner Art. So wurde die zweiwöchige Freizeit ausschließlich von den Betreuern im Alter von 16 bis 25 Jahren im voraus geplant, organisiert und durchgeführt“, heißt es in der Begründung des Preisgerichtes.

Verleihung
Überreicht wurden die Preise im Mai im Europapark Rust von Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker, der Präsidentin des Landessportverbandes Elvira Menzer-Haasis und dem Staatssekretär Volker Schebesta. Nach der Verleihung durften sich die Sieger im Park vergnügen.