Seit Dienstag läuft das Sommerfestival der Kulturen. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Das 19. Sommerfestival der Kulturen in Stuttgart ist eröffnet. In den kommenden Tagen gibt es auf dem Marktplatz, in der Kirch- und Hirschstraße ein buntes Treiben.

Welche Stimmgewalt! Lange, ganz lange hält Hajnalka Péter, ungarisch-bulgarische Sängerin der Band Lakvar zu Deutsch Marmelade, den Ton. Moduliert ihn zur leidenschaftlichen Geige, bevor schließlich die sieben Bandmitglieder losfetzen. Zeitgenössischer Folk aus dem Balkan mit außergewöhnlichen Rhythmen und Jazz-, Rock- wie Experimental-Elementen vom Feinsten eröffnet das 19. Sommerfestival der Kulturen auf dem Marktplatz.

Danach geht es musikalisch in den Süden. Der Afro-Beat-Pionier Ray Lena, seines Zeichens Multiinstrumentalist, Sänger und Saxofonist lädt zum „African Rumba“. Allen 14 Bands und Tanzenden aus verschiedenen Ländern von Chile bis Südkorea, von Deutschland bis Benin, die da in den kommenden fünf Tagen – zum Teil das erste Mal in Stuttgart – auf der Bühne vor dem Rathaus stehen, haben eines gemeinsam. In Sachen Stil kennen sie keine Berührungsängste, überschreiten Grenzen.

Kein Eintritt zu zahlen

Weltmusik ist von Anbeginn des Sommerfestivals der Kulturen im Jahr 2001 Trumpf! Und: Musik hören ohne Eintritt zu zahlen. „Klänge und Tänze vieler Nationen kennenlernen!“, schwärmt ein Student. Werden doch am Sonntagnachmittag über 40 Stuttgarter Migrantenvereine, postmigrantische Organisationen und Initiativen aus Stuttgart und Umgebung Performances präsentieren.

Über 130 sind mittlerweile Mitglied im Forum der Kulturen Stuttgart e. V., das 1998 als Dachverband der Stuttgarter Migrantenvereine gegründet wurde und das Kulturfestival veranstaltet. Wie so viele mussten sie Coronapause machen. „Bis kurz vor der Eröffnung heute haben wir noch gebibbert“, so Forums- Geschäftsführer Rolf Graser. Aber 200 Ehrenamtliche und über 80 Mitgliedsvereine machten das internationale Festival möglich. Sie wechselten sich an den Ständen ab, böten landestypische Leckereien, Getränke und Infos auf Marktplatz, in der Kirch- und Hirschstraße. In Letzteren ist auch der Markt der Kulturen zu finden – mit Kunsthandwerk Schmuck, Kleidung, Taschen, Tee und Gewürzen aus vielen Ländern. Das Kinderzelt beherbergt Angebote für die Kleinen, da wird gemalt, gebastelt und mehr.

Begrüßung von Nopper

Bühneninterviews zu gesellschaftspolitischen Themen in den kommenden Tagen sowie eine große Tombola locken manche der Besucherinnen und Besucher, die sich schon am ersten Tag zahlreich eingefunden haben. „Sonst war voller, pickepacke!“, meint eine Ausstellerin. Eine Besucherin beruhigt. „Das wird. Ist halt gerade überall was los. So toll, dass es wieder stattfindet. Morgen komme ich wieder, diese Vielfalt aus aller Welt ist klasse.“

Diese lobte auch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper in seiner Begrüßung beim „größten interkulturellen Festival Süddeutschlands“ auf dem frisch sanierten „schönsten“ Marktplatz. Davor hatte Sami Aras, Erster Vorstandsvorsitzender des Kulturforums, den interkulturellen Dialog und gleichwertige Partizipation von Migrantinnen und Migranten betont, dass man sich stark gegen Ausgrenzung, Vorurteile, Rassismen und Diskriminierungen mache.

Den Faden nahm Veronika Kienzle auf, Bezirksvorsteherin Mitte, die an den schrecklichem Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine erinnerte und ihn verurteilte. „Aber hier genießen, tanzen und feiern alle Nationen gemeinsam.“ Auch die russischen Freunde, die schon viele Jahre hier lebten. Damit setze man ein Zeichen des Friedens. Dazu könne das angedachte Haus der Kulturen beitragen. „Damit das Forum seine Arbeit gut weiterführen kann, muss es mitten in der City entstehen – wenn Stadt und Gemeinderat das zusammen entscheiden.“