Abkühlung suchten die Besucher auf unterschiedliche Art: Bowle mit und ohne Alkohol, ein Platz am Wasser oder mit dem Fächer aus der Handtasche. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Das war das heißeste Sommerfest in Stuttgart bisher. Nicht nur mit Blick auf die Temperaturen, sondern auch mit Blick auf die Besucherzahlen. Gedränge auf allen Wegen; Schlangen vor allem bei den Getränken und ausgelassene Stimmung vor den Musik-Bühnen.

Stuttgart - Sicher ist: Das war das bisher heißeste Sommerfest. Nicht nur mit Blick auf die hohen Temperaturen, sondern auch mit Blick auf die Besucherzahlen. Laut Veranstalter in.Stuttgart kamen in den vier Tagen etwa 500 000 Besucher. Drangvolle Enge herrschte entsprechend auf allen Wegen und Gassen, lange Warteschlangen gab es vor allem bei den Getränken, und eine ausgelassene Stimmung herrschte vor den Bühnen der Bands.

Die Massen: Schon die Straßenbahn von der Ruhbank aus, war gegen 20 Uhr rappelvoll und unschwer war zu erkennen, dass die allermeisten der Fahrgäste dasselbe Ziel hatten: Das Sommerfest in der City. Ein Siebenjähriger staunte: „So viele Leute!“ Zur Begrüßung am Schlossplatz tauchten dann alle ein, in eine Wolke aus Essensdüften und in ein Gewirr aus unterschiedlichen Sounds – muss es sein, dass jeder noch so kleine Getränkestand eine eigene Musikanlage zur Beschallung seines Reviers dabei hat?

Funk, Soul und Schlager

Die Musik: Neben dem Kunstgebäude wagte sich „Abgroovebereit“ an Songs von Amy Winehouse – und auch vor dem Landtag von der Bühne des Plenums schallte eine Melodie von Amy Winehouse. Hier machten „Fresh and Cool“, die Partyband mit zwei Sängerinnen und einem Sänger, mit ihren verjazzten Versionen von Stevie Wonder-Hits gute Laune und hatten auch einen gewissen Platzvorteil, denn hier wehte ein laues Lüftchen und animierte deshalb viele zum Hüftschwung. Hitze hin – Schweiß her: „Wirtschaftswunder“, die Band um Helga und Oskar gehört zum Inventar des Sommerfestes und interpretiert mit komödiantischem Charme Freddy Quinn-Schmalz und Manuela-Schlager – „Ich geh’ noch zur Schule“. Damit bringt sie ihr Publikum – vor allem jene Frauen, die schon seit vielen Jahren ihren 39. Geburtstag feiern - auf Hochtouren. So tummelte sich zu später Stunde vor der Treppe des Großen Hauses sicher das lebhafteste und am Ende am meisten verschwitzte Publikum.

Abkühlung war heiß begehrt

Hitze: „Am Mittag zeigte das Thermometer am Cinema 41 Grad“, stöhnte die Verkäuferin am Cigarillo-Stand vor dem Kunstmuseum. Und weil die dort platzierte Hajek-Skulptur aus Stahl etwas Kühle verspricht, hatten es sich auf ihren Flächen Kinder bequem gemacht. Die Erwachsenen suchten eine Erfrischung auf den Einfassungen der Brunnen auf dem Schlossplatz und vor dem Neuen Schloss. Wer an diesem Wochenende einen Verkaufsstand für Fächer aufgestellt hätte, hätte glänzenden Absatz gemacht. Wo immer einer ausgeklappt wurde, erntete die Besitzerin neidische Blicke.

Die Garderobe: Stöckelschuhe tut sich angesichts der Pflastersteine und der Hitze praktisch keine Frau mehr an: Flache Sandalen und Sneakers machen so einen Abend erträglich. Während die Weiblichkeit mit einer sommerlichen Garderobe glänzte, die häufig der Silbe „Fest“ im Event Sommerfest gerecht wurde, trat so mancher Mann auf die Szene, als käme er gerade von der Gartenarbeit. Und sicher gibt es auch ansprechendere Outfits als ein Unterhemd, um das Oberarmtattoo zu präsentieren.

Süßes am Abend

Die Speisen: Von der Roten Wurst bis zum Langustenschwanz für 39 Euro fanden alle etwas, auch Vegetarier. Die mussten allerdings etwas suchen, denn das Fest ist fleischlastig. Beim Newcomer, der Feinbäckerei Dolce Forno, wartete nicht nur Tiramisu auf seine Liebhaber, sondern auch ein Sortiment der köstlichen italienischen Dickmacher. Besonders imposant: die Pesche, die aussehen wie echte kleine Pfirsiche. „Am Abend wollen die Leute Süßes“, freut sich die Frau hinter der Theke.

Und noch etwas wollen die Leute: Pizza. Als wäre es nicht heiß genug, schuften die Mitarbeiter dafür vor dem glühenden Ofen. Deshalb sei an dieser Stelle allen, die vier Tage hinter den Theken standen oder bedienten und nachts wahrscheinlich nur noch mit Hilfe einer Beißzange aus ihren Kleidern kamen, ein Dank ausgesprochen.

Der Müll: Die Flaschensammler hatten Hochsaison und die meisten Festbesucher waren willens ihre Becher und Pappteller in die Mülleimer zu werfen – doch die waren längst alle übervoll und so landete der Müll auf dem Boden. Fragt sich, weshalb bei so einem Event nicht ausreichend zusätzliche Tonnen aufgestellt werden.