Schön und ausgelassen feiern - auf dem Sommerfest funktioniert das auch bei Herbstwetter. Foto: Rothe

 Am Sonntag ist das 20. Stuttgarter Sommerfest mit Besucherrückgang zu Ende gegangen.

Stuttgart - Endlich Sonne! Ein Aufatmen und das Lächeln der Erleichterung entspannten am Samstag nach zwei Regen- und Schlechtwettertagen die Stimmung auf dem Stuttgarter Sommerfest. Die weißen Zelte lockten unter einem seidig blauen Himmel, exotische Drinks kontrastierten dazu in Grün und Orange, und vor den Theken herrschte bald wieder das übliche Gedränge.

Wir haben die schönsten Partybilder.

Doch die Bilanz ist getrübt. Erst recht, nachdem Schauer auch am Sonntag Lust und Laune aufs Flanieren und Feiern verwässerten. Ausgerechnet zum 20-Jahr-Jubiläum ließen sich laut Sabrina Kante von in.Stuttgart, dem Veranstalter, statt der erhofften halben Million nur 400.000 Stuttgarter und Auswärtige den Höhepunkt des Sommers in der Stadt nicht entgehen. Die Wirte, so Kante, seien dennoch zufrieden: Das Wetter könne man halt nicht planen, und die vielen Tausend Stammgäste hätten ihnen auch am verregneten Donnerstag die Treue gehalten.

Wie Angela, Pat, Rob, Audry, Jim und Diane, Amerikaner und Zivilangestellte bei der US Army in Stuttgart, die es sich auf dem Rasen am Schlossplatz bequem gemacht haben. "Wir lieben dieses Fest", sagt Angela und erzählt, dass sie sich hier durchfuttern und alles probieren würden, was an kulinarischen Köstlichkeiten geboten sei. Leider sei ihr Favorit, ein Stand am Eckensee, an dem es Austern aus der Normandie gab - "so groß", deutet Angela das Format der Belons mit den Händen an -, seit zwei Jahren nicht mehr da. Und die Austern beim Fisch- und Meeresfrüchte-Spezialisten nebenan? "Kein Vergleich", winkt Angela ab.

Wir haben die schönsten Partybilder.

Ein Pflichttermin ist das Sommerfest für Maria Fritz und Rudolf Kalke, die sich hier vor elf Jahren kennengelernt haben, seither ein Paar sind und das Glücks-Jubiläum ihrer Liebe immer am Sommerfest-Samstag feiern. Am Schlossplatz, an einem der Stehtische, sei es gewesen: "Beim dritten Weizenbier hab' ich den Mut gehabt, sie anzusprechen", erzählt Kalke, damals frischgeschieden. Nach 41 Jahren Ehe wohlgemerkt. Denn dieses Paar, 79 und 72 Jahre alt, ist der schönste Beweis, dass die Qualität des Sommerfests als Flirt- und Anbandel-Gelegenheit nicht nur für junge Leute gilt. Für alle Single-Damen, egal, welchen Alters, hat Kalke noch einen heißen Tipp: Sie sollen den Mut haben, allein aufs Fest zu gehen. Weil Freundinnen allzu gern mit missgünstigen Lästerzungen Bewerber verschrecken und vertreiben würden. "Ich war allein", bestätigt Maria Fritz und lächelt zufrieden.

Rosa, die Blondine aus Villingen, geschmückt mit Engelsflügeln, hat dazu keine Gelegenheit mehr. Sie feiert ihren Junggesellinnenabschied und wird von lauter Teufelinnen mit diabolischen Hörnchen am Kopf umringt. Ein Schutzschild gegen drohende Verführungen. Den "letzten Tag in Freiheit" feiert laut T-Shirt-Aufschrift auch Thomas Berloffa, der von seinen Freunden aus Würzburg an Ketten zum Junggesellenabschied nach Stuttgart entführt wurde und noch ziemlich unternehmungslustig wirkt. Kein Wunder bei den vielen aufgehübschten Girls mit viel blanker Haut.

Damit ist klar: Der Ruf des Sommerfests und seiner einmaligen Attraktivität reicht längst weit über Stadt und Region hinaus. Und daran kann auch mal etwas Wetterpech nichts ändern.