Mehr als 150 Kinder drängten sich im vergangenen Jahr in den Gemeindesaal. Am ersten Tag der Sommerferien beginnt in Hemmingen traditionell die Dorffreizeit. Zum Auftakt spielte Rainer Schön (im lila Gewand) den Mose. Foto: factum/Simon Granville/Archiv

Die Hemminger Dorffreizeit ist abgesagt, die Veranstalter der vielen anderen Angebote in den Sommerferien im Strohgäu warten ungeduldig auf Informationen der Landesregierung. Im Falle von Absagen können Familien aber auf Alternativen hoffen.

Strohgäu - Das gab es noch nie in der Geschichte der Dorffreizeit der evangelische und katholischen Kirchengemeinde Hemmingen: Die Freizeit, die seit mehr als 30 Jahren besteht, fällt aus. Schuld daran ist Corona.

„Wir sind alle sehr traurig, dass dieses Ferienhighlight nicht stattfinden kann. Es wird wirklich etwas fehlen in diesem Sommer“, sagt Anja Pfeiffer. Sie leitet mit Lioba Stehmer das beliebte Angebot in den Sommerferien. Ausschlaggebend für die Absage seien die – unabhängig des Verbots für Großveranstaltungen bis Ende August– geltenden Abstands- und Hygieneregeln, die man bei der Freizeit nicht einhalten könne, sagt Anja Pfeiffer.

Singen, beten, basteln, spielen: Erstmals müssen 160 bis 180 Kinder und Jugendliche sowie 60 bis 80 ehrenamtliche Mitarbeiter auf eine „erlebnisreiche Woche“ verzichten. Die steht sonst immer unter einem biblischen Thema, an das sich die jungen Teilnehmer herantasten. „Die Gemeinschaft ist uns wichtig. Das Ziel unserer Dorffreizeit ist es, dass die Kinder und Jugendlichen von Gott und vom Glauben anderer Menschen erfahren“, sagt Anja Pfeiffer. Sie und ihr Team hoffen „fest, dass wir nächstes Jahr wieder in bewährter Weise miteinander die Dorffreizeit vorbereiten und umsetzen können.“

Jugendhaus will Alternativen anbieten

Indes ist noch offen, wie der Rest der traditionellen Hemminger Ferienspiele aussieht. „In Absprache mit der Verwaltung versuchen wir, einige Angebote für die Sommerferien zusammenzubekommen“, teilt das Team des Jugendhauses Astergarten mit. Allerdings stehe erst Mitte Juni fest, welche und wie viele es sein werden. „Wir wissen, dass viele Kinder und Familien gerade in der aktuellen Corona-Situation solche Angebote brauchen und sich darauf freuen“, heißt es weiter.

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Wie wichtig gerade angesichts eingeschränkter Kita-Betreuung und reduziertem Schulbetrieb Angebote in den Ferien sind, ist auch den anderen drei Kommunen klar. Weder Gerlingen noch Korntal-Münchingen oder Ditzingen haben ihre Ferienprogramme bis jetzt gecancelt. Wie Hemmingen harren sie entsprechender Informationen der Landesregierung. Gleichwohl kündigen auch sie für den Fall der Fälle alternative Angebote an.

Viele Nachteile für Familien

„Der größte Schaden wäre immaterieller Art und würde den Kindern und ihren Familien entstehen, aber auch den Ehrenamtlichen, die jedes Jahr zwei Wochen ihrer Freizeit mit Spaß, Engagement und Herzblut einbringen.“ Das sagt Ditzingens Rathaussprecher Jens Schmukal mit Blick auf eine theoretische Absage der Kinderspielstadt Ditziput für bis zu 300 Mädchen und Jungen. Die rote Karte wäre auch hier eine Premiere. Für Familien, so Schmukal, fiele neben der Betreuung dann auch die Strukturierung der langen Ferienzeiten weg. Ebenso fehlten dem Nachwuchs weiter Sozialkontakte, Austausch und Entwicklungsmöglichkeiten, Möglichkeiten zu wachsen und dabei Spaß mit Gleichaltrigen zu haben sowie Bildung.

Eine Anmeldung für Ditziput war bereits möglich. Die Zusage erfolgte jedoch unter Vorbehalt. Mehr als 220 Kinder wollen mitmachen. „Die Teilnehmerzahl ist für die Vorbereitungen ein wichtiger Faktor“, sagt Jens Schmukal. Rund 80 Ehrenamtliche würden benötigt. Den Familien wolle man nach Möglichkeit bis Ende Mai mitteilen, ob Ditziput stattfinden kann. „Wir hoffen auf eine Klarstellung von Seiten des Landes, inwieweit und in welcher Form Ferienangebote stattfinden können“, sagt Jens Schmukal.

Korntal-Münchingen hat zwölf Projekte geplant

Korntal-Münchingen wird das Sommerferienprogramm nach den Pfingstferien zu- oder absagen. „Da erwarten wir neue Mitteilungen der Landesregierung“, sagt auch die Rathaussprecherin Sarah Falk. Aufgrund der Abstandsregeln und Ankündigungen wie etwa für den Bereich Sport und die Größe von Sportgruppen könne man sich eine Umsetzung im jetzigen Format aber kaum vorstellen.

Seit mehr als 20 Jahren gibt es die Stadtranderholung. „Nach und nach haben wir andere Träger motiviert, auch etwas anzubieten“, sagt Sarah Falk. Aktuell existierten zwölf verschiedene Projekte für die Sommerferien. Für gewöhnlich nehmen je Angebot 20 bis 70 Kinder teil und fünf bis 15 haupt- und ehrenamtliche Betreuer. Die Kinder wären „natürlich sehr traurig, wenn nach dem Schuldilemma mit kaum Unterricht auch die beliebten Ferienprogramme ausfallen würden“, weiß Sarah Falk. Deshalb müsse man dann über Alternativen nachdenken – „ähnlich unserer Ferienspielprogramme mit kleineren Tagesaktionen in der zugelassenen Teilnehmeranzahl“.

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Gerlingen entscheidet Mitte nächster Woche über die Zukunft der mittlerweile 51. Stadtranderholung. Gut 300 Kinder sind immer dabei sowie 80 Helfer. „Für die Kinder wäre eine Absage sehr schade, da die Freizeit ein Highlight in den Ferien ist“, sagt die Rathaussprecherin Sofie Neumann. Konzeptionelle Überlegungen für ein abgespecktes Ferienprogramm im Jugendhaus würden derzeit erarbeitet.