Klappt es mit der Betreuung im Sommer? Die Träger der Ferienbetreuungsangebote können hierzu endlich Antworten geben. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Gute Nachrichten für Eltern und Kinder: Das Land lockert bei der Ferienbetreuung die Vorgaben stärker als gedacht. Bei Angeboten bis zu 100 Teilnehmern entfällt das Abstandsgebot.

Stuttgart - Die Waldheime und Jugendfarmen haben nun Klarheit über die Vorgaben für ihr Ferienprogramm in Zeiten von Corona. Das Land hat am Freitag die entsprechende Verordnung für die Angebote verkündet – und mit dieser für einige Überraschungen gesorgt. Denn die Verordnung ermöglicht mehr als erwartet. Die Empfehlungen für die Kinder- und Jugendarbeit von Anfang Juni, die als Orientierungshilfe ausgegeben wurden, waren deutlich strenger gehalten.

Die wichtigsten Punkte der neuen Verordnung: Ab dem 1. Juli sind Ferienprogramme und Zeltlager für bis zu 100 Personen erlaubt, ab dem 1. August sogar für bis zu 500 Teilnehmer (Betreuer eingerechnet). Bei Angeboten bis zu 100 Teilnehmern besteht kein Abstandsgebot. Ein Ministeriumssprecher weist aber auf Anfrage darauf hin, dass man das Einhalten der Abstandsregeln empfehle. Feste Gruppen von bis zu 30 Personen müssen erst bei mehr als 100 Teilnehmern gebildet werden. Zwischen den gebildeten Gruppen muss die Abstandsempfehlung eingehalten werden, innerhalb der Gruppen hingegen nicht.

Kein Waldheim in klassischem Sinne, aber auch mehr Spaß als befürchtet

Aufgrund der positiven Entwicklungen der Infektionszahlen könne man „eine deutlich verbesserte Perspektive bei der Durchführung von Ferienfreizeitprogrammen bieten“, so Sozialminister Manfred Lucha. Man habe „einen guten Kompromiss“ gefunden, um den Gesundheitsschutz sicherzustellen, aber auch Spiel und Spaß zu ermöglichen.

„Das sind gute Nachrichten“, bewertet der Vorsitzende der AG Kinderstadtranderholung Waldheime in Stuttgart, Jörg Schulze-Gronemeyer, die neue Verordnung. Die Lockerungen ermöglichten „tatsächlich eine Ferienbetreuung, nicht nur eine Aufsicht von Kindern“, sagt Schulze-Gronemeyer, der bei der Evangelischen Kirche für die Waldheime in Stuttgart und in Württemberg verantwortlich ist. „Jetzt geht es um die Umsetzung“, sagt er und macht klar: „Wir machen Ferienangebote im Waldheim“ – ein Waldheim im klassischen Sinne könne nicht stattfinden.

Viele Eltern wegen Betreuung im Sommer unter Druck

Wie viele Stuttgarter Kinder in diesem Sommer profitieren, kann er noch nicht abschätzen. 9000 seien es in einem normalen Jahr. Er weiß von drei evangelischen Waldheimen, die ihre Absagen schon verschickt haben, da die Planungszeit für sie zu kurz geworden sei: das Otto-Riethmüller-Haus sowie die Waldheime Steinhaldenfeld und Untertürkheim.

Die Jugendfarm Elsental hat zwar nicht abgesagt, aber die Eltern erst kürzlich per E-Mail vorgewarnt, dass die Ferienbetreuung wahrscheinlich in diesem Sommer nicht möglich sein werde – zumindest nicht so wie gewohnt. Das berichtet die Leiterin Elke Theißinger. Sie wolle sich die neue Verordnung in Ruhe ansehen, dann werde sie informieren. Es habe „sehr viele Nachfragen von Eltern“ wegen der Betreuung gegeben.

Nun wird noch einmal umgeplant

Auch andere Leiter berichten von verzweifelten Eltern, die wegen der Betreuung im Sommer angerufen hätten. „Wir hatten täglich fünf Anrufe, obwohl wir regelmäßig per Mail über den Stand informiert haben“, sagt zum Beispiel der Leiter des Ferienwaldheims Lindental in Weilimdorf, Guido Dieringer. Im Lindental hatte man Konzepte basierend auf den Empfehlungen des Ministeriums ausgearbeitet – „nun planen wir nochmal um.“