Der leuchtend orangefarbene Aperol Spritz ist der unangefochtene Platzhirsch unter den Sommerdrinks. Foto: PantherMedia /Volodymyr Melnyk

Aperol Spritz ist beliebt zwischen Palermo und Stockholm. Wer es frischer, bitterer oder zitroniger will, muss lange suchen. Wir bieten drei Rezepte zum selber Mixen.

Der Aperol Spritz wird durch die Fußgängerzone getragen wie Flaschenbier. Leuchtende orangefarbene Gläser in der Abendsonne, zur Not tun’s auch Plastikbecher auf dem heißen Asphalt. Jeder Kiosk, jedes Café, jede Bude und Bar verkauft Aperol Spritz. Die Mischung zum Mitnehmen ist den Entwicklungen seit März 2020 und dem dazugehörigen Freiluftkult geschuldet.

Nicht dass das inflationäre Verlangen nach der italienischen Mixtur aus Likör, Prosecco und Soda auf Eis neu wäre. Aber man fragt sich: Habt ihr nichts anderes? Ein Getränk, das weniger süß und pappig ist, als jener Aperol Spritz, wie er seit knapp zwanzig Jahren europaweit zwischen Palermo und Stockholm ausgeschenkt wird?

Auf der Suche nach einem Getränk, das nicht so süß ist

Aber nach wie vor hat die Firma Campari, die 2004 die Likörmarke gekauft hat, den Markt fest im Griff. Kaum ein Wirt scheint in der Lage zu sein, endlich etwas Neues zu kreieren. Modeerscheinungen wie „Hugo“, sämtliche Lillet-Mischungen oder Blaubeer-Mojito erwiesen sich im Vergleich zur orangefarbenen Mixtur im typischen Glas als das, was sie sind: Modeerscheinungen.

Keine Frage, das streng gehütete Geheimrezept von Blutorange, Rhabarber, Zucker, Chinin, Enzian und einigen Kräutersorten ist ein Erfolgsrezept. Dennoch gibt es auch andere Möglichkeiten. Hier soll es deshalb um etwas herbere Mischungen gehen, die sich als Aperitif und Sommerdrink hervorragend eignen. Weil sie frisch, bitter oder zitronig – und vor allem weniger süß schmecken.

Selber mischen ist der Schlüssel zum Cocktail-Erfolg

Wer also die bitteren Noten den süßen grundsätzlich vorzieht und einen Aperol Spritz ausschließlich mit dem Zusatz „bitte nur mit einem Hauch von Farbe“ bestellt, findet in folgenden Rezepturen vielleicht einen Ausweg. Selber mischen gehört allerdings dazu: Die meisten Wirte sind, wie gesagt, noch nicht so weit. Oder die meisten Gäste wollen es genau so.

Der Versuch, einen Spritz mit lediglich einer Spur von Aperol zu bestellen, ist in der Regel zum Scheitern verurteilt. Weil das Thekenpersonal zwar wunschgemäß den Likör reduziert, aber dann auch so sehr am Prosecco spart, dass einem am Ende orangegetöntes Sprudelwasser überreicht wird.

Den Select Spritz schätzen besonders die Mailänder

Also besser selber mischen. Denn nur die wenigsten Bars haben den französischen Aperitif Pampelle, den Vermut blanco aus dem spanischen Hause Lustau oder den venezianischen Bitter Select im Angebot. Noch nicht zumindest. Vielleicht tut sich ja was. Diese traditionsreichen Marken führen zwar noch Nischen-Existenzen, sind aber auf jeden Fall geeignet, dem beliebtesten Sommerdrink Europas Konkurrenz zu machen.

Besonders beim venezianischen Bitter Select wundert es einen. In Norditalien und speziell im feschen Mailand schätzt man ihn sehr als Select Spritz „Veneziano“. In deutschen Bars aber ist er bisher nahezu unbekannt geblieben. Was ein Versäumnis ist: Nach Herstellerangaben werden beim Select 30 pflanzliche Zutaten- auch Botanicals genannt – zu einem rubinroten Bitter verarbeitet. Das Rezept ist denkbar einfach, wie es sich für einen guten Aperitif gehört: 3 Teile Prosecco, 2 Teile Select, 1 Teil Soda, eine große grüne Olive, auf Eis. Wer möchte, kann die Olive durch eine Scheibe Zitrone ersetzten, die passt genauso gut.

Der Pampelle Spritz leuchtet hellrot im Glas

Aus Frankreich kommt der Aperitif-Likör Pampelle Ruby l‘Apéro, der sich ebenfalls hervorragend zu einem Pampelle Spritz mixen lässt und hellrot im Glas leuchtet. Deutlich zu schmecken sind die bittersüßen, rubinroten Grapefruits aus Korsika, die mit Pflanzenextrakten wie Zitruszesten (fein geraspelte Schalenstücke) von Zitronatzitronen und japanischen Yuzu-Früchten sowie mediterranen Kräutern gemischt und in der Cognac-Region destilliert werden. Ein Pampelle Spritz ist genauso leicht herzustellen: 2 Teile Pampelle, 3 Teile Prosecco, 1 Teil Soda auf einem großen Eiswürfel.

Der Vermut blanco Spritz stammt aus Andalusien

Zum Schluss noch eine Aperitif-Idee spanischer Herkunft: Nicht im leuchtenden Sonnenuntergangsrot, sondern hell. Als Basis dient der Vermut blanco Spritz aus dem andalusischen Jerez. Der Wermut erscheint goldgelb und hat ein herb-würziges Aroma, das auf Muskat und Kräutern wie Majoran, Salbei, Enzian und Kamille basiert und dem Zitronen eine ausgeprägte Frische verleihen.

Die Mischung ist simpel: 1 Teil Vermut, 2 Teile Prosecco. Eine Scheibe Zitrone, ein Blatt Minze, viel Eis. Wer weniger Alkohol im Glas möchte, ersetzt den Prosecco durch ein staubtrockenes, zuckerreduziertes Tonicwasser. Fertig ist auch dieser Sommerdrink.

Alle drei Aperol Spritz-Alternativen sind kein Hexenwerk in der Herstellung. Sollten auch diese Aperitif-Vorschläge immer noch zu süß erscheinen, hält man sich am besten an den Klassiker – Campari Soda.