Gratis-Durstlöscher: Das Wasser vom Brunnen am Schlossplatz Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Dieser Freitag soll mit rund 38 Grad der wärmste Tag der ersten Augustwoche werden. Auch kommende Woche heizt der letzte Sommermonat mit 30 Grad und mehr und mehr kräftig ein. Mit der Folge, dass Waser knapp wird.

Stuttgart - Die Juli-Hitze setzt sich im August fort. Am gestrigen Donnerstag wurden am Schnarrenberg um die 35 Grad gemessen. Am heutigen Freitag sollen es 38 Grad werden. Die Gewitter am Samstag sind am Sonntag vorbei, und am Montag geht es hochsommerlich weiter – mit 30 Grad und mehr. Mensch und Natur dürsten nach Regen. „Wünschenswert wäre, wenn auf drei Tage verteilt 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fallen würden“, sagt Michael Gutwein vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart. Denn die Böden sind hart vor Trockenheit, Äpfel fallen wegen Wassermangels von den Bäumen und um die Maisernte ist es schlecht bestellt. Doch weit wird der Himmel seine Schleusen vermutlich nicht öffnen.

Das städtische Amt für Umweltschutz appelliert an die Bürger, derzeit möglichst kein Wasser aus den Bächen zu holen. Die Wasserstände sind stark gefallen. „Die Situation ist kritisch“, stellt Lore Mauch, stellvertretende Amtsleiterin fest. Durch den Wassermangel schaffen es Bäche wie der Linden-, Rams- oder Feuerbach nicht mehr, sich selbst zu reinigen. Und seltene Tierarten wie der stark gefährdete Steinkrebs vertrocknen.

Das Abpumpen von Wasser ist generell verboten. Kleinere Mengen, zum Beispiel zum Matschen für Kinder, dürfen geschöpft werden. Trotzdem wäre es schön, wenn bei der derzeitigen Trockenheit auch darauf verzichtet würde, sagt Mauch. Damit den Bächen kein Wasser geklaut wird, kontrollieren ihre Mitarbeiter jetzt verstärk , ob unerlaubt Wasser entnommen wird.

Mineralwasser wird knapp

Die Getränkehändler machen derzeit 30 bis 40 Prozent mehr Umsatz. In manchen Märkten sind die Wasserregale bestimmter Marken mitunter sogar leer. „Es gibt bei den Herstellern immer mal wieder Engpässe“, sagt Fritz Grosse vom gleichnamigen Getränkemarkt im Stuttgarter Westen. Die Anlagen vieler Brunnen sind aufs Abfüllen von pro Tag um die 600 000 Flaschen eingerichtet.

„Die Bestellungen sind aber auf eine Million Flaschen hochgeschnellt. Um diese Menge zu erreichen, werden vorübergehend nicht sehr stark nachgefragte Erfrischungsgetränke aus dem Sortiment genommen“, stellt er fest..

Corinna und Felix, die Eisbären der Wilhelma , tauchen öfter ab als sonst – oder sie sitzen faul in ihrem 14 Grad kühlen Becken. Ansonsten ziehen sie sich vor der Sonne ins Innengehege zurück. Wilhelma-Sprecher Harald Knitter stellt fest, dass die beiden die Hitze ganz gut verkraften. „In der freien Natur kommen sie ja auch mit minus 40 Grad im Winter und bis zu 30 Grad im Sommer zurecht.“ Die 35 Brillenpinguin des Zoos sind ursprünglich in Südafrika beheimatet. Die watscheln jetzt zwar gern unter die Dusche. Dafür wurde eigens ein Sprinkler aufgestellt. Mit der Hitze Probleme haben sie laut Knitter aber nicht.

Den Gänsen auf dem Geflügelhof Wais in Degerloch geht es laut Gerlinde Wais auch gut: „Sie können sich im Innengehege vor der Sonne verstecken oder raus und trinken so viel sie wollen“, sagt sie. Für die Tiere steht ein 7000-Liter Fass mit Wasser parat, das ständig nachgefüllt wird.

Experten raten: Täglich mindestens 1,5 Liter Wasser und Säfte zu trinken, damit der Kreislauf nicht schlapp macht. Vor allem ältere Menschen , die seltener Durst verspüren, tun sich damit schwer .Im Pflegeheim St. Barbara in Möhringen gibt es deshalb bei großer Hitze besonders leckere Getränke. „Auch Eiskaffee gehört zum Angebot, denn mittlerweile weiß man, dass Kaffee zu den Durstlöschern gehört“, sagt René Stolz-Hoppmann, stellvertretender Heimleiter.

Aus dem Hahn fließt’s

Die Trinkwasserversorgung in der Landeshauptstadt ist laut Energielieferant EnBW sichergestellt. In Stuttgart den bisher höchste Wasserverbrauch verzeichnet das Unternehmen am 3. Juli mit 181 Millionen Litern Wasser. Das sind rund 100 Millionen Liter mehr als an einem normalen Tag. In den 1970er Jahren lag der maximale Verbrauch sogar bei 250 Millionen Litern am Tag.

Nach der Erfahrung der vergangenen Jahre geht der Verbrauch auch bei Hitze in der Ferienzeit zurück, weil viele Stuttgarter im Urlaub sind. Aus dem Hahn fließt das Wasser mit etwa 14 Grad.