Marius Bornmann wollte als Schlagzeuger nicht immer nur im Hintergrund spielen. Foto: Viktor Schanz

Was tun, wenn deine Band wegen Corona K.O. geht? Im Interview berichtet der Heisskalt-Schlagzeuger Marius Bornmann, wie er sich als Popkünstler neu erfindet.

Stuttgart - Marius Bornmann ist der Schlagzeuger von Heisskalt. Die Pandemie hat die Band aber kalt erwischt. Im Dezember gab sie bekannt, zunächst zu pausieren. Dabei bleibt es bis jetzt. Bornmann begab sich im Anschluss auf Solopfade und macht ganz andere Musik als mit Heisskalt, das lässt schon das Cover seiner ersten Single „30 Tage auf Tour“ vermuten – sie erscheint am Donnerstag, weitere Songs werden folgen. Im Interview erzählt der 30-Jährige, wie man sich in der Pandemie als Popmusiker selbst neu erfindet.

Marius, was haben Sie während der letzten 15 Monate gemacht?

Im Winter 2020 haben wir neue Heisskalt-Songs geschrieben, den Festivalsommer und eine Tour geplant. Mit Corona war alles auf Hold und da wurde klar: Wir leben in unterschiedlichen Städten und Lebensrealitäten, haben unterschiedliche Erwartungshaltungen. Seither lassen wir die Band ruhen. Ich habe dann Filmmusik gemacht, für andere Bands gespielt und einen Online-Schlagzeugkurs konzipiert. Vor allem aber bin ich gleich in den Proberaum gegangen und habe Songs geschrieben. Mit meinem langjährigen Freund, dem Produzenten Daniel Strohhäcker alias Future Franz und Äh, Dings habe ich das dann ausgearbeitet.

Im Sommer 2020 haben einige etwas naiv geglaubt, Corona sei vorbei. Können Sie im zweiten Pandemiesommer mit dem neuen Soloprojekt Vollgas geben?

Ich weiß nicht, ob nun schon die Zeit für den großen neuen Frühling der Popmusik gekommen ist, aber viele haben ja während des Lockdowns Songs geschrieben, da kommt gerade viel tolles Material heraus.

 Kann man derzeit überhaupt ans Livespielen denken?

Das steht hinten an, auch weil die Clubs für lange Zeit ausgebucht sind. Insgeheim bin ich auch ganz froh, dass ich nicht mehrfach eine Tour verschieben und Fans vertrösten muss. Das kann im Herbst ja wieder passieren. Außerdem sind ja noch längst nicht Konzerte wie früher möglich. Bei Heisskalt hatten wir Angebote, in einer Location mit Tausender-Kapazität zu spielen, aber nur vor 150 Leuten. Trotzdem habe ich großen Respekt vor allen, die jetzt im Sommer was aus dem Boden stampfen.

 Wo verorten Sie Ihre Musik?

Im Pop, vielleicht so ein bisschen in der Nähe von Cro oder Leoniden – auch wenn ich mich mit so wahnsinnig guten Künstlern nur ungern selbst in einen Topf werfen möchte. Die Songs sind vielleicht ein Gegenentwurf zu Heisskalt. Das wird ja auch spannend, weil ich über meine eigenen Kanäle in den sozialen Medien bis jetzt vor allem Heisskalt-Fans erreiche. Ob das denen gefällt?

Bislang waren Sie vor allem Schlagzeuger. Schreiben Drummer andere Songs?

Habe ich mich auch gefragt. Jeder denkt da an Phil Collins, Dave Grohl, ich noch an Aaron Gillespie von Underoath, eine meiner absoluten Lieblingsbands. Es gibt scheinbar Schlagzeuger, die sich übersehen fühlen. Mir ging es bei Heisskalt ähnlich. Ich habe mir gedacht: Ich kann doch noch mehr als trommeln. Und auf Ihre eigentliche Frage: die Songs sind stark von den Beats gedacht, Synthesizer und Schlagzeug habe ich selbst eingespielt und programmiert. Und Daniel Strohäcker hat sie dann eben ausproduziert.

Sitzen Sie bei Marius-Konzerten am Schlagzeug oder werden Sie nur das Mikro in der Hand haben?

Es muss auf jeden Fall ein Schlagzeug auf der Bühne stehen. Ich werde da wohl hin und her wechseln. Nur mit Mikro, das wird sich definitiv komisch anfühlen. Aber das haben viele andere Leute auch schon geschafft.