Stammgäste des Friedrichsbau Varietés sammeln Geld für den Erhalt der traditionsreichen Bühne. Intendant Timo Steinhauer (vorne rechts) freut sich mit dem Ensemble hinter ihm darüber. Foto: /Klaus Schnaidt

Die explodierenden Energiekosten treffen das Friedrichsbau Varieté mit voller Wucht. Weil der Stromversorger den vereinbarten Preis nicht halten kann, hat er dem Theater gekündigt. Ein Freundeskreis der Bühne sammelt nun für den Erhalt dieser Institution.

In Utopia ist das Leben ein Traum. Eine muntere Artistentruppe zaubert die bessere Welt auf die Bühne des Friedrichsbau Varieté. „Utopia“ heißt die neue Show, die den schlechten Nachrichten einer düsteren Zeit Lebensfreude und Staunen entgegensetzt. Intendant Timo Steinhauer freut sich über viel Lob nach der Premiere – angesichts der extrem steigenden Kosten, denen er ausgesetzt ist, tut dies äußerst gut. Doch die kritische Lage für sein Haus belastet ihn sehr.

Das Theater auf dem Pragsattel wird mit Gas geheizt und braucht nicht gerade wenig Strom für den Betrieb. Weil der bisherige Energielieferant die vertraglich vereinbarten Preise nicht halten kann, hat er dem Friedrichsbau gekündigt. „Wir prüfen, ob uns Schadensersatz zusteht“, sagt der Varieté-Chef unserer Redaktion. Auf die Suche nach einem neuen Versorger muss er sich nun machen – nur noch wenige Wochen geht es mit dem bisherigen Anbieter weiter. Möglichst ein regionales Unternehmen will der Intendant finden. Fest steht: Die Kosten explodieren – die kann er nicht an das Publikum weitergeben. „Wir haben den Eintritt schon um zwei Euro erhöht“, sagt Steinhauer, „mehr geht nicht.“ Um Energie zu sparen, reduziert der Friedrichsbau die Spieltage und lässt den Schriftzug auf dem Dach nur noch eingeschränkt leuchten.

Stammgäste des Varieté starten Solidaritätsaktion

Angst hat Steinhauer um sein Haus, glaubt aber fest daran, den Winter zu überstehen. Seine Zuversicht stützt sich nicht zuletzt auf eine Solidaritätsaktion von Stammgästen. Am Premierenabend überreichte Heike Ellwanger im Namen der nach ihr benannten Stiftung einen Scheck in Höhe von 4000 Euro. Etliche Fans der Bühne reihten sich spontan ein in die Rettungsinitiative für das beliebte Varieté. Der große Scheck ging rum, immer neue Unterschriften mit Beträgen zwischen 30 und 1000 Euro wurden drauf geschrieben. Am Ende kamen 6500 Euro zusammen. „Das ist ein wunderbares Zeichen“, freut sich Steinhauer. Das Geld werde genutzt, um die steigenden Kosten aufzufangen.

„Jetzt kommt es auf uns alle an“, sagt Stiftungsgründerin Heike Ellwanger, „in Stuttgart gibt es genügend Leute, die sich Kulturbesuche leisten können.“ Die sollten nun großzügig Karten kaufen oder denen schenken, bei denen das Geld knapp wird, lautet ihr Appell. „Utopia ist eine Wahnsinnsshow, die aufbaut und allen gut tut“, schwärmt sie. Gerade in schweren Zeiten leiste Kultur einen wichtige Beitrag zum Mutmachen und zum Verbreiten von Zuversicht. Der Varieté-Chef ist tief gerührt von der Solidaritätsbekundung der Stammgäste. „So ein tolles Publikum ist fast schon ein Utopia für sich“, freut er sich.