Felix Weinmann aus Wolfschlugen hat endlich sein E-Bike. Mit dem kann der herzkranke Junge nun zur Schule nach Bonlanden radeln. Foto: Caroline Holowiecki

Die Geschichte des herzkranken Jungen, dem die Krankenkasse für den Schulweg nach Bonlanden ein E-Bike verwehrt, hat die Menschen berührt. Viele haben gespendet.

Filder - Noch immer muss Karina Weinmann beim Gedanken an diesen einen Montagmorgen lächeln. „Felix stand das erste Mal noch vor der Zeit auf“, erzählt sie und schaut zu ihrem 14-jährigen Sohn. Der Junge habe sich regelrecht aufs morgendliche Aufstehen gefreut. Weil er endlich mit seinem nagelneuen E-Bike von Wolfschlugen zur Schule nach Bonlanden fahren durfte. Seit bald zwei Wochen hat der Teenager das schwarze Elektro-Mountainbike mit den roten Griffen nun schon. Dass er es seither häufig benutzt hat, sieht man an den Matschspritzern am Rahmen. Den Look des Rads findet der Achtklässler richtig cool, aber das ist nicht das Beste. „Auf bestimmten Stufen kann man Berge im Sitzen ganz entspannt hochfahren“, erklärt Felix.

Entspannte Bergfahrten sind für den Jungen von großer Bedeutung. Felix ist krank. Der 14-Jährige leidet an Trikuspidalatresie, einem seltenen Herzfehler. Eine Herzklappe fehlt, die rechte Herzkammer ist daher quasi nicht vorhanden. Drei Operationen hat der junge Patient schon hinter sich, dennoch muss er sich schonen. Sein Herz schlägt unter Anstrengung mitunter öfter, als es soll. Das kann gefährlich werden, vor allem jetzt, wenn sein zierlicher Körper mehr Energie benötigt, um bei der Kälte seine Temperatur zu halten. Damit ihr Sohn dennoch weitgehend am normalen Leben teilhaben kann und gerade zu Corona-Zeiten als Hochrisikopatient nicht auf die teils überfüllten Schulbusse angewiesen ist, haben die Weinmanns auf Anraten von Felix’ Facharzt bei der Krankenkasse die Kostenübernahme für ein E-Bike beantragt. Das wurde aber sowohl von der Krankenkasse als auch vom Landratsamt Esslingen abgelehnt. Ein E-Bike sei ein Alltagsgegenstand und diene nicht der Therapie, hieß es unter anderem.

Die Familie wird den Überschuss spenden

Jetzt hat er sein Elektrorad trotzdem. Nach der Berichterstattung in unserer Zeitung ist den Weinmanns eine große Welle der Solidarität entgegengeschwappt. Viele Menschen haben gespendet, damit die Familie den Kauf aus eigener Kraft tätigen kann. Seit Corona ist das Geld knapper. Karina Weinmann leitet das Café in der Filderklinik in Bonlanden und hat wie alle Gastronomen in der Pandemie mit Einbußen zu kämpfen.

Mehr als 9000 Euro sind bis heute auf dem Konto eingegangen; ein Vielfaches dessen, was das E-Bike letztlich gekostet hat. Inklusive Schloss, Ständer, Schutzblechen und anderem Zubehör hat die Familie 3200 Euro für das Fahrrad gezahlt. Der Überschuss soll Kindern zugutekommen, die in einer ähnlichen Situation sind wie Felix. Das Geld wird an den Magdeburger Verein Fontanherzen gespendet. Dort sind Familien zusammengeschlossen, deren Kinder ebenfalls schwere Herzfehler haben. Idealerweise sollen auf diese Weise weitere E-Bikes finanziert werden, sagt Karina Weinmann. Die Überweisung werde getätigt, sobald kein Geld mehr eingehe.

Mutmacher-Botschaften auf den Überweisungen

Karina Weinmann ist noch immer gerührt. Sie berichtet von Karten, die ihr an ihrem Arbeitsplatz überreicht wurden, von Anrufen, von Päckchen. Zu den meisten Überweisungen hätten die Menschen im Verwendungszweck kleine Mutmacher-Botschaften hinterlassen. „Alles Gute, Felix“ oder „Viel Glück“ habe dort gestanden, „schon das Lesen hat Spaß gemacht“, sagt die Mama. Die große Anteilnahme und der Zuspruch hätten der Familie gutgetan. Karina Weinmann betont: „Nach dieser Odyssee tut es gut zu spüren, man hat es richtig eingeschätzt, dass es ungerecht ist.“