Solch große Photovoltaikanlagen sucht man auf den Fildern bislang vergebens. Insgesamt wird aber immer mehr Strom mittels Sonnenkraft erzeugt. Foto: dpa/Jens Büttner

Die Zahl der Solaranlagen auf den Fildern wächst. Auch die Dächer öffentlicher Gebäude werden genutzt. Rund um den Fernsehturm waren im Juli dieses Jahres fast 400 Anlagen in Betrieb – auf Privathäusern und öffentlichen Gebäuden.

Filder - Ende Juli hat das in Freiburg ansässige Fraunhofer-Institut Solare Energiesysteme (ISE) einen aktuellen Leitfaden zur Nutzung solarer Energie vorgelegt. „Deutschland lässt das fossil-nukleare Energiezeitalter hinter sich. Photovoltaik (PV) wird in unserer nachhaltigen Energiezukunft eine zentrale Rolle spielen“, ist dort zu lesen. Deutschlandweit wurden demnach PV-Kraftwerke mit einer Nennleistung von 2,81 Gigawatt (GW) installiert, ein Jahr zuvor lag der Zuwachs nur bei 1,66 GW. Rund 8,7 Prozent des Netto-Stromverbrauchs in Deutschland wurden 2018 über Photovoltaik erzeugt. Laut ISE kann bis zu 45 Prozent des Stromverbrauchs an sonnigen Werktagen mit den mehr als 1,6 Millionen PV-Anlagen bundesweit erzeugt werden, an Sonn- und Feiertagen ist gar eine Abdeckung von bis zu 60 Prozent zu schaffen.

Wie viele Anlagen gibt es in Stuttgart?

In der Landeshauptstadt waren Ende 2017 nach Auskunft der Stuttgart Netze 2620 Anlagen zur Erzeugung alternativer Energie mit einer Nennleistung von knapp 30,39 Megawatt peak (MWp) installiert. Die Energiemenge entspricht in etwa jener, die das neue EnBW-Heizkraftwerk in Stuttgart-Gaisburg mit 30 Megawatt produziert. Das Gros der Energie wurde dabei mittels Sonnenkraft erzeugt.

Wie sieht es auf den Fildern aus?

Rund um den Fernsehturm nimmt die Erzeugung regenerativer Energie mittels Photovoltaik seit Jahren zu. Nicht nur Privathausbesitzer lassen sich immer öfter PV-Anlagen auf den Dächern installieren, um die Sonnenenergie zu nutzen und die eigenen Energiekosten zu reduzieren. Auch auf öffentlichen Gebäuden im Besitz der Kommune oder Kirchen wird vermehrt Sonnenenergie „geerntet“ – überwiegend zur Energieerzeugung. Insgesamt gab es Mitte Juli in Birkach 24 PV-Anlagen, in Degerloch 102, in Heumaden 74, in Hoffeld 23, zwei in Hohenheim, 87 in Plieningen, 36 in Riedenberg, 22 in Schönberg und 16 in Steckfeld. Die Gesamtleistung der knapp 400 Anlagen liegt laut Stuttgart Netze bei rund 3600 kWp.

Wo sind Anlagen im Bezirk Sillenbuch?

Eine der jüngsten Anlagen wurde Anfang Juli in Sillenbuch in Betrieb genommen. Die auf den Gebäuden des Äckerwaldzentrums der evangelischen Kirchengemeinde am Gosheimer Weg installierten Module leisten knapp zehn Kilowatt peak (kWp). Die Kirchengemeinde kann so einen Großteil ihres verbrauchten Stroms vor Ort selbst zu erzeugen. Der Kindergarten Sonnenschein, die Jugendräume sowie das Verwaltungszentrum werden künftig mit Solarstrom versorgt. Der E-Smart der Diakoniestation und der Fairteiler der Foodsharing-Initiative werden ebenso mit Solarstrom betrieben.

Die evangelische Kirchengemeinde in Riedenberg nutzt laut Pfarrerin Elisabeth Jooß keine Sonnenenergie. Nicht mangels Interesse, sondern „weil es die Statik unserer Dächer nicht hergibt beziehungsweise die Winkel für die Sonneneinstrahlung zu ungünstig sind“. Die Kirchengemeinde hat die mögliche Nutzung von Solarenergie prüfen lassen – das Gutachten fiel aber negativ aus. Die katholische Kirche St. Michael in Sillenbuch beherbergt indes seit 2010 eine Photovoltaikanlage.

Die Stadt Stuttgart betreibt im Bezirk Sillenbuch vier PV-Anlagen mit einer Gesamt-Nennleistung von 58 kWp. Die leistungsstärkste befindet sich auf der Sporthalle Riedenberg. Auch auf dem Dach des Feuerwehrgerätehauses Riedenberg wird Solarstrom erzeugt, auf den Dächern des Geschwister-Scholl-Gymnasiums und der Kita an der Bernsteinstraße ebenso.

Wo gibt es Anlagen in Degerloch?

Nach Auskunft der Dekanin Vogel-Hinrichs wird in Degerloch lediglich im Waldheim bislang Sonnenenergie durch die evangelische Kirchengemeinde genutzt. Jedoch nicht zur Stromerzeugung. Mit einer Solaralange wird dort Warmwasser erzeugt und im Winter die Heizung unterstützt. Nicht Sonnenenergie, sondern Wärmepumpen kommen zudem bei der Kita an der Wurmlinger Straße sowie beim neuen Gemeindehaus Elly-Heuss-Knapp zum Einsatz. Auch das katholische Pfarrbüro von Mariä Himmelfahrt in Degerloch nutzt seit 2001 Sonnenenergie – aber nur für die Warmwasseraufbereitung.

Zwei PV-Anlagen mit einer Nennleistung von 26 kWp betreibt die Stadt Stuttgart in Degerloch. Die eine auf dem Dach der Mensa des Wilhelms-Gymnasiums, die andere auf dem Dach der Filderschule.

Wer war in Plieningen Solarpionier?

Die Evangelische Kirchengemeinde Plieningen-Hohenheim betreibt zwei PV-Anlagen. Die eine mit einer Nennleistung von 7,9 kWp ist seit Ende Februar 2010 auf dem Gemeindehaus in Plieningen zu finden, die andere auf dem Gemeindezentrum im Steckfeld. Diese Anlage wurde als eine der ersten auf einem kirchlichen Gebäude in der Landeshauptstadt im Jahr 2000 installiert. Auf dem Dach des Gemeindezentrums wurde zudem von engagierten Bürgern im Jahr 2004 eine zweite, größere Anlage in Betrieb genommen.

Plieningen ist der Stadtbezirk, in dem die Stadt mit vier Anlagen – nach Möhringen (289 kWp) und Vaihingen (174 kWp) – die drittgrößte Energieausbeute auf den Fildern schafft. Auf eine Nennleistung von 164 kWp kommen die Anlagen auf den Dächern der Kitas an der Osumstraße und an der Schießhausstraße sowie auf dem Paracelsusgymnasium und der Grund- und Hauptschule an der Paracelsusstraße.