Strahlend gelb wie die Sonne präsentiert sich das Solarbier „Sonnenradler“. Foto: Horst Rudel

Die Geislinger Kaiser-Brauerei stellt das erste Solarbier in der Region Stuttgart vor. Dass „Sonnenradler“ wird ausschließlich mit regenerativer Energie gebraut.

Geislingen - Es schmeckt so, wie ein Naturradler schmecken muss: erfrischend, fruchtig, nicht zu süß. Das wäre zwar nicht anders, wenn das an diesem Donnerstag vorgestellte „Sonnenradler“ der Geislinger Kaiser-Brauerei mit konventioneller Energie gebraut werden würde. Dennoch ist die Bier-Limonaden-Mischung aus dem Hause Kumpf etwas besonderes. Es ist das erste Solarbier aus der Region Stuttgart – deutschlandweit sind es gerade mal zwei Dutzend. Bestätigt wird dies, nach der Überprüfung durch die Technische Universität München, durch ein Zertifikat der Solarbier Innovations- und Marketing-Gesellschaft aus Pfaffenhofen.

Dass badischer Wein von der Sonne verwöhnt sein soll, ist bekannt. Dass ein schwäbisches Bier von der Sonne gebraut wird, ist neu – und der Partnerschaft zwischen der Kaiser-Brauerei und dem ebenfalls in Geislingen ansässigen Albwerk zu verdanken. Dabei soll das „Sonnenradler“ nur den Beginn einer großen Energiewende in der nach ihrer Insolvenz jetzt wieder selbstständig agierenden Brauerei darstellen. „Seit Januar 2018 beziehen wir vom Albwerk nur noch Ökostrom. Bis in fünf Jahren wollen wir alle Bereiche zu hundert Prozent auf regenerative Energien umstellen und CO2-neutral brauen“, betont der Geschäftsführer Christoph Kumpf.

Bis in fünf Jahren soll komplett CO2-neutral gebraut werden

Dieses Ziel, das gab er offen zu, sei sportlich. „Mit unserem langjährigen Energiepartner, der uns bereits beim ,Sonnenradler’ unterstützt hat, sollte das aber gelingen“, fügt er hinzu. Zumal die Kaiserbrauerei auch sonst investiert, um die Energieeffizienz zu verbessern. So wird in Kürze für rund 500 000 Euro der Hauptstromverbraucher, die Kühlanlage, ersetzt. Christoph Kumpf räumt unumwunden ein, dass mit dem neuen Biermischgetränk auch das Marketing angekurbelt werden solle, um die zuletzt positive Entwicklung der Kaiser-Brauerei fortsetzen zu können. Aber eben nicht nur: „Wir Brauer spüren die Reaktionen der Natur auf den Klimawandel bereits, können aber wegen des Reinheitsgebots nicht wie andere Lebensmittelhersteller mit Chemie darauf reagieren“, sagt der junge Chef des Familienbetriebs. Schon wegen des regional ausgelegten Geschäftsmodells, das ausschließlich auf Zutaten aus der Gegend zurückgreife und durch den Klimawandel in Gefahr gerate, sei man in der Pflicht, die Energieeffizienz auszubauen, ergänzte Kumpf.

Genau in diesem Punkt will das Albwerk auch künftig helfen, wie dessen Vorstandsvorsitzender, Hubert Rinklin, bei der Präsentation des Geislinger Solarbiers versicherte. „Was die Regionalität und die Nachhaltigkeit angeht, ist mit dem ,Sonnenradler’ ein erster Schritt gemacht“, sagte er. Die Partnerschaft habe aber das Ziel, nicht nur auf zertifizierten Ökostrom, sondern in Etappen komplett auf regenerative Energien umzustellen, was im gewerblichen oder industriellen Bereich eher selten sei,wie Rinklin sagt.

Rinklin und Kumpf stießen auf die weitergehende Kooperation in der Zukunft an. Natürlich mit „Sonnenradler“ und mit goldenen Sonnenbrillen – und während draußen, wie bestellt, die Sonne durch die Wolken lugte dudelte drinnen „Good day sunshine“ aus den Lautsprechern.