Sol Gabetta Foto: Liederhalle

Die argentinische Cellistin Sol Gabetta ist mit ihrer Cappella Gabetta im Beethovensaal der Liederhalle mit einem Barock-Programm aufgetreten. Das Publikum war begeistert.

Stuttgart - Am liebsten begibt sich die Cellistin Sol Gabetta auf Spurensuche nach unbekannten Komponisten mit Stücken für ihr Instrument. Und dies vor allem im Zeitalter des Barock und der frühen Klassik. Dafür hat die Argentinierin die Cappella Gabetta ins Leben gerufen, ein Spezialistenensemble, das auf den Originalinstrumenten dieser Zeit spielt. In der Reihe „Faszination Klassik“ der Konzertdirektion Russ und der Kulturgemeinschaft spielten die Musiker am Mittwoch vor einem fast ausverkauften Beethovensaal.

Was hier an Klangfülle möglich ist, verdeutlichte zunächst einmal das Ensemble mit Konzertmeister Andrés Gabetta, dem Bruder, in einem Concerto grosso von Arcangelo Corelli. Sol Gabetta stellte sich danach mit einem von ihr entdeckten Werk vor, einem Konzert für Cello von Giovanni Benedetto Platti. Unwillkürlich stellte sich das Gefühl ein: Wo Sol ist, scheint die Sonne. Jedenfalls geht sie animierend mit Elan und Spielfreude zur Sache, dass allein schon das Zuschauen eine wahre Freude ist. Das Spielen selbst wirkt bei ihr so leicht und selbstverständlich, als bearbeite sie gerade einen Handschmeichler. Dennoch: Schon im ersten Satz setzt sie wesentlich mehr rhythmisches Profil durch, den zweiten interpretiert sie fast schon als Gesang.

Auch das Werk von Fortunato Chellerie gehört zu den Wiederentdeckungen von Sol Gabetta. Chelleries D-Dur-Konzert ist zwar noch sehr dem barocken Stil verpflichtet, fällt zugleich aber auch mit ungewöhnlichen Eigenheiten auf. Etwa mit plötzlichen Tempoverschleppungen im rhythmischen Fluss, die kurz darauf wieder rückgängig gemacht werden. Sehr empfindsam interpretierte Sol Gabetta den zweiten Satz, als würde sie die Melodie gerade erst entwickeln, verbunden mit entsprechendem Zögern und Zaudern. Wie traumwandlerisch sicher ihr die zwölfköpfige Cappella dabei folgte, war weltklasse. Das Publikum hätte da gerne noch mehr als zwei Zugaben gehabt.