Auf dem Weg zur Wahlkommission: Alexej Nawalny (Bildmitte) mit seinem Team in Moskau. Dieses Foto machte im Internet Karriere. Foto: AP

Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny wird als Kandidat für die Präsidentenwahl ausgeschlossen. Doch für seinen Kampf gegen Putin nutzt er gekonnt das Internet.

Moskau - Alexej Nawalny hat es wieder einmal geschafft. Er ist in aller Munde. Die Entscheidung der zentralen Wahlkommission in Moskau, den Oppositionspolitiker nicht zur Präsidentenwahl im kommenden Jahr zuzulassen, kam nicht wirklich überraschend. Sie begründete dies mit Nawalnys umstrittener Vorstrafe von 2013, fünf Jahre auf Bewährung als vermeintlicher Betrüger. Nawalny selbst hatte sich am Sonntag bei Versammlungen in 20 Städten als Kandidat aufstellen lassen.

Nawalny schaltet auf Angriff

Doch nun versucht Nawalny den Rückschlag in einem Vorteil umzuwandeln. Aus der Defensive geht der Blogger und Anti-Korruptions-Aktivist in den Angriff über. Dafür nutzt er das Internet, auf dessen Klaviatur er zu spielen versteht, wie kaum ein anderer Politiker in Russland. Zuerst schickte er eine seiner bekannten Videobotschaften an seine Anhänger.

„Wir erklären einen Wählerstreik“, verkündete Nawalny entschlossen. „Putin ist verängstigt. Er fürchtet Konkurrenz durch mich.“ Seine landesweit eingerichteten Wahlkampfstäbe würden nun zur Beobachtung der Abstimmung umfunktioniert, um falsche Angaben bei der Wahlbeteiligung zu verhindern. Er hielt Wahlleiterin Ella Pamfilowa vor, ihre Entscheidung schließe „Millionen Menschen von der Wahl aus“.

Ein Foto mit vielen Botschaften

Auch Nawalny weiß, dass den politischen Kontrahenten bisweilen nichts mehr weh tut, als beißender Spott. Also macht er sich mit einem witzigen Internet-Meme über seine Gegner lustig. Als Grundlage dient ihm ein Agenturfoto, das ihn und einige seiner Anhänger zeigt, wie sie auf dem Weg zur Wahlkommission sind. Mit einigen Klicks variiert er die Botschaft der Aufnahme. Auf einem Foto steht ihnen Batman zur Seite.

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Auf einem anderen Bild dieser Serie versucht ihn offensichtlich Präsident Wladimir Putin von seinem Gang zur Wahlkommission abzuhalten – allerdings vergeblich. Zu entschlossen wirkt Nawalny und der kleine Putin wirkt neben ihm wie ein quengelndes Kind.

In eine ähnliche Richtung geht das Foto, das Nawalnys entschlossene Truppe zeigt, vor der ein Kind voller Panik Reißaus nimmt. Die Botschaft auch hier: uns hält niemand auf.

Besonders perfide ist das Foto, das an den Film „Matrix“ erinnert. Neben Nawalny läuft der Actionheld Neo, der im Film in der Lage ist, die von den Mächtigen den Menschen vorgegaukelte Realität zu ändern. Das heißt, dass für Nawalny die aktuelle Realität in Russland offensichtlich nicht den wirklichen Tatsachen entspricht. Und natürlich kann er das ändern. Die Brillen sehen auf jeden Fall ziemlich cool aus.

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Und noch einmal erhofft sich Nawalny offensichtlich übermenschlichen Beistand. An seiner Seite marschiert Wolverine, Superheld und Mitglied der Truppe X-Men, der in allen Folgen des Filmes immer wieder gegen das Böse antritt.

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Etwas subtiler ist die Montage mit Alexander Solschenizyn, Russlands Geschichtsprophet und moralischem Rufer. Von ihm stammen Sätze wie: „Es kann nicht angehen, dass persönliche Gräueltaten von konkreten Führern oder politische Regimeverbrechen zur Schuld des russischen Volkes und seines Staates erklärt oder auf die angeblich krankhafte Psyche des russischen Volkes zurückgeführt werden.“ Allerdings könnte sich Nawalny Solschenizyns Unterstützung wohl nicht sicher sein. Denn der russische Patriot, große Moralist und Literatur-Nobelpreisträger hielt es für vernünftig, am Schlechten festzuhalten, um das Schlimmste zu vermeiden. Deshalb würde er heute wohl eher Putin unterstützen.

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