Bei der brütenden Juli-Hitze suchten viele Stuttgarter Abkühlung – hier im Möhringer Freibad. Foto:  

Was war das für ein Juli – mit Temperaturen knapp unter dem Allzeitrekord. Im Rückblick zeigt sich allerdings: Der Monat war regenreicher als gefühlt.

Stuttgart - Wetter für alle, wir wissen es, das gibt es nicht. Das gilt natürlich auch für einen Sommermonat wie den Juli, von dem jeder seine individuelle Idealvorstellung hat. Tagsüber freibadtauglich warm, aber nicht zu heiß, abends biergartenfähig mild und dann ab Mitternacht schlagartig einen Hauch von Schlafkühle – das würden viele unterschreiben.

Diese Tage gibt es, aber sie sind selten. Und das reale Wetter löst dann die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Die einen schinden ihre Haut erbarmungslos bei 37 Grad in der prallen Sonne. Andere verzweifeln, kühlen die roten Köpfe mit speziellen Sprays, hecheln wie in der Geburtsvorbereitung und suchen mit dem Haushund die Tiefen ihrer Keller auf. Was für den einen granatenmäßig heiß ist, lässt andere jubilieren und auf überhitzten Innenstadtplätzen Rosé mit Eiswürfeln schlürfen. Neuerdings übrigens gerne barfuß. Andere ordern Trollinger mit Cola aus dem Kühlschrank. Darüber verlieren wir kein Wort.

Der Juli 2019 landet auf Platz neun der Hitzerangliste

Halten wir uns beim Hochsommermonat lieber an die Fakten – und die sich erstaunlich. Mancher hatte zwar den Eindruck, die Stadt stehe kurz vor der Austrocknung und alle Grünflächen würden sich in braune Dörrgebiete wandeln, das war aber nicht so. An der Messstelle des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Schnarrenberg wurden 64,1 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen, das ist sogar ein bisschen mehr als das langjährige Mittel von 63 Litern. Der Juli war also zumindest in der Landeshauptstadt nicht zu trocken. In ganz Baden Württemberg dagegen schon, wobei es auch hier Ausreißer in Alpennähe gab, wo an manchen Orten das Doppelte eines normalen Julis vom Himmel prasselte.

In Stuttgart hielt sich der Regen dagegen vornehm an die Statistik, auch was Unwetter angeht. „Es gab in der Stadt sechs Tage mit Gewittern“, sagt dazu DWD Meteorologe Andreas Pfaffenzeller, „in einem durchschnittlichen Juli ist es sogar ein Tag mehr.

Die Versteppung der Stadt wie vor einem Jahr droht also 2019 nicht. Zumindest absehbar nicht. Wobei die Natur durchaus noch mehr Wasser vertragen könnte, der Juli war schließlich deutlich zu warm. Die 21 Grad Durchschnittstemperatur sind 2,6 Grad mehr als die Mitteltemperatur von 18,4 Grad. Aber auch das ist besonders spektakulär, der Monat schaffte es damit zusammen mit 1952 lediglich auf Platz neun in der Hitze-Rangliste seit Beginn der Aufzeichnungen 1951. 2006 war es mit 23,7 Grad deutlich heißer. In Erinnerung bleiben wird aber die Hitzeperiode gegen Ende des Monats – und die war absolut rekordträchtig. Zwischen dem 23. und 26. Juli gab es bei Temperaturmaxima von 34,1 bis 37,2 Grad Hitzerekorde für die jeweiligen Tage. „Der Julirekord von 37,9 Grad vom 5. Juli 2015 wurde aber knapp verfehlt“, erklärt Andreas Pfaffenzeller. Und auch der Allzeitrekord von 38,8 Grad aus dem Jahr 2015 steht noch.

Einmal fiel das Thermometer unter zehn Grad

Die Nächte waren dagegen eher normal. Die Temperatur fiel immer unter 20 Grad, es gab also keine Tropennacht im Städtle, auch wenn es manchmal knapp war. Auffällig und von vielen Experten auch als Zeichen für den Klimawandel gedeutet ist aber, dass es an vier Tagen nacheinander extrem heiß war. Vergessen hat man dagegen, dass das Thermometer auch einmal kurz unter zehn Grad fiel. In den Frühstunden des 10. Juli wurden am Schnarrenberg nur neun Grad gemessen. Die Sonne ließ die Temperatur aber schnell wieder ansteigen und legte dabei Überstunden ein. 280,9 Stunden Sonnenschein bedeuten 118 Prozent des langjährigen Mittels (238 Stunden). Zusammengefasst also ein sehr schöner Sommermonat. Aber weil man ja immer was zu meckern hat – bei mehr als 35 Grad muss man im Biergarten die Halbe unter 15 Minnten trinken, sonst taugt die Brühe maximal als Fußbad. Und da man ja nicht nach einer Viertelstunde schon wieder gehen kann, enden solche Abenden oft fatal oder mit alkoholfreiem Bier.

Diese Sorgen muss man sich absehbar in Stuttgart nicht machen. Die Aussichten stehen auf moderatem Sommerwetter mit unter 30 Grad in der Stadt, kühlen Nächten und ab und an auch Schauern. Das klingt eigentlich gut, aber wie es beim Wetter eben so ist – manche finden die Prognosen schlicht langweilig.