Die Polizei setzt nach Mitternacht das Alkoholverbot durch. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Wo vor vier Wochen Randalierer auf die Polizei losgingen, feiern weiterhin Hunderte am Wochenende. Doch die Polizei setzt erneut das Alkoholverbot durch – und bringt die Feiernden zum Aufräumen.

Stuttgart - Vier Wochen sind seit der Randale in der Stuttgarter Innenstadt ins Land gegangen. Noch ist keine Normalität eingekehrt. Immer wieder gehen Polizisten in Gruppen durch die Reihen der Feiernden am Eckensee, lassen sich Papiere zeigen, kontrollieren Personen, ihre Rucksäcke, sogar in die Schuhe schauen sie. Und doch sind da viele, die sich davon gar nicht beeinträchtigt fühlen.

 

Laura und Kim zum Beispiel, beide 18 Jahre alt, hocken zu zweit mit Red Bull und einer angebrochenen Wodkaflasche auf einer Bank. Sie quatschen, trinken, schauen. „Wir kommen aus dem Umland“, wo genau, das wollen sie nicht sagen. Nur so viel: „Das ist halt ein Dorf, da sind nicht so viele Leute“, sagen die jungen Frauen. Da sie noch zur Schule gehen, haben sie nicht genug Geld, um in den Bars ein paar Getränke zu nehmen. Dann doch lieber den Wodka auf der Parkbank.

Angst haben sie keine, denn „es ist ja voll viel Polizei da“, sagt Laura. Das war nicht immer so. Die zwei waren auch am Eckensee in der seltsamen Nacht vor vier Wochen, als der Krawall wie aus dem Nichts geschah. „Voll daneben“ fanden die 18-Jährigen das und sind froh, dass sie wegen eines Regenschauers da schon den Heimweg angetreten hatten, bevor die Randale begann. „Aber es war so wie heute, man konnte nichts Besonderes feststellen“, fügen sie hinzu.

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Eine Bank weiter, drei junge Erwachsene um die 20, eine ähnliche Geschichte: Sie wollen feiern, das Wetter genießen. „Damals kam das ohne jede Warnung“, sagen sie über die Krawallnacht. Die bis dahin „total normal“ gewesen sei. Einen Zusammenhang mit der Coronazeit sehen sie nur insofern, dass das Ufer des Eckensees länger als Partyzone fungiert, seit es wieder warm ist, aber die Clubs noch zu sind. „Sonst saß man hier nicht so lange“, berichten sie. Vorglühen im Park mit Wodka aus dem Supermarkt, danach in die Clubs – für viele sei das der normale Samstagabend.

Augenzeugen schildern die Nacht der Krawalle im Video:

Polizei beendet die Party

Die Polizei stellt auch fest, dass es friedlich ist. Und sorgt dennoch nach Mitternacht für Ordnung. Um 0.30 Uhr rücken die Gruppen der Einsatzkräfte vom Neuen Schloss aus und gehen zu den kleinen Grüppchen auf der Wiese. „Wir setzen nun das Verbot des nachhaltigen Alkoholkonsums im Park durch“, sagt ein Sprecher der Polizei. Denn die Polizei weiß: Wenn erst mal genug Alkohol im Spiel ist, dann kommen auch Konflikte auf. Das sei am Eckensee nicht anders wie überall sonst in der Stadt.

Damit am Eckensee angesichts von mehreren Hundert Menschen, die trinken und Musik hören, die Stimmung nicht irgendwann kippt, macht die Polizei von 0.30 Uhr an Schluss mit der Party. Ein Grüppchen nach dem anderen wird angesprochen, auf das vom Land im Park verhängte Alkoholverbot hingewiesen – und gebeten, seinen Müll mitzunehmen. Und dann passiert, was vier Wochen nach den Krawallen, bei denen sich die Aggression in erster Linie gegen die Polizei gerichtet hatte, sehr friedlich wirkt. Die überwiegend jungen Leute stehen auf, packen ihre Pappbecher und Flaschen in Tüten, falten die Decken zusammen, und ziehen ab. Für diesen Abend ist die Party am Eckensee gelaufen.