So ist S! Foto: Yann Lange

Kerim Arpad, der Geschäftsführer des Deutsch-Türkischen Forums Stuttgart, wendet sich mit einer Frage an die Facebook-Gruppe „So ist S!“  

Stuttgart - Kerim Arpad, der Geschäftsführer des Deutsch-Türkischen Forums Stuttgart, wendet sich mit einer Frage an die Facebook-Gruppe „So ist S!“: „In Stuttgart diskutieren wir ja gerade über ein Willkommenszentrum, eine Art unbürokratische Erstanlaufstelle für alle Arten von Neu-Stuttgartern - also egal ob Unternehmer aus Hamburg, Arbeitssuchender aus Spanien oder Asylant aus Syrien. Was wären denn aus euren Erfahrungen die wichtigsten Anforderungen an so ein Willkommenszentrum?“

Funda Doghan erwartet, dass in einem solchen Zentrum die Neuankömmlinge von „Leuten aus dem jeweiligen Land“ empfangen werden , die die Menschen als Migranten und Ortsansässige willkommen heißen.“

Karin Foster hofft, in solch einem Willkommenszentrum Ansprechpartner vorzufinden, die viele „Tipps geben können und Rat haben, wo was und wie zu finden ist, etwa Ämter, Schulen und Kindergärten“.

Auch Yasmin El-Hakim findet es wichtig, Hilfe beim Einleben zu geben, sie plädiert aber auch dafür, Wanderungen durch Stuttgart anzubieten, damit die Neuankömmlinge die Stadt kennenlernen. Zudem sollten diese Hilfe beim Fahrkartenkauf und dergleichen Dingen bekommen – und in bestimmten Situationen könnte man ihnen sogar einen Dolmetscher zur Seite stellen.

Nikita Gorbunov geht noch weiter ins Detail. Er schreibt: „So ein Willkommenszentrum braucht einen Leiter mit folgenden Eigenschaften: Bekannt, respektiert, clever und bis an die Grenze zur Korruption in der Stadt vernetzt. So jemand muss wissen, wo es ein gebrauchtes Sofa gibt, welcher Gesangsverein noch einen Bariton sucht, welcher Vermieter nichts gegen Migranten hat, welche unbekannte Stiftung den Schulranzen der Kinder bezuschusst, welches Start-Up mit Fachkräftebedarf sich gerade auf den Weg zur Bank gemacht hat. Das ist eben nicht mit Broschüren getan, sondern das erfordert den Einsatz von Personen. Realistisch betrachtet erwarte ich von einem Willkommenszentrum ein kleines Büro in einem Erdgeschoss in der Innenstadt, in dem eineinhalb Stellen und ein Durchwahlverzeichnis auf wenige Tausend Besucher pro Jahr warten. Das wäre aber schon gar nicht schlecht: Es wäre ein Anfang.“

Gorbunov ist aber auch skeptisch: „Ich empfehle kritisch zu hinterfragen, ob die Stadt überhaupt irgend jemanden willkommen heißen will!? Ich denke, sowohl der größte Teil des Gemeinderats als auch Herr Kuhn repräsentieren Menschen, die nichts Fremdes oder Neues in der Stadt und überhaupt in ihrem Leben haben wollen. Keine Migranten, keine Ossis, keine Investoren, keine Baustellen. Im Zweifel auch keine Clubs und keine Autos mit Doppelbuchstaben-Kennzeichen. Ich will das übrigens nicht bewerten, da es hinter eindeutigen moralischen Wahrheiten (natürlich sind wir tolerant) oft schwierige Gemengelagen und konträre, aber berechtigte Interessen gibt. Ich frage mich eben, ob es eher dem Willen der Stuttgarter Mehrheit entspricht, ein Willkommenszentrum einzurichten oder doch lieber ein „Bleibt-weg-Zentrum“. Dass ein Willkommenszentrum im Interesse der Mehrheit wäre, steht für mich außer Frage. Nur sind Vernunft und Wille nicht deckungsgleich, nicht wahr?“

Jürgen Schwartz hingegen findet eine Willkommenszentrum als Anlaufstelle für Neuankömmlinge in Stuttgart „super“. Allerdings müsse ein Ziel sein, dass „keine Gruppenbildung stattfindet. Wenn sich nur Leute mit dem gleichen oder ähnlichen Hintergrund unterhalten, ist integrationstechnisch nicht viel gewonnen“.

Wie mache ich mit? Die Facebook-Gruppe „So ist S!“ist unter hier erreichbar.