Auf dem Weg zum Erfolg: Anfang des Jahres fuhr Isabella Laböck in Kanada zum WM-Titel – in dieser Saison ist eine Medaille bei den Olympischen Spielen das Ziel der Snowboarderin. Foto: EPA

Der Snowboard-Weltcup im Slalom und Riesenslalom startet am Freitag. Weltmeisterin Isabella Laböck warnt: „Die Karten werden neu gemischt.“

Der WM-Titel war eine schöne Sache – satt ist Isabella Laböck aber noch lange nicht. In Sotschi will sie eine Olympia-Medaille. Der Weg dorthin beginnt für die Snowboarderin an diesem Freitag.

Stuttgart - Bis zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi ist es noch eine Weile hin. Aber schon jetzt ist klar: Es gibt mal wieder mächtig was zu staunen. Es wird spektakulär, es wird hip, auch jugendlich und modern. Dann nämlich, wenn die Freeskier ihr Olympia-Debüt feiern. Oder die Snowboarder das fortsetzen, was sie längst begonnen haben. Wenn also Isabella Laböck antritt. Oder etwa nicht?

Nun ja, mit der Weltmeisterin und ihren Kolleginnen und Kollegen ist es so eine Sache. Zwar schnallen sie sich tatsächlich das Snowboard an die Füße. Doch mit den spektakulären und waghalsigen Kunststücken in der Halfpipe haben sie eben eher weniger am Hut. Ebenso mit den schier todesmutigen Sprüngen samt Salti und Schrauben über riesige Schanzen. „Es ist einfach das speziellere Snowboarden“, sagt Isabella Laböck über ihre Disziplinen Parallel-Slalom und Parallel-Riesenslalom, die in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren haben. Nun gilt ja ganz generell: Jedem das Seine. Probleme gibt es dennoch. Zum Beispiel beim Blick auf den Renn-Kalender.

An diesem Freitag beginnt die Weltcup-Saison der Raceboarder im italienischen Carezza – und am ersten Februarwochenende ist sie auch schon wieder zu Ende. Nach gerade einmal sechs Stationen. „Wir waren geschockt“, sagt Laböck über den Moment, als sie und ihre Kollegen die Termine unter Augenschein genommen haben. Mittlerweile findet sie: „Das ist sehr schade.“ Und hat Folgen. Denn mit Blick auf die Qualifikation für die Olympischen Spiele drängt plötzlich die Zeit, die Gelegenheiten, die Nominierungskriterien zu erfüllen, sind rar. „Der Druck wird dadurch nicht kleiner“, sagt Isabella Laböck und gibt zu: „Da ist man schon nervös.“ Aber eben auch zuversichtlich.

„Ich habe Blut geleckt und bin hungrig auf mehr“

Wäre ja auch noch schöner, wenn sich die 27-Jährige zum Saisonstart aus der Ruhe bringen lassen würde. Ausgerechnet sie, die Weltmeisterin. Also lässt sie all den Frust über die schwierigen Rahmenbedingungen hinter sich und schaltet lieber um – in den Angriffsmodus. Der sich dann so anhört: „Ich habe Blut geleckt und bin hungrig auf mehr. Ich müsste lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass eine Medaille mein Ziel ist.“ In Sotschi. Bei den Olympischen Spielen. „Ich kann mir nichts Größeres vorstellen“, sagt Isabella Laböck und hat auch die Plattform im Blick, die sich ihrer Sportart dort bietet. Aber: In erster Linie geht es natürlich um den persönlichen Erfolg.

Der hat im Januar dieses Jahres einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach guten Jahren im Weltcup, aber ohne einen ganz großen Erfolg war die Bayerin aus Prien am Chiemsee nach Stoneham in Kanada gereist – und war dann im Parallel-Riesenslalom nicht zu schlagen. „Das war der Lohn für alle Mühen“, sagt Laböck, die den Titel ihrem 2002 tödlich verunglückten Bruder widmete. Dass zudem Amelie Kober Dritte wurde, machte den Erfolg für den Snowboard-Verband Deutschland (SVD) perfekt. Als „gutes Signal“ wertet SVD-Präsident Hanns Michael Hölz die WM im Nachhinein. Und als eines, das Selbstvertrauen gibt für die anstehenden Aufgaben im Olympia-Winter. „Wir sind wunderbar vorbereitet und brauchen die internationale Konkurrenz nicht zu scheuen“, sagt Hölz, der als Ziel für Sotschi insgesamt drei Medaillen aus den Bereichen Freestyle und Race ausgegeben hat. So, wie es auch bei der WM der Fall war.

Isabella Laböck ist im Kampf um die Medaillen fest eingeplant. Allerdings warnt sie auch davor, von den vergangenen auf künftige Erfolge zu schließen. „Es ist eine neue Saison, die Karten werden neu gemischt“, sagt sie. Weil die Vergangenheit aber doch was zählt, hat sie zumindest in der Vorbereitung kaum etwas geändert. Im Sommer zog sie sich wieder einmal zum privaten Trainingslager nach Neuseeland zurück. Wie immer mit dabei: ihr Freund, der nordische Kombinierer Björn Kircheisen, der ebenfalls Olympia im Visier hat.

Wenn alles glatt läuft, reisen die beiden im Februar dann gemeinsam nach Russland. Allerdings: Ein Doppelzimmer im olympischen Dorf wird das Paar nicht beziehen. „Da ist jeder auf seinen Wettkampf fokussiert“, verspricht Isabella Laböck volle Konzentration.

Schließlich soll es in Sotschi ja auch bei den deutschen Raceboardern was zu bestaunen geben – im besten Fall Medaillen.