Gewagte Sprünge: Andreas Fischle. Foto: StN

Auf der Piste warten nicht nur Kurven, Wellen und Sprünge. Unter Boardercrossern wird gerempelt und gerangelt. Andreas Fischle sieht sich nach seiner Zwangspause für die Saison gerüstet.

Stuttgart - Der Geburtstag seiner Großmutter war der Anlass. Andreas Fischle hat noch einmal einen Heimatbesuch gemacht. Denn in den kommenden Wochen stehen für den Snowboarder vom SV Obertürkheim andere Ziele an: Auf den Gletschern im Zillertal und Pitztal will sich der 23-Jährige in Form bringen, ehe am 28. November im Pitztal der erste Wettkampf ansteht. Es ist zwar nur ein Europacup, aber alle Boardercrosser, die auch im Weltcup an den Start gehen, nutzen diesen Wettkampf zum Formtest.

In welcher Form sich Fischle befindet, das kann er selbst nur schwer einschätzen: „Derzeit ist es schwierig zu sagen, wo ich stehe.“ Denn der Sportsoldat hat fast die komplette vergangene Saison pausieren müssen. Dreimal hat er sich am Sprunggelenk verletzt – zweimal war das Außenband betroffen, einmal war’s ein Kapselriss. „Nichts Schlimmes, aber es hat die Saison gekostet.“ Beinahe den kompletten Winter, hätte Fischle sagen müssen. Denn beim Europacup-Finale in Lenk (Schweiz) kam er als Dritter immerhin aufs Podium.

Training als Wettkampf

Ganz ohne Orientierung ist der Schwabe nicht. Mit seinen Trainingskollegen Paul Berg und Konstantin Schad kann er im Training mithalten. Und das sind nicht die schlechtesten Referenzen. „Es ist hilfreich, wenn man mit zwei Weltcup-Siegern trainieren kann“, sagt Fischle, „da kann man sich das eine oder andere abschauen.“ Wobei viele Trainingseinheiten schon richtige Wettkämpfe sind. Denn weil der Bau der Crosspiste mit den überhöhten Kurven, Wellen und Sprüngen so aufwendig ist, schließen sich mehrere Nationen zu einer großen Trainingsgruppe zusammen. Nach vielen Fahrten behauptet Fischle, trotz seines Jahrs Zwangspause, keck: „Ich habe schon das Gefühl, dass bei mir von der Technik her einiges vorwärtsgegangen ist.“

Das muss auch so sein, will Fischle auf dem Weg zu seinem Ziel nicht noch weiter in Verzug kommen. Denn die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang hat er fest anvisiert. Eine erste Begegnung mit den Pisten in Südkorea wäre bereits Ende Februar möglich. Allerdings hat der Verband Snowboard Germany davor eine interne Qualifikation gesetzt. Im Weltcup muss er einmal unter die Top 24 kommen, im Europacup zweimal unter die Top Acht oder einmal unter die Top Vier. „Das ist ein schöner Anreiz“, sagt der Snowboarder und ist zuversichtlich, „ich habe genug Chancen, das zu schaffen.“

Vorfreude auf den Feldberg

Eine dieser Qualifikationsmöglichkeiten ist ein Heimspiel. Im doppelten Sinn. Zum ersten Mal findet in Deutschland Ende Januar ein Snowboardcross-Weltcup statt. Auf dem Gipfelhang des Feldbergs. „Ich freue mich wahnsinnig drauf“, sagt er und fürchtet sich nicht vor dem Auftritt, „meine Familie und viele Freunde haben sich angekündigt.“

Auf der einen Seite wird ihm das ein wenig Sicherheit geben, andererseits möchte er sie auch nicht enttäuschen. Seine Hoffnung ist, dass er durch seine elf Weltcup-Starts und die Trainingsleistungen abgezockter an den Start gehen wird. Schließlich warten auf der Piste nicht nur die Kurven, Wellen und Sprünge auf ihn, sondern auch noch fünf Konkurrenten, die alle um die Ideallinie kämpfen. Da wird gerempelt und gerangelt. „Das Schöne an meiner Disziplin sind die Zweikämpfe“, beschreibt Fischle seine Sportart, „das Frustrierende ist, dass man rausfliegen kann, ohne etwas dafür zu können.“ Snowboard-Cheftrainer Andreas Scheid hat ihm mit auf den Weg gegeben: „Fahre frech, lass dich nicht beeindrucken.“ Und was meint der Sportler zu diesem Tipp? „Schön gesagt.“ Ansonsten beeindruckt das Andreas Fischle nicht sonderlich, schließlich will er sich in der Weltspitze etablieren.