Jurymitglied Smudo macht sich’s schon mal gemütlich Foto: Sat 1/Pro Sieben/Richard Hübner

Die Castingshow „The Voice Of Germany“ startet an diesem Donnerstag in die vierte Runde. In der neuen Jury sitzen auch Smudo und Michi Beck von der Stuttgarter Hip-Hop-Band Die Fantastischen Vier.

Berlin - Smudo, gemeinsam mit Ihrem Bandkollegen Michi Beck sind Sie neuer Coach bei „The  Voice Of Germany“. Waren Sie gleich davon überzeugt, bei der Show mitzumachen?
Nein, war ich nicht. Als ich angefragt wurde, kannte ich die Sendung nur vom Hörensagen, ich hatte sie nie gesehen und unterlag dem Trugschluss: „He, eine Castingshow – damit habe ich nichts zu tun.“ Aber dann habe ich mich mit der Sendung beschäftigt, und ich finde sie gut.
Was ist besser als in anderen Castingshows?
Der Unterschied ist, dass sich hier Leute auf Augenhöhe begegnen, die Musiker und ihr Schaffen werden respektiert. In „The Voice“ werden keine persönlichen Schicksale ausgemalt, um Fallhöhe zu generieren, und niemand wird veräppelt, zum Beispiel wegen seines Äußeren. Außerdem entsteht zwischen den Coaches und den Talenten eine emotionale Bindung, das ist was Besonderes.
Als Coach müssen Sie und Michi Beck um Ihre Favoriten werben, damit die Besten in Ihr Team kommen. Wie machen Sie das?
Wir werfen unseren gesamten Charme in die Waagschale und schauen, was passiert. Wir pochen natürlich auf unsere Erfahrung, wir haben ja jahrelang ein Label betrieben, betreiben eine Booking-Firma, haben in unserer Karriere mit vielen Künstlern zusammengearbeitet, stehen für außergewöhnliche Ideen und nicht zu vergessen: Spaß. Ich könnte mir vorstellen, dass sich der ein oder andere für uns entscheidet, weil er sagt: Am Klavier mit einem Gesangslehrer stehen, das habe ich lange genug gemacht, ich will mal was ganz Neues. Und da sind sie bei uns richtig aufgehoben.
Wenn einer Ihrer Schützlinge gewinnt, spendieren Sie ihm dann einen Freiflug? Sie haben ja den Pilotenschein.
Ich finde eigentlich, derjenige könnte mich doch auf ein Spaghetti-Eis einladen, wenn er gewinnt. Michi Beck und ich haben ihn dann ja schließlich dahin gebracht!
Bei manchen Teilnehmern von TV-Castingshows hat man den Eindruck, dass es ihnen nur ums Berühmtwerden geht . . .
Bei den Talenten der diesjährigen „The Voice Of Germany“-Staffel würde ich das nicht sagen. Das hängt auch damit zusammen, dass für junge Leute um die 20 eine Castingshow heute etwas ganz Normales ist. Die wissen, was sie da erwartet, und denen ist klar, dass sie da ihre 15 Minuten Ruhm abbekommen können, aber dass sich daraus keine ganze Karriere stricken lässt. Viele unserer Teilnehmer haben schon eine Band, die können was, die wollen einfach von uns etwas lernen und durch die Sendung ein kleines bisschen Anschub bekommen. Dass sie durch uns keine Top-5-Stars werden, das wissen die alle.
Wie war das am Anfang Ihrer Karriere, ging es da auch ums Berühmtwerden?
Populär werden stand bei jedem von uns vieren auf der Agenda. Bekannt werden, möglichst viele Zuhörer gewinnen, das ist eine feine Sache. Wir hätten wirklich alles gemacht, und wenn es so eine Musikshow gegeben hätte, ich glaube, wir wären auch vorstellig geworden. Ich werde im Umgang mit jungen Künstlern aber nicht müde zu betonen: Der Erfolg sollte Motivation sein, aber nicht die hauptsächliche Motivation. Das Wichtigste sollte es sein, Spaß am Musizieren zu haben, am Band-Sein, den Zuhörer überraschen zu wollen. Der Erfolg und alles andere kommt dann eventuell. Seine Motivation nur auf den Erfolg abzustellen ist einfach nicht nachhaltig genug, denn man muss lange durchhalten. Und man muss auch im Falle eines Misserfolgs, der sehr wahrscheinlich ist, Spaß haben. Denn wo ist sonst der Sinn?
Bei den Fantastischen Vier hat es ja geklappt, Ihre Band hat vor 25 Jahren die deutsche Musikszene revolutioniert . . .
Das klingt toll, wenn Sie das sagen, aber ich wäre viel zu bescheiden, das so zu formulieren. Wir waren ja nicht die Einzigen, die auf die Idee kamen, in deutscher Sprache Rap zu machen, die Idee hatten viele. Wir sind aber die Ersten gewesen, die populär wurden und die ein deutschsprachiges Album veröffentlicht haben. Es gab in den 90er Jahren ein großes Bedürfnis nach neuer deutschsprachiger Musik, und da waren wir eine Speerspitze.
Und 25 Jahre später haben Sie und Ihre Kollegen immer noch nicht die Nase voll vom Musikmachen?
Nein, haben wir nicht. Ich habe ja selber jahrelang gedacht: „Irgendwann machst du was Gescheites, dann ist es mit der Musik vorbei.“ Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass das, was ich mache, durchaus gescheit ist.
Im Oktober erscheint das neue Album „Rekord“, mit dem die Fantastischen Vier ihr silbernes Bühnenjubiläum feiern . . .
25 Jahre auf der Bühne, das muss man sich mal vorstellen! Das ist schon eine Hausnummer. Selbst die Beatles haben nur zehn Jahre durchgehalten, die haben wir mit links plattgemacht. Viele Leute rümpfen ja die Nase über die alten Herren von den Rolling Stones, aber es ist einfach fantastisch, das so lange machen zu können, Fans zu haben, Konzerte zu geben, eine Relevanz zu haben.
Und was bietet das neue Album?
Das ist, als würde man eine Mutter nach ihrem Baby fragen. Ich liebe es so sehr! Jemand anderes sieht vielleicht nur ein zerknautschtes Gesicht. Ich selber bin natürlich der Meinung, dass es toll ist und dass wir uns neu erfunden haben. Es ist ein sehr abwechslungsreiches Album, poppiger als sonst, hardcoriger als sonst. Es ist ein sehr modernes Deutsch-Rap-Album geworden.
Rappen die Kandidaten von „The Voice“ eigentlich auch?
Ja, es wird auch gerappt. Die Redaktion der Sendung hat sich wirklich viel Mühe gegeben, dass Rapper zu den Auditions kommen. Aber eine Coverversion unseres Hits „Die da!?!“ hat bislang noch keiner gesungen.
Pro7, Donnerstag, 20.15 Uhr