Die neue Apple Watch kann man auch beim Tauchen tragen. Foto: Apple Inc.

Die neue Generation der Apple Watch verfügt über einen eigenen GPS-Empfänger. Auch das Display strahlt heller als beim Vorgängermodell. Allerdings ist auch der Preis gestiegen.

Stuttgart - Große Veränderungen sind häufig nicht augenfällig. So ist es auch bei den neuen Modellen der Apple Watch, die nun den Zusatz „Series 2“ tragen. Rein äußerlich betrachtet, unterscheiden sie sich kaum von den Vorgängermodellen. Identische Maße, gleiche Bauform, dieselben Buttons zum Bedienen. Auch der optische Herzfrequenzmesser an der Unterseite ist der, den man schon von der „Series 1“ kennt. Der Blick auf das deutlich heller gewordene und auch bei Sonnenschein gut sichtbare Display sorgt für einen ersten Aha-Effekt. Auch hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten ist die neue Apple-Watch-Generation die erste, die mehr als nur nett anzusehende Technikspielzeuge bietet.

Der wesentliche Grund dafür heißt GPS. Mithilfe des globalen Ortungssystems emanzipiert sich die Apple Watch vom iPhone. Zumindest teilweise. Denn das ist zwar noch immer zwingend notwendig, etwa um über die vorinstallierte Watch-App Funktionen zu verwalten oder aufgezeichnete Daten zu übertragen und zu speichern. Wer aber zum Beispiel seine Leistungen beim Lauftraining kontrollieren will, ohne jedes Mal die gleiche Strecke absolvieren zu müssen, der kann sein Smartphone nun getrost zu Hause lassen.

Denn die Apple Watch zeichnet Routen und Distanzen samt Geschwindigkeit auf. Die GPS-Funktion wird beim Starten eines Work-outs automatisch aktiviert, sobald kein iPhone in der Nähe ist. Darauf muss man allerdings vertrauen, denn die Uhr meldet nicht, ob ein Satellitensignal gefunden wurde und wie stark es ist. Für die ersten Meter ohne GPS wird ein Mittelwert herangezogen. Offenbar will der Hersteller so verhindern, dass man nicht gleich losläuft, sondern erst auf das Signal wartet: Vereinfachung nach Apple-Art.

Vor dem Duschen auf das Tropfen-Symbol drücken

Ein wichtiger Beitrag zur Alltagstauglichkeit ist die Wasserfestigkeit der Apple Watch. Bis zu 50 Meter Tiefe halten die Modelle der Series 2 maximal aus. Für Tauchgänge konzipiert sind sie nach Auskunft von Apple allerdings nicht. Bei dauerhaft extremen Belastungen, wie sie auch beim Wasserski auftreten, könne der Druck zu stark und die Uhr beschädigt werden. Für Sportarten wie Rudern, Windsurfen und natürlich Schwimmen ist sie aber bestens gerüstet. Auch unter der Dusche muss man sie nicht mehr abnehmen. Im neuen Control Center tippt man dazu vorher auf das Tropfen-Symbol. Das hat den Zweck, dass durch den Kontakt von Wassertropfen mit dem Display keine ungewollten Aktionen ausgelöst werden. Dreht man danach an der Krone der Apple Watch, wird eingetretenes Wasser hörbar aus dem Gehäuse gepumpt. Nach Kontakt mit Salzwasser reicht es, die Uhr kurz mit klarem Süßwasser abzuspülen.

Die Apple Watch ist aber weit mehr als ein Luxus-Trainingscomputer. Wer – wie der Verfasser dieses Tests – seit Jahren keine Armbanduhr mehr trägt, wird staunen, wie schnell der kurze Blick aufs Handgelenk wieder in Fleisch und Blut übergeht. Die Modelle der Series 2 aktivieren das Display bei dieser Bewegung automatisch. Es ist erstaunlich, wie zuverlässig die Geste erkannt wird, nur selten wird die Apple Watch ungewollt aufgrund anderer Armbewegungen aktiviert.

Für viele Apps braucht man doch ein iPhone

Welche Funktionen das Gerät neben der Uhrzeit noch bietet, hängt von den installierten Apps ab, die es mittlerweile zuhauf im App Store gibt. Die Bandbreite reicht von der Wettervorhersage über Informationen über die nähere Umgebung bis hin zu Newstickern. Die meisten davon setzen ein gekoppeltes iPhone voraus, von dem Inhalte und Nachrichten via Bluetooth an die Uhr gesendet werden. Apps wie „Tracks“ zeichnen auch größere, etwa per Auto oder Flugzeug zurückgelegte Reiserouten auf und synchronisieren sie mit dem iPhone, sobald eine Verbindung zwischen beiden Geräten besteht. Einkaufs- oder To-do-Listen kann man zu Hause auf dem größeren Display erstellen und dann dauerhaft auf der Apple Watch speichern. So kann man das Telefon – etwa für einen schnellen Einkaufstrip – auch mal zu Hause lassen.

Eine Uhr ist bis zu einem gewissen Grad immer auch ein Statussymbol. Das ist die Apple Watch auf jeden Fall. Und bei welcher Uhr kann man das Zifferblatt schon frei per App wählen? Die sündhaft teuren Gold-Editionen der Apple Watch gibt es zwar nicht mehr, dafür aber Ausführungen aus Edelstahl, Aluminium oder Keramik sowie Sondereditionen von Nike und Hermès. Hinzu kommen Armbänder in diversen Designs. Ob der Blick aufs Handgelenk eine größere Akzeptanz erfährt als der auf das Handydisplay, hängt natürlich ganz vom jeweiligen Gegenüber ab. Für eine kurze Information über eingehende Nachrichten, anstehende Termine oder, ganz klassisch, die Uhrzeit erweist sich die Apple Watch aber als diskreter und praktischer Begleiter. Es ist eben doch einfacher, kurz den Arm zu heben, als das Smartphone aus der Tasche zu ziehen. Ob einem das den relativ hohen Anschaffungspreis wert ist, ist Ansichtssache. Nützlich ist die Apple Watch dagegen schon nach kurzer Zeit bei allen sportlichen Aktivitäten.

Die Apple Watch in Kürze

Preis: ab 419 bis ca. 1750 Euro (jeweils mit Armband). Achtung: Bei dem Angebot für 319 Euro im Apple-Shop handelt es sich um das Vorjahresmodell.

Gehäuse: 38 mm oder 42 mm; Material: Aluminium, Edelstahl oder Keramik

Display: OLED Retina, 1000 cd/m³ , Ion-X Glas

Sensoren: Herzfrequenzmesser, Beschleunigungssensor, Umgebungslichtsensor, Gyrosensor

Ausstattung: GPS, Direktstrahl-Lautsprecher und Mikrofon

Datenübertragung: WLAN, Bluetooth 4.0

Akkulaufzeit: bis zu 18 Stunden (Herstellerangabe), bei Work-outs mit GPS etwa fünf bis sechs Stunden

Material Armbänder: Sport (Kunststoff), gewebtes Nylon, Leder, Edelstahl

Die Alternativen zur Apple Watch

Casio WSD-F10

Die Casio Smart Outdoor Watch macht ihrem Namen alle Ehre. Es handelt sich um eine Smartwatch, die schon rein optisch nicht verhehlt, dass sie für Freiluftaktivitäten aller Art konzipiert ist. An Bord sind Kompass, Höhenmeter mit Verlaufsanzeige, Barometer, Sonnenstandsanzeige, Gezeitenmesser und eine Aktivitätsanzeige. Zudem ist das eher klobig wirkende Gerät bis 50 Meter Tiefe wasserdicht und besitzt ein nach Militärstandard abgesichertes Gehäuse. GPS und Pulssensor fehlen dagegen. Sehr clever ist das zweilagige Display, das auf monochrome Anzeige umschaltet, sobald das farbige Touch-LCD nicht gebraucht wird. Mit diesem Kniff erreicht die Casio mit weit über 30 Stunden Top-Werte bei der Akku-Laufzeit. Recht sportlich fällt leider auch der Preis aus. Rund 500 Euro muss man dafür anlegen. Auch die Händlersuche gestaltet sich vergleichsweise schwierig.

Pebble Time Steel

Die Pebble besitzt statt eines LCD- ein E-Ink-Display. Auf die Eingabe per Touchscreen muss man daher verzichten. Die elektronische Tinte kann neuerdings sogar Farben darstellen, die allerdings nicht so brillant wirken wie bei der Konkurrenz. Dafür ist das Durchhaltevermögen des Akkus mit mehr als 70 Stunden konkurrenzlos. Die Pebble Time Steel ist bis 30 Meter wasserdicht, Schwimm-Apps kann man über den Store beziehen. Zur Ausstattung gehören ein Beschleunigungssensor und ein Kompass, der Schrittzähler lässt sich per App nachrüsten. Ein Manko bleibt auch bei der zweiten Generation der etwas schmalbrüstige Speicher, in den nun immerhin zehn Apps passen. Die Pebble-Uhr macht aus der Einfachheit eine Tugend, denn im Vergleich zu allen Konkurrenten ist sie sehr intuitiv bedienbar. Das Standard-Armband kann gegen jedes beliebige 22-Millimeter-Band ausgetauscht werden. Preis: ca. 220 Euro.

Huawei Watch

Nachdem er den Smartphone- und Tablet-Markt aufgemischt hat, nimmt sich der chinesische Hersteller Huawei nun das Smartwatch-Segment vor. Die schlicht „Watch“ betitelte Uhr wirkt mehr als die meisten Konkurrenten wie ein klassisches Chronometer. Neben diversen Herrenmodellen gibt es auch edle Ausführungen für Damen. Die technischen Spezifikationen sind die gleichen, das Gehäuse ist aus Edelstahl und wassergeschützt. An der Unterseite befindet sich wie bei der Apple Watch ein Pulssensor, ein 6-Achsen-Bewegungssensor misst die Zahl der Schritte. Zusätzlich besitzen alle Modelle ein Barometer und integrierte Lautsprecher zur Wiedergabe auf dem Handy eingehender Anrufe. Praktisch: Per WLAN werden automatisch Nachrichten aus bekannten Netzwerken geladen. Letzteres kann übrigens ein iOS- oder ein Android-Gerät sein. Ein Wermutstropfen sind die recht hohen Preise ab 350 Euro.

Samsung Gear S2

Eine Besonderheit der Samsung-Smartwatch ist die so genannte Lünette. Dieser Ring rund um das Zifferblatt lässt sich drehen, um zwischen Funktionen zu wechseln und durch Menüs zu navigieren. Das macht die Bedienung – die alternativ aber auch per Touchscreen oder Sprachausgabe funktioniert – besonders komfortabel. Als Betriebssystem kommt Samsungs eigene Software Tizen zum Einsatz, was der Gear S2 einen Tempovorsprung vor den meisten Android-Modellen gibt. Der Nachteil: Es gibt nicht so viele Apps wie für die Konkurrenten. Alles, was man an Fitnessanwendungen braucht, ist aber mit dem „S-Health-Komplettpaket“ vorinstalliert. Die Gear V2 ist bis zu 1,5 Meter Tiefe wasserdicht und hat wie die Apple Watch einen Pulssensor an der Unterseite. GPS besitzt nur die teurere 3G-Version, mit der man (eine zusätzliche SIM-Karte vorausgesetzt) auch telefonieren kann. Preis: ca. 300-380 Euro