Was ist Slacktivismus? Foto: Rawpixel.com/ Shutterstock

Slacktivismus oder Clicktivismus wird bereits seit den 90ern diskutiert, doch durch die sozialen Medien ist das Thema aktueller denn je. Wir haben alle Infos.

Slacktivismus ist ein Begriff, der sich aus den Wörtern "Slacker" (fauler Mensch) und "Aktivismus" zusammensetzt. Er beschreibt eine Form des Aktivismus oder Engagements, bei dem Personen über soziale Medien oder Online-Plattformen ihre Unterstützung für eine bestimmte Sache oder ein bestimmtes Anliegen zum Ausdruck bringen, jedoch nur minimale oder oberflächliche Anstrengungen unternehmen.

Typischerweise äußern sich Slacktivisten durch das Teilen von Beiträgen, das Verwenden von Hashtags oder das Unterzeichnen von Online-Petitionen. Diese Aktivitäten erfordern oft nur einen geringen Zeitaufwand und keine persönliche Beteiligung oder tatsächliche Veränderung. Es geht eher darum, ein Image der Unterstützung zu projizieren, als tatsächliche Maßnahmen zu ergreifen.

Slacktivismus kann positive Auswirkungen haben, indem er Bewusstsein für bestimmte Themen schafft und Menschen mobilisiert, sich für eine Sache einzusetzen. Es kann jedoch auch kritisiert werden, da es oft als oberflächlich und wirkungslos angesehen wird. Ein Kritikpunkt ist, dass Slacktivisten sich oft mit minimaler Anstrengung zufriedengeben und keine konkreten Schritte unternehmen, um tatsächlichen Wandel zu bewirken.

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Es ist wichtig zu betonen, dass Slacktivismus nicht immer negativ ist, und viele Menschen soziale Medien als Plattform nutzen, um wichtige Themen zu diskutieren und Bewusstsein zu schaffen. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass alleiniges Teilen oder Liken von Beiträgen selten ausreicht, um tatsächliche Veränderungen herbeizuführen. Effektiver Aktivismus erfordert oft persönliches Engagement, Beteiligung an Aktionen vor Ort und die Unterstützung von Organisationen und Initiativen, die konkrete Schritte zur Lösung von Problemen unternehmen.

Was ist der Unterschied zwischen Slacktivism und Clicktivism?

Der Begriff "Clicktivismus" wird oft synonym mit Slacktivismus verwendet, da beide Begriffe ähnliche Aktivitäten beschreiben, bei denen Menschen online auf einfache Weise ihre Unterstützung für eine Sache zum Ausdruck bringen. Der Hauptunterschied zwischen den beiden besteht jedoch darin, dass Slacktivismus allgemeiner ist und eine breitere Palette von Aktivitäten umfasst, während Clicktivismus spezifischer auf Aktivitäten verweist, die mit einem Klick oder einer digitalen Aktion verbunden sind.

Clicktivismus bezieht sich auf Aktivitäten, bei denen Menschen online auf Buttons oder Links klicken, um ihre Unterstützung auszudrücken. Dies kann das Unterzeichnen von Online-Petitionen, das Anklicken von "Gefällt mir"-Buttons auf sozialen Medien oder das Verwenden von Hashtags beinhalten. Der Fokus liegt auf der Nutzung digitaler Plattformen und der Möglichkeit, mit nur einem Klick seine Unterstützung zu zeigen.

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Slacktivismus hingegen ist ein weiter gefasster Begriff, der nicht nur Clicktivismus, sondern auch andere Formen des oberflächlichen Engagements umfasst. Neben dem Klicken und Teilen von Beiträgen kann Slacktivismus auch das Tragen von symbolischen Armbändern oder Anstecknadeln, das Ändern des Profilbilds in den Farben einer bestimmten Sache oder das Versenden von Kettenbriefen umfassen. Es geht um Aktivitäten, die den Anschein von Aktivismus erwecken, aber wenig tatsächlichen Einfluss haben.

Herkunft des Begriffs „Slacktivism“

Der Begriff "Slacktivismus" wurde 1995 von Dwight Ozard und Fred Clark geprägt, um den Begriff "Slacker-Aktivismus" abzukürzen. Letzterer bezieht sich auf Bottom-up-Aktivitäten junger Menschen, die darauf abzielen, die Gesellschaft in kleinem, persönlichem Rahmen zu beeinflussen. Dies könnte beispielsweise das Pflanzen eines Baumes im Gegensatz zur Teilnahme an einer Demonstration bedeuten. Ursprünglich hatte der Begriff eine positive Konnotation.

Ein weiteres Beispiel für den Begriff "Slacktivismus" wurde in Evgeny Morozovs Buch "Net Delusion: The Dark Side of Internet Freedom" (2011) erwähnt. Dort verknüpft Morozov den Slacktivismus mit dem Colding-Jørgensen-Experiment. Im Jahr 2009 führte der dänische Psychologe Anders Colding-Jørgensen im Rahmen seiner Forschung ein Facebook-Gruppenexperiment durch. In einer fiktiven Gruppe gab er eine Ankündigung heraus, dass die Kopenhagener Stadtverwaltung den historischen Storchenbrunnen abreißen würde. Innerhalb des ersten Tages traten 125 Facebook-Mitglieder der Gruppe von Colding-Jørgensen bei. Die Anzahl der Unterstützer wuchs schnell an und erreichte schließlich 27.500. Morozov argumentiert, dass das Colding-Jørgensen-Experiment eine zentrale Eigenschaft des Slacktivismus verdeutlicht: Wenn die Kommunikationskosten niedrig sind, können Gruppen leicht mobilisiert werden.

Slacktivismus – Beispiele

Das Erstellen und Verbreiten von Hashtags zu bestimmten Themen auf Social-Media-Plattformen, ohne weitere tatsächliche Maßnahmen zu ergreifen, ist ein typisches Beispiel für Slacktivismus. Ein prominentes Beispiel ist der Hashtag #BringBackOurGirls, der 2014 viral wurde, um auf die Entführung von Mädchen in Nigeria aufmerksam zu machen. Obwohl der Hashtag weit verbreitet war, führte er nicht zu konkreten Ergebnissen oder einer Rückkehr der entführten Mädchen.

Nach dem Tod von George Floyd posteten viele Menschen online im Rahmen einer Aktion namens "Black Tuesday" ein vollständig schwarzes Bild. Tatsächlich behinderten die zahlreichen schwarzen Kacheln den Informationsfluss in den sozialen Medien, weil wichtige Informationen zu Protesten oder Spendenmöglichkeiten untergingen. Darüber hinaus war das Thema für viele mit dem Posten des schwarzen Quadrats abgehakt und am nächsten Tag ging es auf vielen Social-Media-Kanälen weiter wie zuvor.

Das Unterzeichnen von Online-Petitionen über Plattformen wie Change.org wird ebenfalls oft als Slacktivism-Beispiel herangezogen. Obwohl Petitionen eine Möglichkeit sind, öffentlichen Druck aufzubauen, erfordert Slacktivismus keine weiteren Schritte oder tatsächliche Beteiligung abseits des Klicks auf den "Unterzeichnen"-Button.

Ebenfalls oft ein Fall von Slacktivismus: das Ändern des Profilbilds auf Social-Media-Plattformen, um Solidarität mit bestimmten Anliegen zu zeigen. Beispiele sind das Einfärben des Profilbilds mit Regenbogenfarben zur Unterstützung der LGBTQ+-Rechte oder das Hinzufügen eines Filtereffekts, um auf soziale oder politische Themen aufmerksam zu machen. Dazu zählt beispielsweise auch das Hinzufügen eines Schriftzugs wie „Je suis Charlie“, der nach dem Anschlag auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ populär wurde. Diese Aktivitäten erfordern nur minimale Anstrengung, haben jedoch oft keinen direkten Einfluss auf das tatsächliche Problem.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Beispiele nicht zwangsläufig immer nur Slacktivismus darstellen. Menschen können durch solche Aktivitäten Bewusstsein schaffen und eine positive Wirkung erzielen. Natürlich ist es auch möglich, dass sich Menschen auch über ihre Online-Aktivitäten hinaus für die Sache engagieren. Es wird jedoch oft kritisiert, wenn diese Aktivitäten als Ersatz für echtes Engagement und konkrete Maßnahmen betrachtet werden.