Bettina Kohlen in ihrem Atelier – hier bietet die Korntalerin regelmäßig Kurse an. Foto: factum/Granville

Die Bildhauerin Bettina Kohlen
wünscht sich, dass ihre Zeitgenossen künstlerisch aktiver werden – und leistet ihren Beitrag hierfür: An diesem Wochenende ist ihr Atelier einer der Standort eines weltweiten Skulpturen-Festivals. Und unterm Jahr bietet sie Kurse zur Bildhauerei an.

Korntal-Münchingen - Start 19 heißt das Festival, das am Sonntag in Korntal und in 69 weiteren Orten auf der ganzen Welt veranstaltet wird. Das Thema: Dreidimensionale Kunst und Gesellschaft. Die Bildhauerin Bettina Kohlen lädt mit ihrer Kollegin Ute Palmer zu diesem Fest in ihr Atelier nach Korntal-Münchingen ein.

Frau Kohlen, was ist das für ein ungewöhnliches Festival am Sonntag?

Sculpture network, eine Plattform für dreidimensionale Kunst, veranstaltet jeweils zu Beginn des Jahres ein Festival, auf dem Künstler sich und ihre Kunst präsentieren können und bei dem Menschen ins Gespräch kommen. Dabei dreht sich alles um Skulpturen, Installationen oder Plastiken; dreidimensionale Kunst eben.

Was passiert auf dem Festival?

Zu Beginn wird es eine Einführung und ein Begrüßungsvideo aller teilnehmenden Standorte geben, eine Interaktion mit Besuchern ist geplant, und natürlich zeigen wir Skulpturen unseres persönlichen Ausstellungsthemas: Individuum und Masse. Unser Ziel ist es, dass wir Künstler, aber auch die Besucher untereinander ins Gespräch kommen. Der Austausch ist uns wichtig. Außerdem wird das Festival die ganz Zeit über medial begleitet. Auf Insta-gram werden ich und meine Kollegen auf der ganzen Welt den gesamten Tag über Fotos von der Kunst, den Besuchern und den Aktionen posten. Und die Teilnehmer sollen dasselbe tun.

Wer soll denn teilnehmen?

Ich denke, das Event spricht vor allem Kunstschaffende und Kunstinteressierte an. Dadurch, dass wir so stark medial präsent sein werden, hoffe ich aber darauf, neue Gesichter zu sehen, die sich zum einen für dreidimensionale Kunst interessieren, die aber vielleicht auch der mediale Aspekt reizt.

Wo wird es das Festival noch geben?

Es gibt 70 Veranstaltungsorte in 21 Ländern. Ein Künstler aus Vaihingen an der Enz öffnet etwa sein Haus für Gäste, und eine Bildhauerschule in Neckartenzlingen hat ebenfalls ein Programm erstellt. Außerdem sind Museen, Kunsthallen und private Sammler beteiligt. Ich glaube, dadurch dass die Gastgeber so unterschiedlich sind, ergibt sich eine sehr bunte und individuelle Veranstaltung, von der wir alle über die sozialen Medien etwas mitbekommen. Etwas enttäuscht bin ich allerdings, dass sich im Stuttgarter Raum doch so wenige Kollegen beteiligen.

Was erhoffen Sie sich von der Veranstaltung?

Neue Kontakte, interessante Gespräche, eine Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsthema. Ich wünsche mir, dass sich die Menschen dazu animiert fühlen, mal wieder selbst kreativ zu werden. In allen Bereichen. Es hat etwas unheimlich Beruhigendes, etwas selbst mit den Händen und dem Kopf zu gestalten und sich nicht so passiv von den Medien leiten zu lassen.

Sie arbeiten seit mehr als zehn Jahren kreativ mit Skulpturen. Was ist das Besondere an dieser Kunstart?

Von allen Kunstformen hatte die Skulptur lange den größten Einfluss auf die Gesellschaft. Das hat einen einfachen wie einleuchtenden Grund: Skulptur wurde dafür geschaffen, im öffentlichen Raum, oft unter freiem Himmel, zu stehen. Schon in der griechischen Antike und bei den Römern finden sich Skulpturen und Statuen. Jesus, Maria und die Heiligen waren im Mittelalter in den Kirchen zu finden. In der Renaissance wurden berühmte Heerführer als Reiterstandbilder auf öffentlichen Plätzen dargestellt. Und in der heutigen Zeit setzen sich Städte und Gemeinden gerne Denkmäler in Form von modernen Skulpturen. Ich finde 3-D-Kunst toll, weil man sie von unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und ihre Haptik fühlen kann.