Martin Schmitt noch einmal auf dem Weg zum Schanzentisch. Foto: Getty

Der Ex-Weltmeister im Skispringen will nach seinem letzten Auftritt auf großer Bühne bei der Vierschanzentournee Trainer werden.

Garmisch-Partenkirchen - Mit einem Lächeln stürzte sich Martin Schmitt die Olympiaschanze hinunter, und als er gelandet war, wurde er von den Fans in Garmisch-Partenkirchen gefeiert, als hätte er gerade das Neujahrsspringen gewonnen. Der Mann mit dem lilafarbenen Helm winkte ins Publikum, genoss die Ovationen. Dann trat er ab.

Schmitt spielt bei seiner 18. Vierschanzentournee in der Gesamtwertung keine Rolle. Er war als einer der Verlierer der K.-o.-Runde in den zweiten Durchgang eingezogen, am Ende belegte er Rang 27. Und trotzdem waren es zwei bemerkenswerte Sprünge – denn es sind seine letzten auf der ganz großen Bühne gewesen. Der viermalige Weltmeister und Team-Olympiasieger, der Ende des Monats 36 Jahre alt wird, sprang in Oberstdorf und Garmisch in der nationalen Gruppe. Nun ist die Tournee für ihn beendet, und damit auch sein letzter großer Traum: Schmitt wird den Sprung zu seinen fünften Olympischen Spielen nicht schaffen.

Das Ziel, in Sotschi dabei zu sein, hatte Schmitt angetrieben, sich vor dem Winter noch einmal zu schinden. Über den zweitklassigen Continental-Cup qualifizierte er sich für die Tournee – um aber auch das Flugticket nach Russland zu lösen, hätte es angesichts der jugendlichen Konkurrenz im wiedererstarkten deutschen Team Platzierungen unter den besten zehn bedurft. Davon war Schmitt weit entfernt.

Bundestrainer Werner Schuster hatte lange zu dem beliebten Springer aus dem Schwarzwald gehalten. Auch mangels Alternativen, denn in Teamspringen war Schmitt immer wieder ein wertvolles Mitglied. Zuletzt 2011 bei der WM in Oslo, als das Quartett mit ihm, Michael Uhrmann, Michael Neumayer und Severin Freund Bronze gewann. „Martin schafft es immer wieder, sich auf einzelne Ereignisse zu konzentrieren und entsprechende Leistungen zu bringen“, sagte Schuster anerkennend. Das war vor der Tournee. Nun hat Martin Schmitt den Anschluss verloren. Endgültig. In Garmisch sagte er: „Ich konnte hier nicht so gut fliegen, wie ich es eigentlich kann.“

Kritiker hatten Schmitt immer wieder vorgeworfen, den Zeitpunkt für den richtigen Absprung verpasst zu haben. Diese Vorwürfe hörte er sich stets mit großer Geduld an – und lächelte darüber. „Natürlich beschäftige ich mich mit dem Karriereende“, antwortete er auch nun wieder, „aber dieser Sport macht mir immer noch Spaß. Und auch diese Tournee war nicht frustrierend – ich wusste ja, dass ich sie nicht gewinne.“

Im November 1998 war es, als Martin Schmitt mit zwei sensationellen Weltcup-Siegen einen Skisprung-Hype in Deutschland auslöste, wie es ihn zuvor noch nicht gegeben hatte. Gemeinsam mit Sven Hannawald, dem einzigen Springer, der alle vier Springen einer Tournee gewonnen hat, schaffte es Schmitt, dass sich plötzlich Menschen für Schanzengrößen, K-Punkte und den V-Stil interessierten, die zuvor nicht einmal wussten, was Skispringen ist. Die Athleten wurden damals gefeiert wie Popstars.

Nach der Saison 2002 musste Erfolgsspringer Schmitt der Jagd um immer größere Weiten allerdings Tribut zollen. Mehrmals wurde er an seinen Knie operiert. Danach kam er nie wieder in die Form, die er zuvor ständig gehabt hatte. Der letzte seiner 28 Weltcup-Siege datiert vom 1. März 2002. Trotzdem ließ das Interesse an ihm nie nach. Schmitt hat diesen Interview-Marathon immer professionell und geduldig absolviert. Stets ging es ihm vor allem um seinen Sport. „Ich will nur gut Ski springen“, hatte er noch vor der Tournee gesagt, „Wehmut kann ich hinterher haben.“

Und nun? Wird sich Schmitt wohl intensiv mit den Planungen der Zeit nach der sportlichen Karriere beschäftigen. Die Richtung ist dabei längst klar: Bis 2015 wird Schmitt seine Ausbildung zum Diplom-Trainer in Köln abschließen – und bei seinen Fähigkeiten und seiner Ausstrahlung dürfte er schon bald eine gute Rolle im Trainergeschäft spielen. „Ich würde ihn wahnsinnig gern in unser Team integrieren. Es gehört zu unserer Philosophie, ehemalige Athleten wie jetzt schon die Olympiasieger Michael Uhrmann, Stephan Hocke oder dann eben Martin Schmitt einzubauen“, sagt Horst Hüttel, Sportlicher Leiter im Deutschen Skiverband (DSV), „ich könnte mir einen Mann wie Martin Schmitt zum Beispiel im B-Kader vorstellen.“

Vielleicht kommt es ja sogar zu einer Neuauflage des Erfolgsduos Schmitt/Hannawald. „Im Frühjahr sind weitere Gespräche geplant. Ich könnte mir für mich eine Position hinter dem Trainer-Team vorstellen, so wie Oliver Bierhoff im Fußball“, meinte Hannawald bei der Tournee, „vielleicht können Martin und ich etwas zusammen machen. Ein erfolgreiches Duo, so wie früher.“