Martin Schmitt will nach Sotschi. Foto: Bongarts

Über zweitklassige Continentalcups will sich der Skispringer Martin Schmitt seinen Traum von Olympia erfüllen.

Über zweitklassige Continentalcups will sich der Skispringer Martin Schmitt seinen Traum von Olympia erfüllen.

Titisee - An diesem Wochenende gibt es erstmals seit fast sieben Jahren wieder einen Weltcup in Martin Schmitts Schwarzwälder Heimat. Doch statt nach Titisee-Neustadt hat sich die Skisprung-Legende am Mittwoch in die norwegische Provinz aufgemacht, zu einem zweitklassigen Continentalcup in einem Flecken namens Rena. „Natürlich wäre ich gern in Titisee gesprungen. Aber es ist nicht so schlimm, dass es jetzt nicht so ist“, sagt der bald 36 Jahre alte Routinier: „Rena ist selbst für mich Neuland.“ Der Olympiasieger, viermalige Weltmeister und zweimalige Gesamtweltcup-Sieger macht diese Tingelei auf seine alten Skisprung-Tage mit, weil er seinen Traum von einem olympischen Happy End im letzten Winter seiner sportlichen Karriere nicht aufgeben will.

Die Leistungen vor der Saison haben nicht gereicht, um es ins Weltcup-Team zu schaffen. Die Jungen Wilden sind zu stark. In den ersten vier Einzelspringen flogen in Andreas Wellinger (18), Marinus Kraus (22), Richard Freitag (22) und Severin Freund (25) vier verschiedene Sportler aufs Podest. Auch Karl Geiger (20) hat eine Teilnorm für den Sprung ins fünfköpfige Aufgebot für Sotschi erfüllt. Schmitt läuft bis zur Olympia-Nominierung in rund einem Monat die Zeit davon.

„Ich bin im Herbst besser gesprungen als im Vorjahr, aber es hat einfach nicht gereicht, weil andere besser waren. Das Niveau in Deutschland ist höher geworden. Und das ist gut so“, sagt Schmitt tapfer. Er glaubt trotz aller negativen Vorzeichen, dass er zumindest noch eine kleine Chance hat, ins Olympia-Team zu rutschen. Über die Continentalcups in Rena und Lahti – dort holte er vor fast 13 Jahren die bis dato letzten WM-Titel für die deutschen Flieger – will er ins Aufgebot für die Vierschanzentournee rutschen. Dort darf bei den Springen in Oberstdorf (29. Dezember) und Garmisch-Partenkirchen (1. Januar) zusätzlich zum Weltcup-Team die nationale Gruppe starten.

Immer seinen Weg gegangen

Den Tournee-Auftakt im Allgäu hat Schmitt zwischen 1998 und 2000 dreimal in Serie gewonnen, das Neujahrsspringen 1999. Eine ähnliche Glanzleistung wird es auch diesmal brauchen, um das Unmögliche möglich zu machen. „Die Latte liegt sehr hoch. Ich muss aus eigener Kraft mindestens unter die Top Ten springen können“, weiß Schmitt: „Olympia war meine Hauptmotivation, noch ein Jahr weiterzumachen. Eine Garantie gibt es nie im Leben. Aber ich habe gespürt, dass da noch was ist.“

Das genau ist auch seine Antwort auf die immer wieder gestellte Frage, warum er seine Karriere nicht schon längst beendet hat. Abgeschrieben wurde er ja schon oft, doch zwischen all den Tiefpunkten in den vergangenen zehn Jahren hat er auch immer wieder bewiesen, dass er ein Meister des Comebacks ist. Die WM-Silbermedaille 2009 war so ein Beispiel, der zehnte Platz bei der Vierschanzentournee im vergangenen Winter. Schmitt ist immer seinen Weg gegangen, und so wird er auch seine Entscheidung treffen, falls es nicht für Sotschi reichen sollte: „Die Wahrscheinlichkeit ist vermutlich höher, dass ich es nicht schaffe. Aber was ich dann machen werde, kann ich entscheiden, wenn es so weit ist. Man kann davon ausgehen, dass das mein letzter Winter als Skispringer ist.“

Schmitt dürfte dem Skispringen auch danach erhalten bleiben. 2015 wird er seine Diplom-Trainer-Ausbildung in Köln abschließen, und es ist wahrscheinlich, dass er dann an prominenter Stelle eine Rolle im Trainergeschäft spielen wird. Zuvor will er sich mit seiner fünften Olympia-Teilnahme jedoch noch einen Traum erfüllen. Bundestrainer Werner Schuster hält ihm die Tür einen Spalt offen: „Bei der Vierschanzentournee wird er wohl zu uns stoßen, das wird dann auch seine Chance sein, noch den Sprung zu Olympia zu schaffen. In jedem Fall hat er allen Respekt verdient. Für mich ist er vielleicht der größte Springer, den Deutschland jemals hervorgebracht hat.“