Alpiner Skisport als Wettkampf zwischen den Stangen - weil immer mehr Talente im Jugendalter mit dem Rennlauf aufhören, wurde das Format der Ski-Liga ins Leben gerufen Foto: Getty

Dem alpinen Skirennlauf sind in den vergangenen Jahren im Unterbau zu viele Talente verloren gegangen. Mit Hilfe der Ski-Liga sollte der Trend gestoppt werden. Baden-Württemberg machte im vergangenen Winter den Anfang, nun sind auch die Bayern dabei – und das Format soll weiter wachsen.

Stuttgart - Richard Daschner ist ein Mann mit Erfahrung. Auf 20 Jahre als Funktionär im alpinen Skirennlauf verweist der Bayer, zuletzt aber wurde die Lage immer weniger hoffnungsfroh – und Daschner suchte nach neuen Impulsen. „Seit Jahren haben wir versucht irgendetwas zu finden, was den Skirennsport wieder ein Stückchen attraktiver macht“, erinnert er sich. Weil im Übergang vom Schüler- zum Jugendalter immer mehr Rennläufer es sein ließen mit dem aktiven Wettkampfsport.

„Viele, die es nicht in einen Kader geschafft haben, hörten einfach auf“, sagt Richard Daschner beinahe verzweifelt und gibt einen Rückgang von 4000 auf 1000 Teilnehmer bei nationalen Rennen an. Doch dann sah er einen Hoffnungsschimmer – in Baden-Württemberg.

Aus den gleichen Gründen wurde hierzulande im Herbst 2013 die erstmalige Durchführung der Ski-Liga Baden-Württemberg beschlossen. Teams sollten in mehreren Rennen einen Mannschaftsmeister ermitteln, das neue Format, das Gemeinschaftsgefühl fördert, sollte die Rennläufer länger bei der Stange halten. Die erste Auflage wurde als Erfolg bewertet, in diesem Winter läuft die zweite Saison, und Hans Fülle, Ligaverantwortlicher der BW-Liga, sagt: „Das Format hat sich toll entwickelt. Der Rückgang aktiver Rennläufer konnte aufgehalten werden.“ Richard Daschner, Leiter Wettkampfsport im Bayerischen Skiverband (BSV), kann das bestätigen.

Daschner hatte sich vor dieser Saison mit den eigenen und den Kollegen aus Baden-Württemberg zum Erfahrungsaustausch zusammengesetzt, danach übernahmen die Bayern das Format und starteten mit elf Teams in die Ski-Liga Bayern (in Baden-Württemberg bilden 15 Mannschaften die Liga). Am kommenden Wochenende steigt das Finale, die Nachbarn aus Baden-Württemberg fahren eine Woche später ihre entscheidenden Rennen – und im Titelkampf mischt auch noch das Team Stuttgart mit.

"Enorm wichtig, dass Stuttgarter dabei sind“

„Es wird zwar schwer, noch unter die besten drei zu kommen“, sagt Jana Lindner, „aber das ist definitiv unser Ziel.“ Die 21-Jährige hatte vor der Saison die Initiative ergriffen, nachdem die Ski-Liga auch in ihrer zweiten Auflage ohne Team aus der Landeshauptstadt zu starten drohte. „Dabei ist uns das enorm wichtig, dass die Stuttgarter dabei sind“, sagt Fülle. Also startete Jana Lindner eine Online-Umfrage in den Clubs des Rennbezirks Stuttgart-Unterland – und fand schnell genügend Rennläuferinnen und Rennläufer, um doch noch ein Team an den Start zu bringen. „Dass diese Mannschaft gleich eine gute Rolle spielt, ist umso schöner“, findet Funktionär Fülle.

Ein halbes Dutzend Vereine ist in der Stuttgarter Equipe vertreten, das Wir-Gefühl dennoch groß. „Selbst diejenigen aus dem Bezirk, die nicht an den Team-Rennen teilnehmen, fragen immer wieder nach, wie es läuft“, erzählt Jana Lindner, die mit ihren 21 Jahren die Älteste der Mannschaft ist und den Sinn und Zweck der Ski-Liga bereits erfüllt sieht: „Es starten wieder mehr Leute, und ich habe schon viele ehemalige Weggefährten getroffen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.“ Und im kommenden Jahr könnte das Team Stuttgart sogar noch stärker sein.

Da dessen Teilnahme erst spät feststand, hatten einige Rennläuferinnen und Rennläufer des Bezirks bereits bei anderen Mannschaften zugesagt. Für die neue Saison sollen sie in ihrem Heimatteam starten, doch auch so sind die Stuttgarter Skirennläufer mit dem sportlichen Abschneiden beim Liga-Debüt zufrieden. „Das Finale“, sagt Jana Lindner, „erreichen wir auf jeden Fall.“

Von der süddeutschen Meisterschaft zur deutschen?

Jeweils die besten acht Teams aus Bayern und Baden-Württemberg ermitteln beim großen Finale Ende März den offiziellen und vom Deutschen Skiverband (DSV) anerkannten Deutschen Ski-Mannschaftsmeister. „Zunächst wollten wir nur die süddeutsche Meisterschaft ausfahren“, sagt Hans Fülle, „aber mit Blick auf die Zukunft wurde es dann gleich die deutsche Meisterschaft.“

Im kommenden Winter nämlich sollen weitere Landesverbände das Liga-Format umsetzen. Hessen und Westdeutschland gelten als heiße Kandidaten, zuvor kommt es wieder zum Erfahrungsaustausch – und womöglich weiteren neuen Impulsen, nach denen einst so lange gesucht worden ist.