Flieger, grüß’ mir den Mond: Skifliegen ist eine faszinierende Disziplin. Foto: AFP

Energie, Dynamik, Herausforderung, Risiko: Beim Skifliegen, sagt Martin Schmitt, „ist alles eine Nummer größer“. Vor der WM in Oberstdorf äußert sich der Olympiasieger über die Grenzen des Fliegens, über die deutschen WM-Chancen und über Kamil Stoch.

Stuttgart - Skisprung-Olympiasieger Martin Schmitt hält beim Skifliegen eine Steigerung des Weltrekords, der aktuell bei 253,5 Metern liegt, auf 300 Meter für möglich – allerdings nicht auf den derzeitigen Anlagen. „Ich denke, dass auf den aktuellen Schanzen 255 oder 256 Meter möglich sind. Dann wären sie endgültig ausgesprungen“, sagte Schmitt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Das Limit hängt allein von der Größe der Schanze ab. Die Athleten könnten Sprünge landen, die noch um einiges weiter gehen. Ich sehe die Entwicklung im Skifliegen als Prozess, der dauert, zumal nicht geplant ist, in nächster Zeit neue Anlagen zu bauen. Ein Sprung auf 300 Meter ist, rein theoretisch, auf einer entsprechenden Schanze möglich. Allerdings fehlen uns für diesen Grenzbereich die Erfahrungswerte. Die Anfahrts- und Fluggeschwindigkeit wäre enorm hoch, keiner weiß, wie das Material reagieren würde und wie hoch der Druck wäre, den die Athleten aushalten müssten.“

Martin Schmitt ist begeistert von Kamil Stoch

Bei der Skiflug-WM an diesem Wochenende traut Martin Schmitt vor allem Andreas Wellinger viel zu: „Er ist vor einem Jahr beim Skiflug-Weltcup in Oberstdorf zweimal Zweiter geworden, er kann jetzt bei der WM ganz sicher um die Medaillen springen. Und, wenn es optimal läuft, sogar Weltmeister werden.“ Zusammen mit Richard Freitag sei Wellinger auch eine große Medaillenhoffnung für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang: „Beide haben ganz sicher das Potenzial, um in den zwei Einzelwettbewerben aufs Podest zu springen. Und im Teamwettbewerb stehen die Chancen natürlich ebenfalls sehr gut“, erklärte Schmitt in dem Interview, „im Springen sind die Deutschen noch stärker als im Fliegen, da bei der Ausbildung in Deutschland viel wert auf den Absprung gelegt wird. Was Dynamik und Qualität angeht, sind die deutschen Athleten hier absolute Weltspitze. Das passt perfekt zu den Anforderungen auf den normalen Schanzen.“

Beeindruckt zeigt sich Schmitt von der Leistung des Polen Kamil Stoch, der bei der Vierschanzentournee alle vier Springen gewonnen hat: „Da hat er eine unglaubliche Konstanz gezeigt. Immer wenn es nötig war, ist er voll da gewesen, hat in den Wettkämpfen seine besten Sprünge gezeigt. Er ist jetzt Olympiasieger und Weltmeister, hat den Gesamtweltcup und die Tournee gewonnen. Sollte er nun noch Skiflug-Weltmeister wird, hat er alles erreicht, was er erreichen kann. Wenn er seine Karriere beendet, wird er zu den größten Springern gehören, die unser Sport je hatte – definitiv!“